Donnerstag, Juni 11, 2009

Kontroverse Presse für "Der entsorgte Vater" (3)

Die "Märkische Allgemeine" reagiert auf Wolfspergers Film mit einem Verriss. Ein Auszug:

Auch scheint der Regissseur an kritischer Ursachenforschung nicht interessiert zu sein. Lieber stellt er peinliche Fragen („Wie siehst du den Unterschied zwischen Männlein und Weiblein?“), oder gibt den Porträtierten Gelegenheit, ihren (verständlichen) Frust zu artikulieren: „Ich würd’ am liebsten alle Frauen auf den Mond schießen.“ Es geht also nicht darum, die andere Seite zu verstehen. Statt dessen werden die Gräben zwischen den Geschlechtern zementiert. (…) Also verkumpelt sich der Autor bedingungslos mit seinen Protagonisten, gibt jede dokumentarische Distanz auf und macht den Film zu seiner ganz persönlichen Klageschrift.


Noch härter urteilt die "Rheinische Post":

Da wird nicht hinterfragt, gezweifelt oder untersucht, wie es so weit kommen konnte. Da wird nur Anklage um Anklage gegen die bösen Mütter vorgebracht, die hier manchmal als vorsätzlich sadistische Rachejunkies erscheinen. (…) Frauen wird qua Montage die differenzierte, individuelle Erfahrung abgesprochen: Kennt man eine in diesen Umgangsstreitigkeiten, kennt man alle. Kein Zweifel, hier wartet ein wichtiges Thema auf den Film, der Wolfsperger nicht gelungen ist.


In ähnlicher Weise äußert sich Barbara Schweizerhof in der "Welt":

Die Leidensgeschichten, die die Väter hier enthüllen, sind in der Tat empörend und lassen den Zuschauer den Kopf schütteln über das Ausmaß an weiblicher Tücke, das hier gegen Vater-Kind-Glück zu Felde zieht. Am Ende des Films, in dem gestandene Männer zum Weinen vor der Kamera gebracht werden, ist man geradezu bereit, den anfangs von einem schwer gedemütigten Vater ausgesprochenen Appell zu unterstützen, die "Frauen auf den Mond zu schießen". Spätestens da merkt man, dass Betroffenheit nicht unbedingt die beste Ausgangslage dafür ist, mehr über ein Thema zu erfahren.


Es sei denn natürlich, es geht um die "persönliche Betroffenheit" von Frauen. Ich kenne beispielsweise keinen einzigen Journalisten, der es problematisch fand, als Waris Dirie in ihrem Bestseller "Wüstenblume" forderte, "allen Männern die Eier abzuschneiden". Aber was Frauen dürfen, dürfen Männer lange noch nicht.

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