Mittwoch, Oktober 30, 2013

"Alle Männer sind Lügner" – Eine feministische UN-Kampagne geht nach hinten los

Die feministische Propagandaabteilung – diesmal innerhalb der Vereinten Nationen – hat kürzlich eine neue Aktion gestartet, die belegen soll, wie übel Frauen in unserer Gesellschaft diskriminiert würden. Journalistinnen in feministischen Blättern sorgen für die Weiterverbreitung dieser Kampagne, so etwa Johanna Bruckner in der "Süddeutschen", die erklärt, worum es geht:

Darf Google im Namen der Meinungsfreiheit Menschen, ja gar ein ganzes Geschlecht verunglimpfen? Vier Plakatmotive hat die "Entity for Gender Equality and the Empowerment of Women", eine Abteilung innerhalb der Vereinten Nationen, die sich um Gleichberechtigung und die Stärkung von Frauen bemüht, jüngst vorgestellt. Darauf zu sehen: vier Frauen unterschiedlicher Ethnie, die anstelle des Mundes ein Google-Suchfenster haben. Eingegeben sind Satzanfänge wie "Frauen können nicht ...", "Frauen sollten nicht ...", "Frauen sollten ..." und "Frauen müssen ...". Die mutmaßlichen Ergebnisse der Google-Vervollständigung sind ebenfalls angezeigt: Sie sind im besten Fall sexistisch - im schlimmsten Fall frauenverachtend.


Bruckner argumentiert weiter:

Das Netz mag ein Ort der Freiheit sein - aber es ist eben auch ein Ort, an dem Freiheit und gesellschaftlicher Fortschritt bisweilen mit Füßen getreten werden. (...) Hier werden auch ganz offen und öffentlich reaktionäre Geschlechtervorstellungen gepflegt - und hier wird Sexismus und Schlimmeres gelebt. (...) Denn die Zahl der Männer, die Frauen im Netz gerne wieder alle Errungenschaften der Gleichberechtigung absprechen würden, ist durchaus groß. Zumindest legen das die Google-Treffer für die dargestellten Aussagen nahe. Allein der Satz "Frauen sollten den Mund halten" liefert mehr als 300 Millionen Ergebnisse.


Nun übernehmen Blogger aus Sicht der Mainstreammedien ja bekanntlich unkritisch alles, was sie irgendwo entdecken, während bezahlte Journalisten kritisch hinterfragen und Meldungen in einen Kontext stellen. Jeder, der Genderama schon eine Zeitlang liest, weiß, dass es in der Geschlechterdebatte tatsächlich genau umgekehrt abläuft. Wenn ich eine Behauptung wie die von Johanna Bruckner lese, verspüre ich den dringenden Wunsch nachzuprüfen, ob sie überhaupt stimmt.

Also gebe ich bei Google "Frauen sollten den Mund halten" ein. Statt auf 300 Millionen Ergebnisse stoße ich auf keine 30.000 – davon vor allem solche, die sich darüber aufregen, dass irgendwer angeblich eine solche Auffassung gezeigt habe, beispielsweise den Artikel von Johanna Bruckner selbst. Hoffmann, Sie Dussel, werden Sie jetzt zu Recht sagen: Wenn Bruckner von mehr als 300 Millionen Treffern bei Google spricht, kann sie natürlich nicht den deutschen Satz meinen, sie hat nur den englischen Satz "Women should be silent" ins Deutsche übersetzt. Gebe ich den eben auch noch bei Google ein. Hierbei komme ich immerhin auf 147.000 Ergebnisse. Sie scheinen sich durchgehend auf eine Textstelle aus dem ersten Brief an die Korinther zu beziehen, also eine Textstelle aus der Bibel, die etwa zweitausend Jahre alt ist und aus heutiger Sicht problematisiert wird. Sind diese vielen Google-Treffer also wirklich ein Anzeichen dafür, dass im Netz "ganz offen und öffentlich reaktionäre Geschlechtervorstellungen gepflegt" werden?

Eigentlich kann man sich mit diesem Nonsens nur noch satirisch auseinandersetzen, wie es das Blog Politplatschquatsch in seinem Beitrag UN macht sich für Männer stark tut. ("Eine Reihe von Anzeigen ist von UN Men, einer Teilorganisation der Vereinten Nationen, die sich für weltweite Männerrechte einsetzt, bei der Werbeagentur Memac Ogilvy & Mather aus dem genderbewegten Dubai in Auftrag gegeben worden. Die kreative Idee der Agentur war es, Googles Autovervollständigung zu verwenden, um die Verbreitung der Diskriminierung der Männern aufzuzeigen.") Natürlich gibt es außerhalb der Satire keine "UN Men", die sich um die Rechte speziell von Männern kümmert... Moment – sollte diese Kampagne nicht eigentlich belegen, dass FRAUEN das zu kurz gehaltene Geschlecht seien?

"Die Vereinten Nationen selbst ignorieren den Status und die Probleme von Männern" erklärt der Soziologie-Professor Anthony Synnott in seinem Buch Re-Thinking Men. Heroes, Villains and Victims und führt dort auf den Seiten 169 bis 170 aus (meine Übersetzung):

Die Veröffentlichungen der Vereinten Nationen sind unterteilt in Kataloge zu verschiedenen Themen, einschließlich der Sozialwissenschaften. Diese wiederum listen alphabetisch Publikationen auf, in denen es um das Altern, Kinder, Entwicklungsländer, Statistiken und Frauen geht. Es fehlt nicht nur eine Liste von Publikationen über Männer; ich konnte bei meiner eigenen Suche keine einzige Veröffentlichung über Männer finden. Der Katalog für Frauen ist 12 Seiten lang, mit 222 Bänden in vielen Sprachen. Dazu gehört die 'Konvention für die Beseitigung aller Formen von Diskriminierungen gegen Frauen', aber Diskriminierungen, die gegen Männer gerichtet sind, von der Zwangsrekrutierung über das Sorgerecht und Männerfeindlichkeit bis zu doppelter Moral im Justiz- und Gefängnissystem, werden nicht erwähnt. (...) Dieser kurzsichtige Tunnelblick und die parteiischen Bewertungen auf der höchsten Ebene der Forschung ist Teil des Problems, nicht Teil der Lösung.


Inwiefern das auch für die aktuelle, eben nicht antisexistische, sondern sexistische UN-Kampagne gilt, erklärt Bettina Hammer heute in dem Telepolis-Beitrag "Alle Männer sind Lügner" oder: Autovervollständigungen, die niemanden aufregen. Bereits der Name der fraglichen UN-Abteilung zeige, dass hier

nicht der Sexismus oder die Stereotypen an sich bemängelt werden, sondern vielmehr lediglich in Bezug auf Frauen agiert wird. Dies ist ein steter Kritikpunkt, wenn es um Sexismus in der Werbung, bei Suchmaschinen usw. geht. Der Sexismus oder die Stereotypen, die angeprangert werden, bewegen sich dabei stets in eine Richtung, höchstens im Nebensatz wird noch angedeutet, dass es natürlich auch Stereotypen im männlichen Bereich gibt. So finden sich unter "all men are" beispielsweise (je nach Land) auch "all men are rapists" oder "all men are rats" wieder – nur wird dies nicht thematisiert. (...) Es liegt in der Natur der Sache, dass sich eine Abteilung, die speziell für " Gender Equality and the Empowerment of Women" zuständig ist, einseitig für den Bereich Sexismus in Bezug auf Frauen engagiert. Die Frage ist allerdings, wieso es hier zu keinen Abteilungen kommt, die sich, so sie es für notwendig halten, mit dem Sexismus in Bezug auf beide Geschlechter befassen.


Herzlichen Glückwunsch also, liebe "Entity for Gender Equality and the Empowerment of Women" innerhalb der UN. Ihr habt noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass auch die Vereinten Nationen ein durch und durch sexistischer Verein sind – allerdings ganz anders, als ihr euch das vorgestellt habt.

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