Feminismuskritik Kernthema der Jungen Alternative bei der Europawahl
Die Junge Alternative hat sich den Antifeminismus ausgesucht, sie will damit um Stimmen kämpfen für die Europawahl Ende Mai. "Der Zustand der Gleichberechtigung ist erreicht", sagt Tim Wiemer, der seinen Mitgliedsantrag für die Junge Union schon ausgefüllt hatte, als gerade die AfD gegründet wurde und er sich spontan anders entschied. "In meiner Generation gibt es sehr, sehr wenige Frauen, die sagen würden, sie fühlen sich nicht gleichberechtigt." Zwar habe der Feminismus in der Vergangenheit Großes geleistet, man denke an das Frauenwahlrecht und die Frauenerwerbstätigkeit. "Wenn er aber in seiner jetzigen Form weiterbetrieben wird, laufen wir Gefahr, dass es zu einer Benachteiligung des Mannes kommt", sagt Wiemer.
(...) "Das ist einfach der Geist unserer Zeit, den wir aufgefangen haben", sagt Tim Wiemer, und damit könnte er sogar recht haben: Vergangene Woche zum Beispiel ist das Buch "Tussikratie: Warum Frauen nichts falsch und Männer nichts richtig machen können" erschienen, in dem zwei Autorinnen schreiben, warum Frauen sich mit der ganzen Gleichberechtigung selbst im Weg stehen.
Natürlich vertreten die Autorinnen nicht die These, dass Frauen sich "mit der ganzen Gleichberechtigung" im Wege stünden, sondern argumentieren sehr viel differenzierter- (Ich habe das Buch hier rezensiert.) Aber mit solchen verzerrenden, dauerironisierenden Formulierungen glaubt Denise Peikert sich in der Frankfurter Allgemeinen wohl behelfen zu müssen, um so zu tun, als ob jegliche Kritik am Heiligen Feminismus nur von weltfremden Spinnern kommen könne. Etwa wenn sie zum angeblichen Lohnunterschied zwischen Mann und Frau schreibt:
Der Bundesvorstand der JA nennt in dem Zusammenhang eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung von 2013 sinnvoll. Bei dieser wurden erstmals die Nettogehälter statt der Bruttogehälter von Frauen und Männern miteinander verglichen. In der Studie steht, dass der Unterschied im Westen Deutschlands je nach Höhe der Stundenlöhne zwischen 37 und 27 Prozent betrage. Das ist natürlich jetzt komisch, die Differenz erscheint ziemlich groß. Aber möglicherweise ist es für die JA nicht so wichtig, was drin steht in der Studie, wenn sie richtig aufgebaut ist und niemand suggestiv eingewirkt hat.
Zugegeben, es ist richtig, dass das rechte Lager da mal wieder ein paar Dinge durcheinanderwirft. Tatsächlich war es nämlich nicht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, sondern das Institut der deutschen Wirtschaft, das 2013 ermittelte, dass die Gehaltsdifferenz zwischen den beiden Geschlechtern lediglich zwei Prozent beträgt. Das Institut für Wirtschaftsforschung hingegen fand Ende 2012 heraus, dass Männer mehr als doppelt soviel Überstunden machen wie Frauen - was einer der vielen Gründe dafür ist, dass Männer im Schnitt mehr verdienen als Frauen. Ein fairer Artikel hätte diesen Sachverhalt erklärt.
Natürlich muss der AfD klar sein, dass viele Journalisten stattdessen nur auf solche Schnitzer lauern, um zur Not sogar junge Nachwuchspolitiker als weltfremde Spinner vorzuführen. Aber mit dieser in der Tat suggestiven Berichterstattung erreichen Denise Peikert & Co. letztlich nur die Leser, die ohnehin schon auf ihrer Seite sind. Bei vielen anderen wird vor allem hängenbleiben, dass die AfD jetzt auch Feminismuskritik im Programm hat, und sie werden sie deshalb wählen. Und niemand kann ihr das vorwerfen, solange wir Linken ihr dermaßen großzügig überlassen, sich bei diesem inzwischen weit verbreiteten Unmut alleine zu bedienen.
<< Home