Montag, März 03, 2025

Spiegel-Online fragt die Grünen: "Wo bleibt die Männerquote?"

1. Spiegel-Online beschäftigt sich mit den sehr einseitigen Vorstellungen von Gleichberechtigung bei den Grünen. Ein Auszug aus Anna Clauß Artikel:

Kulturstaatsministerin Claudia Roth verwies im bebenden Sound der furchtlosen Demokratieverfechterin auf Artikel 3 des Grundgesetzes: Sie sei "froh und stolz", einer Partei anzugehören, für die Gleichberechtigung nicht nur "Verfassungsauftrag, sondern moralischer Imperativ und gelebte Realität" sei. Die Hälfte der Macht gehöre der Hälfte der Bevölkerung!

Das ist zweifellos richtig. Und gerade deshalb fragt man sich, warum die Grünen nicht selbst dem Ruf des Grundgesetzes folgen? Repräsentieren 39 Prozent Männer in der Fraktion der Grünen die Hälfte der Bevölkerung? Welches Verständnis von Geschlechterparität herrscht in einer Partei, an deren Spitze vier Frauen um drei wichtige Posten kämpfen? Während Wahlverlierer Robert Habeck geschlagen vom Platz marschiert und für Spitzenämter nicht länger zur Verfügung steht.

Noch ist Katrin Göring-Eckardt grüne Vizepräsidentin im Bundestag, noch sind Britta Haßelmann und Katharina Dröge Vorsitzende des grünen Fraktionsvorstands, der zu drei Vierteln aus Frauen besteht. Wenn demnächst die Ämter neu verteilt werden, könnte Annalena Baerbock Interesse am Fraktionsvorsitz anmelden , heißt es. Haßelmann ist im Gespräch als Ersatz für Göring-Eckardt im Bundestagspräsidium.

Der "moralische Imperativ", von dem Claudia Roth sprach, bedeutet bei den Grünen in Sachen Gleichberechtigung offenbar: Parität herrscht, wenn Frauen das Sagen haben! Diskriminierung gibt es nur, wenn Männer sie ausüben?




2. Je mehr solche maskulistischen Positionen auch im Mainstream Einzug halten, desto stärker wird der Backlash gege die Emanzipation der Männer. Aktuell berichten mehrere Medien – darunter der Bayrische Rundfunk unter der Schlagzeile "Frauenhass im Netz: Wie gefährlich ist die Mannosphäre?" – unkritisch über eine neue als "Studie" verkaufte politische Kampfschrift:

Dabei setzt sich das frauenfeindliche Milieu aus unterschiedlichen Strömungen zusammen: Neben den schon erwähnten Pick-Up-Artists gibt es die sogenannten "Men going their own ways": Männer, die Beziehungen zu Frauen ablehnen. Oder die Gruppe der "incels", kurz für "involuntary celibates": Männer, die "unfreiwillig enthaltsam" leben, also gerne Sex hätten, aber keine Partnerin finden. Oft leiden sie unter Minderwertigkeitskomplexen und geben den Frauen die Schuld dafür. Darüber hinaus gibt es die Anhänger der sogenannten "Red Pill"-Philosophien. Dazu zählen misogyne Männerrechtler. Sie präsentieren sich gerne als allwissende Realisten, im Netz versuchen sie ihr Positionen "auf einem politisch-aktivistisch ausgerichteten Weg zu vertreten", sagt Hammer.


"Allwissende Realisten" ist sicherlich übertrieben. Wir wissen höchstens mehr und sind realistischer als Journalisten, die lediglich ein Sprachrohr für bestimmte Akteure darstellen und abweichende Meinungen oder gar die Angegriffenen gar nicht erst zu Wort kommen lassen. Je mehr Mühe man sich mit einem Thema gibt, desto höher der Wissensstand.

Wenig überraschend berichtet auch der Tagesspiegel komplett unkritisch über diese Propaganda. Interessant ist in dessen Artikel, wie groß diese "Germanosphäre", also die "Mannosphäre" in Deutschland geworden ist:

Die Forschenden haben sich ausschließlich öffentlich zugängliche Online-Foren, soziale Medien und Webseiten angesehen, die keine Anmeldung voraussetzen. "Wir haben also nur die Spitze des Eisbergs untersucht", sagt Çağlar. Konkrete Zahlen, wie viele Anhänger die einzelnen Strömungen in Deutschland genau haben, konnten die Forschenden nicht angeben. Innerhalb eines Monats fanden sie um die 300 deutschsprachige Webseiten und Accounts der Mannosphäre, die zum Teil Zehntausende Abonnenten haben. Einzelne Videos waren mehrere hunderttausende Mal aufgerufen worden.


Zehntausende? Und der Bayrische Rundfuk hat keinen Einzigen gefunden, den man selbst zu seiner geschlechterpolitischen Position befragen konnte? Und das obwohl die öffentlich-rechtlichen Medien eigentlich verpflichtet sind, die Vielfalt von Meinungen widerzugeben, die in einer Gesellschaft tatsächlich existieren? Besteht die zitierte "Forschergruppe" etwa aus Millionen von Mitgliedern, so dass man die Zehntausende von Angefeindeten ignorieren kann, weil sie im Vergleich dazu eine Minderheit darstellen, die man ruhig ignorieren kann?

Die angeführte Schrift selbst steht noch nicht online, und da in der Berichterstattung darüber von "Zwischenergebnissen" die Rede ist, darf man annehmen, dass sie noch nicht einmal fertiggestellt ist. Überpfüfen lässt sich also nicht, wie sauber diese Forschung durchgeführt wurde. Trotzdem wird damit bereits fleißig Politik gemacht. So gibt es bereits eine Website zur "Studie", und bei der Berliner Konrad-Adenauer-Stiftung (CDU) wurde vor wenigen Tagen auf einer eigenen Veranstaltung dafür dafür getrommelt. (Der Link zur Stiftung hängt momentan, vielleicht wurde die Website inzwischen auch vom Netz genommen.) Dabei nennt die Freie Universität Berlin allen Ernstes auch Männerrechtler unter "frauenfeindlichen Strömungen", die "Gewaltphantasien beinhalten", und es soll über "mögliche Gegenmaßnahmen" gesprochen werden.



3. Eine Attacke aus einer anderen Richtung erfolgt über die Süddeutsche Zeitung, die den Autor eines neuen Buchs interviewt hat. Ein Auszug aus dem Gespräch:

Süddeutsche Zeitung: Herr Vincent-Immanuel Herr, bei der Lektüre Ihres neuen Buchs gewinnt man unweigerlich den Eindruck, dass Männer notorische Sexisten sind. Ist es wirklich so schlimm um uns bestellt?

Vincent-Immanuel Herr: Ein Viertel bis ein Drittel aller Männer sind wirklich beinharte Sexisten. Die anderen zwei Drittel der Männer – und da zähl ich mich selber dazu – beschreiben wir als unbewusste Sexisten. Ich kenne wirklich keinen Mann, der nie einen sexistischen Witz gemacht oder noch nie darüber gelacht hätte.

Süddeutsche Zeitung: Neben Hardcore-Sexisten führen Sie auch andere Kategorien auf: verunsicherte Männer, Pseudo-Feministen, Wölfe im Feministen-Pelz. Was ist denn der problematischste Typus?

Vincent-Immanuel Herr: Zwei Typen sind besonders problematisch. Das sind zum einen Männer, die wirklich überzeugt sind, Frauen seien weniger kompetent als Männer, weniger intelligent und weniger für Führung geeignet. Frauen gehören also primär nach Hause zu den Kindern. Das sind klassische Sexisten.

Süddeutsche Zeitung: Und der andere Typ ...

Vincent-Immanuel Herr: ... ist eigentlich eine Art Untertypus des Sexisten: der Antifeminist oder der Männerrechtler. Hier gibt es neben der sexistischen Einstellung auch eine aktivistische Agenda, um Gleichstellungsanstrengungen zu torpedieren. Das ist eine eher kleine Gruppe. Aber sie ist sehr aktiv und sehr laut.


Warum Menschen, die sich für die Rechte von Männer engagieren, "besonders problematische Sexisten" sein sollen, fragt die Süddeutsche Zeitung nicht. Dafür heißt es im weiteren Verlauf des Interviews:

Süddeutsche Zeitung: Wurde es an manchen Stellen mit der Forderung nach Frauenquoten, Gleichberechtigung und mehr Feminismus nicht einfach auch übertrieben?

Vincent-Immanuel Herr: Man muss es sich wirklich mal klarmachen: Frauen sind in keinem Land der Welt und in keinem gesellschaftlichen Bereich gleichberechtigt, und sie waren es noch nie. Sie wollen einfach nur die gleichen Chancen haben und ernst genommen werden für ihre Ideen.


Hier fehlt jede Nachfrage, welche Rechte, die Männer haben, Frauen verweigert werden. Es wäre einfach gewesen, heiße Luft entsprechend zu enttarnen. Die Süddeutsche verzichtet darauf.

Im Interview mit der Wirtschaftswoche verrät Herr immerhin, was er als "problematische" Sprüche betrachtet. Es sind Sätze wie: "Wir sollten nach Kompetenz entscheiden und nicht nach Geschlecht." Und die Gründe dafür, dass Frauen und Männer aneinander vorbeisprechen, sei, "dass Männer keinen Sexismus erleben". Bei solchen Kloppern wundert es einen nicht, dass, wie Herr missmutig ausführt, "der Widerstand unter Männern zunimmt – oder zumindest unverhohlener gezeigt wird."

Und dazu ist es auch höchste Zeit.



4. Eine vierte Attacke fährt Matthias Meisner in den Blättern für deutsche und internationale Politik gegen die "Lobby der Väterrechtler". Auch er hält sich nicht zurück: "Markus Witt, Hans-Peter Dürr – es sind Akteure eines durchaus mächtigen Netzwerkes zugunsten auch von gewalttätigen Vätern" heißt es in dem Beitrag. Das ist harter Tobak. Wir scheinen die eingespielten Mechanismen inzwischen ernsthaft zu stören.



5. Wo in Deutschland so noch Widerstand an vielen Fronten geführt wird, ist man in den USA schon weiter – und das allmählich sogar bei der Demokratischen Partei, die sich mit Männeranliegen eigentlich ähnlich schwer tut wie die Freie Universität Berlin. Nach den erheblichen Wahlverlusten der Partei zugunsten von Donald Trump hat sich jetzt aber eine Gouverneurin der Demokraten, Gretchen Whitmer (die oft als Präsidentschaftskandidatin gehandelt wird), dazu durchgerungen, sich den Männerrechtlern anzuschließen und junge Männer zu unterstützen: "Gretchen Whitmer joins the boys and men party" berichtet der Männerrechtler Richard Reeves du zitiert aus einer Rede der Gouverneurin:

"Meine Botschaft heute Abend richtet sich an alle jungen Menschen, vor allem aber an unsere jungen Männer. Ich weiß, dass es im Moment schwer ist, voranzukommen. Aber ich verspreche Ihnen, egal wie schwer das Leben auch sein mag, es gibt immer einen Ausweg und einen Weg nach oben. Das Letzte, was wir alle wollen, ist eine Generation junger Männer, die hinter ihren Vätern und Großvätern zurückbleibt. Am meisten habe ich über dieses Thema von Müttern gehört, die ihre Söhne lieben und sich Sorgen um sie machen."


Wie Whitmer weiter ausführt, kann sie dies ansprechen, ohne dass das ihrem feministischen Engagement für Mädchen und frauen irgendeinen Abbruch tut. Danach spricht sie einige der Punkte an, wo Männer ins Hintertreffen geraten – eta bei der Wohnungsnot:

"Unsere jungen Leute leiden am meisten... aber ich möchte die Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass diese Krise junge, alleinstehende Männer unverhältnismäßig stark trifft. Sie kaufen nur 8 % der heute verkauften Häuser, während alleinstehende Frauen 20 % kaufen."


Whitmer verspricht, sich vor allem um die Geschlechterkluft im Bildungswesen kümmern zu wollen:

"Genau wie bei der Wohnungssuche gibt es auch in der Hochschulbildung ein Geschlechtergefälle. An den Community Colleges, den Universitäten und vor allem bei Michigan Reconnect, wo das Verhältnis von Frauen zu Männern 2:1 ist, sind die Frauen in der Überzahl. Wir haben großartige Programme entwickelt, die allen offen stehen, aber wir müssen mehr junge Männer dazu bringen, sich anzumelden. Deshalb werde ich in Kürze eine Durchführungsverordnung unterzeichnen, die darauf abzielt, mehr junge Männer zu erreichen und ihre Einschreibung in unsere Hochschul- und Berufsbildungsprogramme zu erhöhen."


Der Männerrechtler Richard Reeves kommentiert:

Whitmers Schritt ist besonders bemerkenswert angesichts ihres Rufs als vehemente Verfechterin der Frauenrechte. Sie schließt sich Frauen wie Melinda French Gates an, die erkannt haben, dass es sich nicht um ein Nullsummenspiel handelt, sondern dass wir sowohl für junge Frauen als auch für junge Männer mehr tun müssen.


Der Unterschied zum Berliner Verständnis von Feminismus ist ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht.

Reeves berichtet weiter:

Aber auch die Reaktion von Whitmers politischen Rivalen in ihrem Bundesstaat war treffend. Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses Matt Hall sagte: "Die Rhetorik ist großartig, aber die Bilanz muss dazu passen."

Hall hat Recht. Nachdem Whitmer diese wichtige Aussage gemacht hat, sollten wir sehen, dass sie Programme zur Erhöhung des Anteils männlicher Lehrer, zur Steigerung der schulischen Leistungen von Jungen, zur Erhöhung der Investitionen in berufliche Bildung und Lehrstellen, zur Vereinfachung der Familiengerichte, zur Förderung der Inanspruchnahme von Vaterschaftsurlaub, zur Bekämpfung von männlichen Selbstmorden und Drogenüberdosierungen, zur Steigerung der Sportbeteiligung von Jungen und vielem mehr auf den Weg bringt. Aber wie ich erwähnt habe, hat sie bereits einen Anfang im Bereich der Hochschulbildung gemacht. Es ist schön zu sehen, dass hochrangige Politiker ihr Engagement für dieses Thema unterstreichen. Ich bin gespannt darauf, wie sich dies in Taten niederschlägt.


Auch in der MSNBC-Sendung "Morning Joe", wo man täglich sehr kritisch gegen das Trump-Lager Stellung bezieht, war letzte Woche in einem gelungenen Beitrag Thema, dass die Partei der Demokraten Männeranliegen nicht länger ignorieren kann. Für die deutschen Gegner einer Emanzipationsbewegung für Männer wäre das bereits zu viel "allwissender Realismus". Auf der Suche nach gesellschaftlichen Mehrheiten und einer zukunftsgerichteten Politik schadet man sich damit nur selbst.

Fazit für alle Männerrechtler: Unbequem bleiben und immer wieder den Finger auf die Wunde legen. Ihr habt gesehen: Sachkundiger Realismus reicht vollkommen aus, um manche Leute auf die Palme zu treiben. Dass die Männerbewegung wirkt, merkt man in den USA an den ersten Erfolgen und hier in Deutschland am immer lauteren Aufjaulen unserer politischen Gegner.



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