Lesermail (Wenn Frauen töten)
Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Seit einigen Wochen läuft sonntagabends auf SuperRTL die amerikanische Dokuserie "Snapped – Wenn Frauen töten". Damit scheint schon der Titel zu suggerieren, dass eine Frau, die tötet, nur "durchgedreht" bzw. "außer Kontrolle geraten" sein kann, also vermutlich im Affekt oder quasi unzurechnungsfähig gehandelt hat.
Ein Einführungstext zur Serie, der im Internet, aber auch in der aktuellen HÖRZU (S. 49) abgedruckt wird, lautet: "Reale weibliche Straftäterinnen, die durch ihre Tat einen Menschen, häufig den eigenen Partner, umgebracht haben, kommen selbst zu Wort und berichten, welche Hintergründe sie zu ihren Taten verleitet haben. Dabei ergibt sich oftmals ein ganz anderer Blickwinkel auf die nach außen hin unglaublich erscheinenden Verbrechen."
Vom unsinnigen Pleonasmus "weibliche Straftäterinnen" einmal abgesehen, klingt dieser Text für mich wie eine höfliche Umschreibung für: "Wenn eine Frau ihren Mann umbringt, muss man nur genau genug hinschauen, und dann wird schon klar, dass der dumme Sack es nicht besser verdient hatte." Guckt man dann jedoch einige Folgen, wird dieser Eindruck widerlegt: Gezeigt werden reale Fälle, häufig Gattenmorde, die kalt berechnend verübt wurden (also keineswegs im Affekt, vielmehr oft aus Gier) und die auch aus der Nahperspektive keinen Deut entschuldbarer werden. In einem am letzten Sonntag gezeigten Fall waren auch erfundene Vorwürfe häuslicher Gewalt im Spiel, mit denen eine Frau einen Bekannten zum Mord an ihrem Mann anstiftete. Aber die Programmzeitschriften und selbst der eigene Titel der Sendung müssen es natürlich so aussehen lassen, als wären diese Frauen gar nicht richtig verantwortlich! Sonst wäre es wohl auch politisch unkorrekt, eine solche Dokuserie überhaupt zu produzieren ...
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