Donnerstag, April 17, 2014

Vergewaltigungen: mehr Anzeigen, weniger Urteile

Verschiedene Medien, darunter die Süddeutsche Zeitung, berichten heute darüber, dass je gründlicher man zum Beispiel mittels DNA-Analysen Spuren sichern kann, desto weniger Anzeigen wegen Vergewaltigung zu einem Urteil führen. Grundlage für diese Artikel ist eine aktuelle Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen:

Angezeigte Übergriffe werden immer seltener bestraft. "Diese Entwicklung ist für Frauen nicht akzeptabel", sagt der Kriminologe und Direktor des KFN, Christian Pfeiffer.


Befremdlich ist, dass von Christian Pfeiffer und den verschiedenen Medien ganz selbstverständlich so getan hat, als läge einer Anzeige automatisch eine entsprechende Tat zugrunde. Nur an einer Stelle des Artikels heißt es zum Thema Falschbeschuldigungen:

"Man kann nicht ernsthaft unterstellen, dass ein so hoher Anteil der Frauen eine Vergewaltigung erfindet", sagt Pfeiffer.


was in der Zwischenüberschrift der Süddeutschen noch einmal eingedampft wird zu

"Man kann nicht ernsthaft unterstellen, dass Frauen eine Vergewaltigung erfinden"


Nein, natürlich nicht. Welche Frau würde so etwas je tun?

"Man kann nicht ernsthaft unterstellen, dass ..." Vielleicht versuchen wir es das nächste Mal doch wieder mit Wissenschaft statt mit billiger Rhetorik? Warum stammen Studien, die eine hohe Rate an Falschbeschuldigungen ausweisen, grundsätzlich aus dem Ausland, während das in Deutschland nicht erforscht wird? Vielleicht weil sich ein Kriminologe, der das täte und dabei auf ähnliche Raten stoßen würde, weniger angnehem im Schweinwerferlicht der Medien sonnen könnte wie Christian Pfeiffer?

Nachtrag: Kaum habe ich diesen Eintrag gebloggt, kommt dieser Artikel bei mir rein.

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