Mittwoch, März 11, 2009

Und was war sonst so los? (1)

Während die Jungenkrise momentan Schwerpunktthema bei Genderama ist, gab es in der letzten Woche doch auch viele andere geschlechterpolitisch interessante Meldungen, die ich hier einmal in der Übersicht zusammengestellt habe. Dieser Beitrag wird ein wenig länger; ich hoffe, ihr habt heute sonst nichts mehr vor.

In manchen Artikeln der letzten Woche wird schon durch die Überschrift hinreichend klar, worum es darin geht. Bei "Im Bett haben Hunde einen größeren IQ als Männer" (BILD-Zeitung) braucht man etwa gar nicht mehr weiter zu lesen. (Zugunsten der BILD sei allerdings erwähnt, dass es in ihr einen der wenigen lesenswerten Kommentare zum Weltfrauentag gab: "Ein Herz für Männer".)

Unter "Geburtenzahlen brechen ein" macht Spiegel-Online noch deutlicher als zuvor, wie sehr sich Ursula von der Leyen bei ihrer vollmundigen Behauptung verschätzt hatte, die Maßnahmen des Frauenministeriums hätten zu höheren Geburtenzahlen geführt:

2007 stiegen die Geburten zwar noch leicht an, doch Ende des vergangenen Jahres ist die Anzahl von Neugeborenen massiv gesunken. Im November wurden im zweiten Monat in Folge weniger Babys geboren als im entsprechenden Vorjahresmonat - der Einbruch ist so stark, dass er höchstwahrscheinlich gleich das ganze Jahr ins Minus zieht.


Der Schweizer "Blick" verrät uns, "Wie Frauen heute ihren Sex managen". In der Einleitung des Artikels heißt es:

Schweizer Frauen verlieren zunehmend den Überblick über ihre Liebhaber. Mit gravierenden Folgen. Immer weniger Schwangere wissen heutzutage noch, wer der Vater ihres Kindes ist.


Drei von vier Vaterschaftstests werden dem Artikel zufolge von Frauen initiiert.

Wir bleiben noch einen Moment in der Schweiz. Dort berichtet der "Tagesanzeiger" über eine Frau, die als 14jährige von ihrer Mutter auf den Strich geschickt wurde und kürzlich eine Schwangere verprügelte. Die Geschlechterrollen sind wirklich nicht mehr das, was sie noch nie waren.

Und die "Neue Zürcher Zeitung" weiß über Kindesentführungen folgendes zu berichten:

Kommt es zu einer Trennung von Eltern mit Kindern, so kämpfen die Mütter viel stärker und auch mit illegalen Mitteln um ihre Kinder als die Väter. So sind die Mütter für 73 Prozent der Fälle von Entführung verantwortlich.


In Österreich hingegen macht das feministische Zentralorgan Die Standard "Antifeministische Klischees und Männerrechtler" zum Thema. Der Artikel läuft auf folgenden Schlusssatz hinaus: "Wünschenswert ist deshalb eine Männerpolitik, die im Rahmen einer Geschlechterpolitik Frauenpolitik ergänzt." Gut, das Lesen des kompletten Beitrags kann man sich hier vielleicht ebenso sparen wie die Lektüre des erstgenannten Artikels aus der BILD.

Nach der Schweiz und Österreich folgt als nächstes Land logischerweise Saudi-Arabien. Ihr wisst ja, wie sehr mich immer wieder überraschende Entwicklungen der Geschlechterdebatte in den verschiedensten Staaten unserer Erde interessieren. Anlässlich des Weltfrauentages berichtete die "Saudi Gazette" am Sonntag über häusliche Gewalt von Frauen. In der Hoffnung, nicht von irgendwelchen Scheichs wegen Urheberrechtsverstößen verklagt zu werden, zitiere ich mal etwas länger:

A not so well-known fact is that there are thousands of men who suffer from physical or verbal abuse from their wives, but they have to keep their suffering private, because of the social stigma attached to reporting it.

“If you mention the issue of ‘battered men’ in the East, the first reaction is usually laughter, followed by scorn. Women are now more aware of their rights through the media and Internet. They get frustrated when deprived of their rights and this causes an enormous latent aggression which drives them to verbal and physical abuse to give vent to their feelings,” said Professor Chamman Rahim, a lecturer of Social Sciences in Dar-Al-Hikmah College at Jeddah.

From Moonstruck (1987) to Shakespeare in Love (1998) to Pirates of the Caribbean (2007), women hitting men may be seen in popular cinema, but the phenomenon is not just restricted to the movies. According to ABC News, every year there are 834,732 serious cases of women abusing men in the world. (…)

Dr. Muhammad Attia, member of Arab Federation of Psychiatrists says that there are some reasons why men put up with the abuse from their wives. “He genuinely loves the woman and wants to keep the family together. His self esteem also takes a beating and he may feel that he does not deserve an abusive woman, who may be otherwise nice to look at, or richer, ” he said. Generally, men consider it an embarrassment to leave their wives because they have been battered, and may suffer in silence to stop the truth from coming out. (…)

Professor Hani El-Amin, Consultant Psychiatrist and Head of the Psychiatric Department in Dr. Erfan and Bagedo General Hospital said that violence against men is more than physical. “Before the physical abuse, comes the verbal and the emotional abuse which is very difficult to take.”

“A wife sometimes can also be psychopathic due to uncontrolled anger. Indeed, people while saying that they have not heard any reports of men being beaten by their wives, were quick to admit that it was not because incidents of this sort do not occur here in East, but rather because Eastern men are proud and do not admit that their women are beating them”.

El-Amin said that most of the time verbal abuse precedes physical abuse. A lot of women may think about beating up men, but because men tend to be bigger, the feeling is contained. “Relationship abuse is assault, plain and simple. And it should not happen at all -- either from the side of the man or the woman,” said El-Amin. (…)

A police corporal from the Northern police station (Shurta Shumaliya) in Jeddah, who did not want to be named, said to Saudi Gazette that he had witnessed a Saudi wife roughing up her husband at Al-Balad gold Market because he was not buying her a gold jewelry set she wanted. “I just told her husband to solve his matter at home but, I would have certainly arrested him if he was found beating her. Female aggression is usually seen as not very important,” he said.

When the victim of spousal abuse is a man, many women perceive him as guilty and think may be he deserves this and the abusive woman becomes a “role model” for them.

“I have seen my neighbor give her husband a proper flogging once. I encouraged her as it was good for her,” said Ramla Ahmed, a student of King Abdul Aziz University.

“Men have become swollen with pride and overconfident. They take wrong advantage of women. I think all women should learn martial arts to defend themselves against domestic violence or at least learn how to throw a punch for her safety. If a husband hits you once, you should be able to hit him twice,” she said.


Es dürfte übrigens niemanden allzu sehr überraschen, dass sich auch im Falle der Popsängerin Rihanna, die derzeit bei Feministinnen und Journalisten als Vorzeigemodell für häusliche Gewalt äußerst beliebt ist, allmählich herausschält, dass sie offenbar ihren Partner Chris Brown zahlreiche Male zuerst schlug, bevor er sich zur Wehr setzte. Deshalb scheint Rihanna auch nicht vor Gericht aussagen zu wollen und versöhnte sich mit ihrem Partner – was feministisch geprägte Menschen natürlich als skandalöses Zeichen dafür betrachten, wie sehr diese arme Frau vom Einfluss ihres Partners beherrscht werde. Kurz: Es hagelt mal wieder mediale Vorverurteilungen ohne Ende. Werbeverträge Chris Browns wurden infolgedessen aufs Eis gelegt, und Radiosender spielen seine Songs nicht mehr.

Weiter geht es mit der Weltpolitik: Die Vereinten Nationen sollen ein milliardenschweres "Gender Office" erhalten. Wie aus dem verlinkten Artikel unzweifelhaft hervorgeht, bedeutet "Gender" dabei mal wieder "mehr Hilfe für Frauen" und den Anschluss der Verenten Nationen an radikalfeministische Gruppierungen.

Passend dazu hat US-Präsident Obama einen Frauenrat des Weißen Hauses ("White House Women Council") geschaffen:

"The mission of the Council will be to provide a coordinated federal response to the challenges confronted by women and girls to ensure that all Cabinet and Cabinet-level agencies consider how their policies and programs impact women and families," reads a memo describing the move and obtained by The Fix. The announcement is designed to coincide with the celebration of national women's history month. Obama has both personal -- his wife and two daughters -- and political reasons to make this sort of high profile move to ensure that women's needs are being addressed by his administration.


Für den Rest dieses Genderama-Beitrags bleiben wir in Deutschland. Eine gute Nachricht ist hier, dass Männer bei der Lebenserwartung aufholen. Als Grund wird angegeben: "Heute lebten beide Geschlechter unter sehr ähnlichen Umständen, und ihr Gesundheitsverhalten werde immer ähnlicher."

Der Deutsche Bundestag hat letzte Woche Oppositionsanträge zur Entgeltgleichheit abgelehnt. Hier empfehle ich die Lektüre des vollständigen Artikels, in dem erläutert wird, wie die deutschen Parteien jeweils auf die vermeintliche "Lohnlücke" zwischen Männern und Frauen reagieren wollen.

In Christines FemokratieBlog findet man den ebenfalls lesenswerten Beitrag "Das wahre Gesicht der Ursula von der Leyen". Christine setzt sich darin mit einem n-tv-Beitrag auseinander, in dem es unter anderem heißt: "Der dänische Arbeitsminister Claus Hjort Frederiksen sprach von der Gefahr, dass man mit Rechten ausschließlich für Frauen eine Gleichbehandlung von Frauen und Männern ausschließe." Das mag für Herrn Frederiksen und andere denkende Menschen nur logisch sein; in der bisherigen Geschlechterpolitik ist dieser Gedanke indes geradezu revolutionär.

Dazu passt der Artikel "Feminismus sticht Sozialismus" aus der aktuellen "Zeit".

"Es ist doch immer wieder erstaunlich, mit welchen 'Problemen' sich Gerichte (…) befassen müssen" findet derweil das Blog Rechtslupe und verdeutlicht dies anhand eines Falles, bei dem sich die Klägerin darüber beschwerte, dass ihr Name in einem gemeinsamen Steuerbescheid nach dem ihres Mannes genannt wurde. Die Dame hatte keinen Erfolg: Stattdessen wies "das Finanzgericht in seiner Entscheidung darauf hin, dass in der Konsequenz der von der Klägerin vertretenen Auffassung im Falle des Erfolges ihrer Klage - also Nennung der Ehefrau an erster Stelle - der Ehemann eine Verletzung seines Rechts auf Gleichbehandlung der Geschlechter müsste rügen können - ein Ergebnis, dass die Finanzbehörden in eine unauflösliche Situation bringen würde."

Die Berliner "tageszeitung" schließlich berichtete am Montag über den Prozess gegen einen Totalverweigerer.

Die "taz" allerdings ist es auch, die für die letzte Woche meinen Ehrenpreis für Deppenjournalismus erhalten müsste – für den Artikel "Seminar bei Dr. Grapsch ". Der Artikel gehörte zu einem umfangreichen Weltfrauentags-Dossier der "taz" zum angeblichen "neuen Sexismus", das die "taz"-Macher vor das Problem stellte, diesen neuen Sexismus irgendwie herbeiphantasieren zu müssen. (Gemeint war nämlich nicht die grassierende Männerfeindlichkeit.) So heißt es in der fettgedruckten Einleitung des hier verlinkten Artikels von Nicole Janz:

30 Prozent der Frauen werden am Campus diskriminiert oder sexuell belästigt. Protestieren will keine - aus Angst und falsch verstandenem Selbstbewusstsein.


Wo um Himmels willen kommen diese "30 Prozent" her? Wir erfahren es im Lauf des Artikels. Eine Frauenbeauftragte der Technischen Universität Berlin sagt:

"Wir schätzen, dass rund 30 Prozent aller Frauen an deutschen Unis Erfahrung mit sexueller Belästigung oder Diskriminierung gemacht haben." Seit den Neunzigerjahren habe sich an der Zahl wenig geändert. Das Problem sei: "Nur ein Bruchteil der Betroffenen meldet sich bei mir."


Wir schätzen? Irgendeine Frauenbeauftragte schätzt mal eben, und schon erscheint das als feststehende Tatsache in der Einleitungspassage enes Artikels? Bei den Leserkommentaren gibt eine gewisse "Kristin" die passende Antwort auf diesen Humbug:

"Ich schätze, dass 70% aller FeministInnen an meiner Uni frustriert sind weil sie schlechten oder gar keinen Sex haben. Nur ein Bruchteil gibt allerdings offen zu, Männer und gutaussehende Frauen deshalb zu hassen."

Merkt ihr wie lächerlich willkürlich so eine Schätzung ist? Niemand bestreitet das sexuelle Belästigung auch an Unis vorkommt, aber die genannte Größenordnung ist einfach lachhaft.


Konsequenterweise müsste die "taz" aus Kristins Schätzung über Feministinnen den nächsten Artikel-Teaser basteln. Bei solchen Fällen merkt man leider immer wieder, dass es sich bei der "taz" weniger um eine Zeitung als um eine ideologische Kampfschrift handelt.

Herzlichen Dank wie immer an die vielen Hinweisgeber. Weiter geht es mit dem Thema Jungen.

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