Montag, Februar 03, 2014

Schwarzers dubiose Finanzen: So reagieren die anderen

Bei Alice Schwarzers Steuerhinterziehung ist inzwischen von Steuern für einen Betrag von 2,4 Millionen Euro die Rede. Wie fallen die ersten Reaktion auf diesen Skandal aus? Eine kleine Presseschau:

Finanziell war dies für sie ein bombiges Geschäft – auch nachdem sie sich im vergangenen Jahr selbst angezeigt hat. Denn Steuersünden verjähren nach spätestens zehn Jahren, und daher hat sie auch nur die Steuern für die vergangenen zehn Jahre nachgezahlt. Ihr Schweizer Konto besteht aber seit den 1980er Jahren, wie Schwarzer selbst einräumt. Alice Schwarzer ist also eine Täterin, die knallhart ihre Eigeninteressen maximiert hat. Dennoch wäre sie nicht Alice Schwarzer, wenn sie sich nicht zum Opfer stilisieren würde. (...) Besonders schlimm: Schwarzer dichtet ihre Steuerflucht in eine Flucht aus politischen Gründen um. (...) Schwarzer schreckt also nicht davor zurück, sich als politisch Verfolgte aufzuplustern – und sich damit implizit mit den Opfern im Dritten Reich zu vergleichen.


Ulrike Herrmann, taz

Jetzt müssen Sie mir aber nur eins erklären: Warum eigentlich vergangenes Jahr dies Gejammer wegen der gestrichenen Fördergelder für Ihren grandiosen FrauenMedia-Turm in Köln? Sie haben doch Geld. Ihr "Lebenswerk" sahen Sie damals bedroht, weil die staatlichen Gelder nicht mehr so freimütig fließen wollten in ein Projekt, dessen Nutzen für die Allgemeinheit von zweifelhaftem Sinn war. Das hat jetzt natürlich einen schalen Beigeschmack. Logisch, auch das ist natürlich nachvollziehbar, also so menschlich meine ich. Warum privates Geld in ein Schwarzer-Prestigeobjekt stecken, wenn der doofe Steuerzahler das doch bezahlen kann – wie er es jahrelang tat.


Birgit Kelle im European

Vor diesem Hintergrund wird schlaglichtartig deutlich, welch erbärmliche Nummer die selbst ernannte moralische Instanz in Sachen "Feminismus" in den letzten Monaten mit ihrer Anti-Prostitutions-Kampagne abgezogen hat. Schwarzer beklagt jetzt einen angeblichen "Rufmord" an ihrer Person, weil man nachträglich ihre Steuerhinterziehung publik gemacht hat. Nicht mit der Wimper gezuckt hat Frau Schwarzer allerdings, als sie in ihrem Pamphlet "Prostitution – ein deutscher Skandal" gegenüber Pro-Prostitutions-Organisationen wie Doña Carmen e.V. vom Leder zog und ohne die Spur eines Beweises die Lüge auftischte, wir hätten einen hohen fünfstelligen Betrag für Zeitungsanzeigen bezahlt und würden über dubiose Finanzquellen verfügen. Nichts von dem ist wahr. Obwohl ein Urteil des Frankfurter Landgerichts vom 25.11.2013 die 25.000-Euro-Lüge als Unwahrheit benannt hat, darf Frau Schwarzer bis zur zweiten Auflage ihres Pamphlets diese Lüge darin weiter verbreiten. Wenn etwas Rufmord ist, dann das! Mit ihrem Rufmord gegenüber anderen hat Frau Schwarzer kein Problem. Die Berichterstattung über ihre eigene Steuerhinterziehung hingegen erscheint ihr als inakzeptabler "Rufmord". Welch eine Doppelmoral!


Doña Carmen e.V.

"Präzedenzfall Schwarzer", "Rufmord", "Dammbruch", ja sogar "Hexenjagd": Wenn die Königin des deutschen Feminismus ins Rampenlicht tritt, dann muss dahinter eine politische Verschwörung des Bösen stecken. (...) Die Frau, die Jörg Kachelmann öffentlich noch einen Vergewaltiger nannte, als das Gericht den Wettermann schon nicht mehr rechtlich belangte, die ihre Nachfolgerin an der Spitze der Zeitschrift "Emma" öffentlich der Unfähigkeit bezichtigte und auch sonst das scharfe rhetorische Schwert gegen niemanden scheut, gibt sich zart besaitet, wenn es um ihr eigenes Leben geht und die Frage, was Geld und Moral miteinander zu tun haben.


Antje Sirleschtov im Tagesspiegel

Wieviel Geld liegt in der Schweiz um auf die Zinsen 200.000 € Steuern nachzahlen zu müssen? Und eine noch dringendere Frage, woher kam das Geld was ja nach Aussagen von Frau Schwarzer seit den 80ern dort nur herumliegt und sich multipliziert?


Jens Blecker, ik-news

Doch Schwarzer hatte kein Schwarzkonto angelegt wie Uli Hoeneß und viele andere, sondern nur "vergessen", den jährlichen Zinsgewinn beim deutschen Fiskus zu versteuern. (...) Eine erkennbare Lust an der Hatz bei Fehlverhalten ist spürbar. Und natürlich findet sich immer etwas bei den Erfolgreichen, deren Wohlstand unter Generalverdacht steht. (...) Es wird im Falle Schwarzers nicht gelingen, ihr Verhalten nachträglich zu kriminalisieren oder zu ironisieren. Sie hat sich gut verhalten nach Veröffentlichung des "Spiegel"-Textes und ihre Beweggründe glaubwürdig erklärt.


Andrea Seibel, Die Welt

Die Aufregung ist allerdings nachzuvollziehen, weil mit ihrer Steueraffäre ihre eigenen Ansprüche mit großem Getöse einstürzen, jene moralischen Altäre, vor die Alice Schwarzer so gern andere zerrt. Und die Nachsicht, die sie jetzt verlangt, hat sie bisher selbst kaum erkennen lassen, weil sie stets einer Mission zu folgen schien.


Uwe Kalbe, Neues Deutschland

Jetzt ist auch die feministische Moralkeule der Nation aufgeflogen: (...) Daß Medien darüber berichten, findet sie allerdings empörend – verständlich, Kriminelles wird erfahrungsgemäß gerne im Stillen erledigt. Die Merkel-Bewunderin Schwarzer ist nicht nur so schwarz, daß sie sogar im Kohlenkeller Schatten würfe – sie gehört auch zu denen, die das Klima dieser Republik prägen: publizistisch, durch Regierungsämter oder wirtschaftlichen Einfluß.


Peter Wolter, junge welt

Wieviele der Medien, die beispielsweise über Hoeneß oder in der Aufschrei-Affäre über Brüderle berichtet haben, haben denn in der Schwarzer-Sache weggeguckt? (...) Man sollte beobachten, ob im Fall Schwarzer dieselbe Empörung produziert wird wie im Fall Hoeneß. Und man sollte sich mal überlegen, von welcher Sorte eigentlich all die Leute, die Politiker, die Journalisten sein müssen, die so jemandem jahrelang blind gefolgt sind.


Hadmut Danisch

Im Tagesspiegel erinnert im übrigen Lutz Haverkamp an ein Interview, das Schwarzer 2010 der Süddeutschen Zeitung gegeben hatte :

SZ: Drei Viertel der heute 40- bis 55-jährigen Frauen droht eine Rente unter Hartz-IV-Niveau.

Schwarzer: So ist es: das Grauen. Frauen sind leider über Generationen gewöhnt, ökonomisch abhängig zu sein und irgendwie aufgefangen zu werden. Sie sind es immer noch nicht gewöhnt, eine eigenständige Alterssicherung zu planen. Es ist zum Verzweifeln.

SZ: Dies wird Ihnen nicht passieren?

Schwarzer: Ganz bestimmt nicht. Ich finde alt sein, Frau sein und arm sein ist mindestens ein Faktor zu viel (lacht).

(...)

SZ: Sind Männer an der Finanzkrise schuld?

Schwarzer: Wer das nicht sehen will, dem ist nicht zu helfen. Das ist doch eindeutig: Die internationalen Finanzen, die haben die Jungs an die Wand gefahren. Dabei geht es natürlich um Profit. Aber es ist auch ein scheinbar irrationales Moment darin: Es geht um die Erotik der Macht. Diese Männer haben längst den Bezug zum Leben verloren. Sie klicken virtuelle Summen mit sechs, sieben, acht Nullen - und wundern sich, wenn sie plötzlich vor den realen Scherben stehen. Das Katastrophale ist, dass Millionen Menschen das dann mit ihren Steuern und ihren Jobs ausbaden müssen.


Zuletzt: Gestern hatte ich noch geunkt, Alice Schwarzer werde bei Sandra Maischberger sicherlich bald eine Plattform zum Kleinreden des Steuerbetruges erhalten. Wie üblich war ich mal wieder nicht so sarkastisch, als dass die Wirklichkeit dies nicht übertreffen könnte. Schon heute abend bei "Hart aber fair" ist das Thema: Was, die auch – kein Recht auf Steuergeheimnis für Alice Schwarzer? In der Ankündigung zur Sendung heißt es:

Muss die Frauenrechtlerin jetzt um ihr Lebenswerk fürchten? Urteilt die Öffentlichkeit zu hart, auch wenn die Justiz Milde walten lässt?

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