Berliner Kurier beschuldigt Femen, Brandsätze zu werfen
Der heutigen Titelgeschichte des Berliner Kurier zufolge, haben Femen-Aktivistinnen "Brandsätze" auf die russische Botschaft geworfen. In einem Artikel des Berliner Kuriers über die Protestaktion ist von einer Feuer-Attacke die Rede. Femen-Mitglieder hätten dem zufolge "brennende Gegenstände auf das Gebäude geworfen".
Wer glaubt, ich würde mich jeglichen Vorwürfen gegen Radikalfeministinnen blind anschließen, den muss ich enttäuschen: Dieses Mal bin ich ausgesprochen skeptisch. Zwar fällt es mir schwer, eine Gruppe zu verteidigen, die in Worten und Bildern so gerne mit Gewaltaufrufen spielt wie Femen. Hier allerdings scheinen mir die Journalisten einer drastisch übertreibenden Darstellung einiger Websites aufgesessen zu sein. Dieses Video etwa zeigt den Protest vor der russischen Botschaft. Es ist überschrieben mit "Femen activist arrested after throwing Molotov cocktail at Russian". Was man in dem Video tatsächlich sieht, ist, dass Nacktivistinnen eine Fackel auf den Bürgersteig legen und dann ein offenbar leeres Glas darauf zerschmettern. In anderen Zeitungsartikeln, etwa der Berliner Morgenpost und dem Tagesspiegel, wird zwar über den Protest berichtet, etwaige Brandsätze allerdings müssen die Reporter übersehen haben ...
Ich bin wirklich der erste, der bei beiden Lagern verbale und tatsächliche Gewalt anprangert, aber wenn da nicht noch deutlich mehr kommt, das ich noch nicht herausrecherchieren kann, ist hier der Vergleich mit einem Molotowcocktail lächerlich. Derartig alberne Übertreibungen nutzen einer seriösen Auseinandersetzung mit dem im radikalfeministischen Lager vorhandenen Gewaltpotential nicht.
Nachtrag: Wie so oft ist mein Bild von radikalen Feministinnen auch hier zu positiv. Einer meiner Leser hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass der von mir verlinkte Artikel in der Berliner Morgenpost eine Klickstrecke von mehreren Bildern enthält, auf denen eine Femenaktivistin auch beim Werfen eines Objekts gezeigt wird, das einem Molotowcocktail verdammt ähnlich sieht, auch wenn in der Bildunterschrift von einer "olympischen Fackel" die Rede ist. In jedem Fall wird ein Brandkörper auf das Botschaftsgelände geworfen, und die Femen haben die Schwelle zu tätlicher Gewalt überschritten.
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