Lasst wohlbeleibte Männer um mich sein!
Gerade habe ich ein Buch gelesen, das mir so gut gefallen hat, dass ich dafür unbedingt ein bisschen Reklame machen möchte – auch wenn es mit den normalerweise hier diskutierten Themen der Männerbewegung gar nichts zu tun hat. Moment, ich konstruiere gerade mal einen Zusammenhang ...
Auch die Zeiten der politischen Korrektheit sind keineswegs frei von gesellschaftlichen Diskriminierungen – stattdessen werden nur neue Zielscheiben auserkoren. Zu der vielleicht beliebtesten gehören die Männer, aber die Übergewichtigen (Dicken, Molligen ...) stehen dem inzwischen kaum mehr nach. Ganz schlimm wird es, wenn beides zusammenkommt: Vermutlich haben mittlerweile selbst islamistische Attentäter höhere Sympathiewerte bei der Bevölkerung als dicke Männer. Erfreulicherweise aber finden sich auch immer mehr Mediziner, die der ideologischen Hatz mit dem Verbreiten der neuesten Forschungsergebnisse ein Ende machen wollen. Zu ihnen gehört der Arzt für Allgemeinmedizin und Ernährungsberatung Gunter Frank, der mit "Lizenz zum Essen" gerade ein Buch vorgelegt hat, das mich von der Struktur her ein wenig an mein eigenes "Sind Frauen bessere Menschen?" erinnert, weil auch Frank vermeintlichen Binsenweisheiten die tatsächlichen Aussagen der vorliegenden Forschungsliteratur gegenüberstellt.
Ich habe Franks Buch hier bei Amazon ausführlich besprochen und eine Kurzrezension, die sich speziell an ein liberales/libertäres Publikum richtet, an "eigentümlich frei" geschickt. Diese Kurzrezension veröffentliche ich gerne auch hier auf Genderama (empfehle aber die Lektüre der Langfassung, eifrei-Rezensionen müssen leider immer recht knapp sein):
Gunter Frank, Arzt für Allgemeinmedizin und Ernährungsberatung, widmet sich in seinem Buch der, wie er es nennt, "neuen 'Religion' des gesundheitlich korrekten Lebensstils, die zunehmend Macht im Staat und vom Staat erhält und persönliche Freiräume bedroht". Dabei sieht der tatsächliche Stand der Wissenschaft, wie Frank mit etlichen Studien belegt, ganz anders aus, als uns Politik und Medien glauben machen wollen: Sowohl die allgemein empfohlenen Abspeckprogramme als auch der oft nur widerwillig ertragene Sport richteten oft mehr Schaden an, als Nutzen zu bringen. Manche Personen, insbesondere mollige Kinder, nehmen dadurch sogar eher zu. Fettreduzierte Nahrung macht genausowenig schlank wie Süßstoff statt Zucker, und auch Vollwertkost ist keineswegs so gesund, wie immer getan wird. Und nicht zuletzt: Dicke sind in vielerlei Hinsicht gesünder als Dünne und leben länger. Sogar fettleibige Herzkranke, das ergab 2006 eine Untersuchung über 250.000 Betroffene, leben länger als ihre normalgewichtigen Leidensgenossen.
Für Libertäre ist das Buch da besonders interessant, wo es ans Grundsätzliche geht. So wendet sich Frank vor allem gegen die große Zahl von akademisch verbildeten Ernährungsberatern, die Essen nicht mehr genießen können und aus dieser Einstellung einen kollektiven Zwang machen möchten: "Sie alle brauchen nämlich einen Job, sie drängen in die Gesundheitsämter und Krankenkassen, Landratsämter, Gesundheitsbehörden. Dort versuchen sie, alle anderen mit ihrem dürren Weltbild zu missionieren und üben starken Druck aus." (Das kommt einem auch aus anderen Bereichen bekannt vor.) Weil sich nur drei bis fünf Prozent der Bevölkerung an die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung halten, werden bereits "Zwangsmaßnahmen" erwogen. Mollige Lehramtsanwärter haben jetzt schon Schwierigkeiten, verbeamtet zu werden. Und manche Experten fordern "für die Prävention von Übergewicht" unter anderem "den späteren Beginn von Sendezeiten im Fernsehen, ein Werbeverbot für Lebensmittel in Kindersendungen, das Verbot von Getränkeautomaten in Schulen, Sonderabgaben für Fast Food oder die Beschränkung der Mobilität (begrenzte Nutzung privater PKW)".
Franks Buch ist eine längst überfällige Bestandsaufnahme all diesen Irrsinns und darüber hinaus so spannend geschrieben, dass man es kaum aus der Hand legen kann. Dringende Leseempfehlung!
Labels: Diskriminierung, Medien, Medizin, populäre Irrtümer
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