Freitag, November 28, 2025

Frauen engagieren sich weltweit für die Gleichberechtigung von Männern

1. Es sind Einzelkämpferinnen, aber sie werden lauter: Die "Domestic Abuse and Violence International Alliance (DAVIA)" hat eine Übersicht über Frauen erstellt, die sich in den verschiedensten Ländern dieser Erde für die Gleichberechtigung von Männern einsetzen. Ausführlichere Berichte über das Wirken dieser Frauen findet man hinter den Links des englischen Originals.

28. November 2025 – Im Verlauf des Monats November wurde weltweit der Men’s Equality Month begangen, darunter auch der International Men’s Day am 19. November. Die Veranstaltungen zeigten, dass Frauen vielerorts verstärkt öffentlich auftreten, um auf Gleichberechtigung für Männer aufmerksam zu machen:

Argentinien: Am 22. November organisierte das Women’s Argentinian Front unter der Leitung von Andrea Guacci eine Kundgebung in Buenos Aires gegen ungerechte Regelungen im Bereich häuslicher Gewalt. Die Teilnehmer hielten Schilder hoch, die falsche Anschuldigungen anprangerten.

Australien: Am 13. November startete Bettina Arndt eine Kampagne, um den Telekommunikationsanbieter Telstra dazu zu bewegen, eine umstrittene Regelung zurückzunehmen, die vorsah: "Wir können Ihren Dienst ohne Vorwarnung beenden, wenn Ihnen häusliche Gewalt vorgeworfen wird." Neun Tage später erklärte Arndt: "Dank des Einsatzes vieler Unterstützer konnten wir einen Erfolg erzielen! Telstra hat die geplante Maßnahme zurückgezogen, Dienste von Männern zu sperren, denen ihre Partnerinnen Gewalt vorwerfen."

Bengalen: Das All Bengal Men’s Forum im Osten Indiens, geleitet von Mra Nandini Bhattacharjee, organisierte zahlreiche Aktivitäten zum International Men’s Day.

Kanada: Am 2. November veröffentlichte die Kolumnistin Janice Fiamengo eine scharfe Kritik an universitären Gender-Studien: "Wer meint, Frauenstudien hätten ursprünglich nur das Ziel gehabt, Geschichte und Perspektiven von Frauen in eine männlich geprägte Bildungslandschaft einzubringen, wird schnell eines Besseren belehrt, sobald man einen Blick auf die emotional aufgeladenen, vereinfachenden, wissenschaftsfernen und hasserfüllten agitatorischen Theorien wirft, die das gesamte Curriculum ausmachen."

England: Der jährlich am 9. September begangene International Falsely Accused Day wird von Lyn Crabtree organisiert. Am 22. November veröffentlichte sie in sozialen Medien ein Gedicht, das unter anderem lautete: "Wenn der November endet; verstummt der Hashtag; und die Stille kehrt zurück! Wagt es nicht, leiser zu werden; Unsere Jungen zerbrechen weiter; Unsere Männer sterben weiter; Sie bekommen keine Auszeit vom Schmerz; also bekommen wir keinen Ruhetag im Einsatz; Gleichberechtigung für Männer ist nicht saisongebunden; sie gilt an jedem einzelnen Tag; Sprecht morgen lauter als heute!"

Indien: Die Ekam Nyaay ("Eine Gerechtigkeit")-Stiftung unter der Leitung von Deepika Narayan Bhardwaj veranstaltete am 16. November eine Konferenz über Probleme einseitiger Gesetzgebung. In der Sitzung "Sisters United" sprachen Autorin Jyoti Tiwari, For-Men-India-Mitgründerin Antara Das, Familienwohlfahrtsexpertin Indu Subhash, Petentin Mahan Richa Saini und Aktivistin Savita Arya.

Nigeria: Die von Halima Layeni geleitete Life After Abuse Foundation setzte ihre Arbeit fort, Jungen und Männern nach traumatischen Erfahrungen umfassende Bildungsangebote, Mentoring und psychosoziale Unterstützung bereitzustellen.

Spanien: ANAVID, die nationale Vereinigung zur Unterstützung von Betroffenen häuslicher Gewalt, geleitet von Maria Legaz, organisierte am 22. November eine Demonstration in Madrid, an der tausende Menschen teilnahmen und eine bessere Berücksichtigung männlicher Opfer forderten.

Vereinigte Staaten: Lisa Britton, Journalistin beim Frauenmagazin Evie, veröffentlichte zum International Men’s Day einen Beitrag, in dem es unter anderem hieß: "„Danke an die Männer, die vor Tagesanbruch aufstehen, damit Strom fließt, Straßen gepflegt werden, Regale gefüllt bleiben und das Land geschützt wird. Danke an die Partner, die sich unermüdlich einsetzen, an die Brüder, die alles stehen und liegen lassen, wenn wir weinend anrufen, an die Väter, die für ihre Familien alles geben würden."

Die Domestic Abuse and Violence International Alliance dankt allen Menschen – Frauen wie Männern –, die sich dafür einsetzen, dass Betroffene häuslicher Gewalt gerecht behandelt werden.

Die Domestic Abuse and Violence International Alliance (DAVIA) vereint 216 Mitgliedsorganisationen aus 40 Ländern in Afrika, Asien, Australien, Europa, Lateinamerika und Nordamerika. DAVIA setzt sich für wissenschaftlich fundierte, familienfreundliche und geschlechtsübergreifende Richtlinien im Umgang mit häuslicher Gewalt ein.




2. Das italienische Parlament stoppt das "Ja-heißt-ja"-Gesetz im Zusammenhang mit sexueller Gewalt. Die Kritiker fürchten eine Umkehr der Beweislast. Unter dem drohenden Gesetz müssten die Gerichte einem mutmaßlichen Vergewaltiger in Zukunft nicht mehr dessen Schuld nachweisen, sondern dieser müsse seine Unschuld beweisen.



3. Wenn Frauen in irgendeinem Bereich schwach vertreten sind, liest man allerorts Forderungen nach mehr Förderung. Geht es Männern so, etwa auf dem Buchmarkt, sieht die Sache natürlich komplett anders aus:

David Brooks, ein konservativer Kolumnist bei der New York Times, beschrieb kürzlich in einem Essay, dass gerade in der amerikanischen Literatur der klassische Roman, also die literarische Fiktion und "echte Literatur", aus der Gunst der Leserschaft gewichen sei. Stattdessen stürze man sich auf Romantasy und ähnliches. Das würde ja zu den üblichen BookTok Hits passen.

Auch andere amerikanische Journalisten machten mit passenden Behauptungen auf sich aufmerksam. So beklagte beispielsweise Jacob Savage das "Verschwinden des weißen männlichen Schriftstellers". Die Förderung für weiße Männer in der Literatur sei in Amerika unzulänglich, gerade in der jungen Generation von Schriftstellern.

Ein derartiges Narrativ ist jedoch nicht nur gestrig, sondern entzieht sich auch jedweder Logik. Was die Herkunft, die Hautfarbe und das Geschlecht mit der Qualität eines Romans zu tun haben, entbehrt sich jeder sinnvollen Erklärung. Möglicherweise sind mittlerweile verhältnismäßig weniger weiße, amerikanische Männer in den Bestsellerlisten zu finden, das mag aber womöglich daran liegen, dass die Öffentlichkeit nach Jahren des weißen Patriarchats genug davon hat, die Perspektive weißer Männer zu lesen.


Wenn der Autor des Artikels Forderungen nach einer Männerförderung zuletzt als "männlich-toxisch" abtut, sind keine Fragen mehr offen, aus welcher politischen Richtung diese Polemik kommt.



4. Die Leipziger Volkszeitung beschäftigt sich ausführlich mit häuslicher Gewalt gegen Männer – leider nicht ohne den obligatorischen Bezug auf die irreführende Kriminalstatistik zum Einstieg, wobei viele männliche Opfer unsichtbar bleiben. Dass die Verfasserin den vorliegenden Forschungsstand nicht überblickt, zeigt auch eine spätere Passage ihres Artikels:

29,6 Prozent der Männer sind von häuslicher Gewalt betroffen – mehr als jeder Vierte. Das zeigt das Bundeslagebild aus 2024.


Wenn das so wäre, hätte der Artikel mit der Überschrift aufmachen sollen: "Mehr als jeder vierte Mann Opfer häuslicher Gewalt". Das wäre mal eine Schlagzeile gewesen! Tatsächlich heißt es in der zitierten zitierten Statistik natürlich, dass mehr als jeder vierte Betroffene häuslicher Gewalt männlich ist. (Im kriminalpolizeilich erfassten Hellfeld, wie man hinzufügen sollte.)

Was man beim Stöbern in der angeführten Statistik übrigens auch liest: "286 Opfer kamen durch Häusliche Gewalt zu Tode, davon 95 männliche und 191 weibliche Opfer". Es finden sich im Hellfeld der Getöteten also doppelt so viele Frauen wie Männer, aber dass es ausschließlich für die weiblichen Opfer einen kampagnenstarken Kampfbegriff wie "Femizid" gibt, bleibt bizarr. Warum gibt es keine dieser Hellfeld-Statistik entsprechenden Schlagzeilen wie "Jeden vierten Tag stirbt ein Mann durch häusliche Gewalt"? Weil man dann erkennen müsste, dass dieses Problem sich nicht durch das Aufwiegeln der Geschlechter gegeneinander lösen lässt?

Im späteren Verlauf des Artikels erklärt die Autorin übrigens, warum es fehlerhaft ist, wenn sie eingangs mit Bezug auf die Kriminalstatistik behauptet, viel mehr Frauen als Männer würden Opfer häuslicher Gewalt:

Weniger als einer von zehn Männern geht in Fällen von partnerschaftlicher Gewalt überhaupt zur Polizei: 2024 gab es eine erste Dunkelfeldstudie. Es geht um Angst, nicht ernst genommen zu werden, teilweise um Überforderung der Polizei. Rollenklischees vom starken Mann verstärken die Scham.


Ich muss allerdings betonen, dass meine Kritik an dem Zahlenwirrwarr, das der Artikel präsentiert, aus der Perspektive von jemandem geschrieben ist, der sich seit 27 Jahren mit der Forschungslage zu häuslicher Gewalt beschäftigt. Die Verfasserin des Artikels ist Volontärin, dürfte also sehr neu nicht nur bei diesem Thema sondern journalistischer Arbeit insgesamt sein. Vor diesem Hintergrund hat sie insgesamt einen – mit den erwähnten Abstrichen – sehr ausführlichen und ansonsten gelungenen Artikel zum Thema häuslicher Gewalt gegen Männer vorgelegt, den man von vielen langjährigen Journalisten vermisst.



5. Die von Akademikern und Journalisten geführte australische Nachrichtenplattform The Conversation beschäftigt sich in einem aktuellen Beitrag mit den Gründen für das niedrigere Gehalt von Frauen. Spoiler: Ein "sexistisches Patriarchat" gehört nicht dazu.

Die Forscher beziehen sich auf neue Daten der Workplace Gender Equality Agency (WGEA), denen zufolge Männer im Schnitt pro Jahr rund zehntausend australische Dollar mehr als Frauen zusätzlich zu regulärem Lohn verdienen – durch Boni, Zulagen und Überstunden. Dieser Zuschlag macht einen maßgeblichen Anteil der immer wieder beklagten Lohnlücke aus. (Besonders stark gilt das in bestimmten Branchen wie Immobilien, Finanz- und Versicherungswesen.) Auch bei gleichem Stundenlohn für Frauen und Männer bleiben die erwähnten Sonderzahlungen ein starker und hartnäckiger Faktor des Lohngefälles, das dann von vielen Feministinnen skandalisiert wird.



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