Tara Hill: "Die Revolution des Publikums"
Dieses Jahr wird als Zäsur in die Geschichte eingehen – nicht nur politisch, sondern auch medial: denn erstmals sehen sich die westlichen Massenmedien einem eigentlichen Aufstand ihrer Nutzer gegenüber.
(...) Dass viele «Leit- oder Qualitätsmedien» den Fehler nach wie vor nicht bei der eigenen Berichterstattung, sondern ausschliesslich beim aufmüpfigen Rezipienten suchten und seit Sommer dazu übergingen, ihre Foren nicht nur massiv stärker zu moderieren, sondern teilweise nur noch bei einzelnen, weniger kontroversen Themen zu öffnen oder gleich ganz zu schliessen, konnte diesen Konflikt nur verschärfen: «Liebe Leser ihr seid uns eigentlich egal», spottete «Telepolis» am 2. September über diese Kurzschlussreaktion, welche nicht nur der eigenen, engagierten Stammklientel sauer aufstiess, sondern von vielen als Rechtfertigung für Zensur interpretiert wurde. (...)
Die «Alpha-Journalisten» täten daher gut daran, schnellstmöglich jenen «Autopilot»-Modus zu beenden, der sie in einer gefährlichen «Filter Bubble» dazu verleitet, ihre Peer Group ernster zu nehmen als ihre Nutzer. (...) Der beste Weg, den klassischen Journalismus vor der möglicherweise grössten Vertrauenskrise seiner Geschichte zu bewahren, wäre, die Lehren aus diesem folgenschweren Medienjahr zu ziehen. Will heissen: Kritik konstruktiv anzunehmen, ein grösseres Themen- und Meinungsspektrum zuzulassen, den Dialog mit allen Segmenten der Gesellschaft wieder aufzunehmen und vor allem: eine grössere Distanz zur derzeitigen gesellschaftlichen Elite zu wahren.
In der Schweizer Tageswoche findet man den vollständigen Beitrag Tara Hills, in dem es vor allem um die Berichterstattung zur Weltpolitik geht, der sich aber natürlich auf die Geschlechterdebatte problemlos übertragen lässt.
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