USA: Frauen bestrafen Trump-Wähler mit Sex-Entzug
1. Wir beginnen heute mit der Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu meinem Beitrag über Trumps Wahlsieg.
Ich habe das meiner geistigen Gesundheit zuliebe nicht zu genau verfolgt: Hat Trump im Wahlkampf denn konkret irgendwelche maskulistischen Themen angesprochen, abgesehen von "They hate you, we don't"?
Ich habe das sehr intensiv verfolgt (ich habe ja auch Amerikanistik studiert, mein Interesse war insofern stark) und kann insofern sagen: Nein, hat er nicht. Wie bei anderen Themen sind viele Wähler Trump vor allem deshalb zugelaufen, weil sie mit der Biden-Regierung so unzufrieden waren. Die Demokraten haben Männer aktiv verprellt, die auch ohne ein maskulistisches Regierungsprogramm aufgesammelt werden mussten. "Wir sehen und respektieren euch" hat als Botschaft gereicht. Jetzt steht an, dass Männerrechtler wie Richard Reeves den Demokraten erklären, wie man mit einer vernünftigen Männerpolitik werben könnte.
2. Mehr Post. Ein weiterer Leser schreibt mir:
Schönen Tag, Herr Hoffmann,
Ihrer Analyse zur US-Wahl möchte ich noch eine hinzufügen, das gestern ausgerechnet bei Kulturzeit lief. Ein Interview mit Kerstin Kohlenberg, ausgerechnet von "Die Zeit".
Das Leben ist voller Überraschungen. Eine unaufgeregt vorgetragene sachliche Analyse des Wahlergebnisses. Auch hier geht es vorwiegend um Männer, die "bei den Demokraten gar nicht mehr vorkommen". Sie sagt aber auch, dass etwa 52% der weißen Frauen Trump gewählt haben. Etwa 10 Minuten die sich unbedingt lohnen.
"Kulturzeit" vom 06.11.2024: Trump und wir: Was die US-Wahl für uns bedeutet
Kerstin Kohlberg war lange USA-Korrespondentin von "Die Zeit" und hat gerade ein Buch herausgebracht: "Das amerikanische Versprechen: Vom Streben nach Glück in einem zerstrittenen Land."
Das, was Kulturzeit dazu schreibt, sollte man vorher gar nicht lesen, sonst schaut man sich das nicht an. Es ist sowas von kulturzeit-versifft, dass es den Inhalt verschleiert.
Die Kulturzeit sehe ich schon lange nicht mehr. Normalerweise schaue ich ZDF Heute auf 3sat und schalte dann um auf arte-Journal. Gestern war ich aber gerade mit Essen zubereiten beschäftigt, konnte nicht umschalten und war völlig überrascht.
3. "Progressive haben zu wenig Geduld mit den Problemen weißer Männer" titelt der Berliner Tagesspiegel über einem Interview mit dem "Männlichkeitsexperten" Jackson Katz, dem Autor von Büchern wie "Every Man: Why Violence Against Women is a Men’s Issue, and How You Can Make a Difference". Ein Auszug:
Tagesspiegel: Gleichzeitig wird viel über "toxische Männlichkeit" gesprochen. Die New York Times beobachtete sogar eine "Männlichkeitsfeindlichkeit". Werden Männer vielleicht auch stigmatisiert?
Jackson Katz: Reagieren die Männer auf etwas, das real und nicht nur eingebildet ist? Ich denke ja. Ich verwende den Begriff toxische Männlichkeit nicht, ich denke nicht, dass er hilfreich ist. Es gibt unter Progressiven teilweise wenig Geduld für die Probleme insbesondere weißer Männer, weil sie so lange so viele unverdiente Vorteile hatten. Das ist verständlich, aber viele dieser Männer verstehen das als Ablehnung, als Mangel an Interesse, als Negation des Mitgefühls.
Tagesspiegel: Was ist die Konsequenz daraus?
Jackson Katz: Die Strategen der Demokraten müssen sich fragen: Was können wir anders machen? Wie können wir eine Geschichte erzählen, an der sich Männer in positiver Weise beteiligt fühlen und in die Veränderungen einbezogen werden, die notwendig sind, um eine bessere und stärkere Gesellschaft aufzubauen? Ich glaube, bis jetzt waren sie nicht davon überzeugt, dass es sich lohnt, viel Zeit und Geld zu investieren, um weiße Männer davon zu überzeugen, dass sie ihnen wichtig sind. Und sehen Sie, was daraus geworden ist.
4. Das Magazin "Quilette" schreibt unter der Überschrift "Die Rache des stillen männlichen Wählers"
In den kommenden Tagen wird viel über die Sorgen der Arbeiterklasse geschrieben werden - Themen, die für diejenigen, die Trumps Unterstützung verstehen wollen, zu vertrauten Schwerpunkten geworden sind. Aber während Inflation und Grenzpolitik zweifellos eine Rolle beim Erdrutschsieg der Republikaner gespielt haben, sollten wir uns auch die Gefühle der jungen männlichen Wähler ansehen - Wähler, die eine neue und aufstrebende Gruppe in der amerikanischen Politik darstellen. Die jungen Männer, mit denen ich sprach, wirkten nicht besonders konservativ oder "rechts". Dennoch war es für sie ein Leichtes zu erklären, warum sie Trump gewählt haben. Und wenn wir einen Blick auf die breiteren kulturellen Trends werfen, sollte es auch für uns leicht zu verstehen sein.
Wenn wir eine Makroperspektive einnehmen, sehen wir, dass diese jungen Männer nie eine Kultur kennengelernt haben, in der Männer nicht routinemäßig als "problematisch", "giftig" oder "unterdrückend" bezeichnet werden. Wenn sie zur Universität gehen und in modernen Unternehmen arbeiten, leben sie in einer Welt der Diversity-, Equity- und Inclusion-Strategien (kurz: DEI) - von denen viele eine heimtückische und allgegenwärtige Form der männerfeindlichen Diskriminierung fördern. Doch wer öffentlich darüber spricht, wird sozial geächtet. Wer DEI kritisiert, riskiert, als Nazi bezeichnet zu werden.
Diese jungen männlichen Wähler kennen die Theorien des Patriarchats und der weißen Vorherrschaft, aber sie haben nie eine Kultur kennengelernt, in der die Theorie des großen Mannes in der Geschichte gefeiert wird. Thomas Carlyles Rahmen für das Verständnis der Vergangenheit aus dem neunzehnten Jahrhundert wird als Anachronismus betrachtet, der es nicht wert ist, dass man ernsthaft darüber nachdenkt. Heute würdigen wir historische Persönlichkeiten nicht für ihre Taten, sondern für ihre Verbrechen. Ob es um Sklaverei, Kolonialisierung, Rassismus oder Sexismus geht, wir reißen die Denkmäler unserer Vergangenheit nieder, während wir keine neuen Helden für unsere Zukunft aufbauen.
Das Problem mit dieser Art, die Welt zu betrachten, ist, dass sie entfremdend und selbstzerstörerisch ist. Sie ist auch falsch. Nach objektiven Maßstäben ist Elon Musk ein großer Mann der Geschichte, der den Lauf der menschlichen Zivilisation für künftige Generationen beeinflusst. Wie mir ein Partygast sagte: "Er hat eine verdammte Rakete mit mechanischen Essstäbchen gefangen." Doch trotz seiner Leistungen wird Musk vom demokratischen Establishment eher verhöhnt als gefeiert.
Dieses Spannungsverhältnis zwischen Leistung und Ressentiments erklärt vieles an unserer gegenwärtigen Situation. Die jungen Männer, die ich an jenem Abend in Manhattan traf, haben nicht nur für Trumps Politik gestimmt. Sie stimmten für eine andere Sicht der Geschichte und der menschlichen Natur. In ihrer Welt zählt individuelle Größe. Männlicher Ehrgeiz dient einem Zweck. Risikobereitschaft und Trotz schaffen Fortschritt.
Deshalb geht der Sieg von Trump über die konventionelle politische Analyse hinaus. Er bedeutet mehr als eine Rüge der Grenzpolitik oder der Inflationsraten. Er signalisiert die Wiederauferstehung alter Wahrheiten: dass die Zivilisation durch die Handlungen bemerkenswerter Individuen voranschreitet, dass männliche Eigenschaften eher aufbauen als zerstören können und dass großartige Leistungen - trotz unseres modernen Unbehagens an diesem Konzept - eine Kraft in menschlichen Angelegenheiten bleiben.
5. Das Magazin "New York" schreibt zum selben Thema unter der Überschrift "Trump’s Multiracial Coalition of Men Is Here":
In den nächsten vier Jahren wird es viele gegenseitige Schuldzuweisungen bei den Demokraten geben, und die Strategen werden sich mit der Frage abmühen, was schief gelaufen ist und wer die Schuld trägt. Aber wenn Demografie tatsächlich Schicksal ist, wie viele Demokraten einst annahmen, dann müssen sich die Republikaner über ihr Ansehen bei Männern aller Ethnien und insbesondere bei Latinos besonders freuen - ein Problem, das die Demokraten lösen müssen, wenn sie überhaupt noch Hoffnung haben wollen, das Weiße Haus zurückzuerobern.
(…) Das Abwandern der schwarzen Männer steht im Einklang mit der zunehmenden Desillusionierung aller schwarzen Wähler gegenüber den Demokraten, die sich in der sinkenden Unterstützung für die Präsidentschaftskandidaten der Partei in jedem Rennen seit 2008 zeigt. Das Gefühl, dass die Politiker der Demokraten nach den Bürgerrechten keine bedeutenden Fortschritte für schwarze Männer erzielt haben, gepaart mit der Sehnsucht nach Trumps Vor-COVID-Wirtschaft, warf auch einen Schatten auf Harris' schwache Appelle an die Wählerschaft, zu denen auch die Zusage gehörte, Gras zu legalisieren und Kryptowährungswerte zu schützen.
6. Ein Professor an der Universität Boston bekundete, die Niederlage von Kamala Harris sein keineswegs die Schuld von Kamala Harris, sondern von "toxischer Männlichkeit" und "weißem Herrenmenschendenken".
7. Amerikanerinnen bestrafen ihre Partner, wenn diese Donald Trump gewählt haben, mit der Verweigerung von Sex. Damit schließen sie sich der aus Südkorea importierten 4-B-Bewegung an. Die vier Bs stehen für die Dinge, auf die verzichtet wird: bisekseu = kein Sex mit Männern, biyeonae = keine heterosexuellen Beziehungen, bihon = keine heterosexuelle Hochzeit, bichulsan = kein Kinderkriegen.
"Spiele meinen Part als amerikanische Frau, indem ich letzte Nacht mit meinem republikanischen Freund Schluss gemacht habe und heute Morgen offiziell dem 4B-Movement beitrete", postete etwa Userin "rabbitsandtea" auf Tiktok.
(…) "Ich habe meinem Verlobten letzte Nacht den Ring zurückgegeben und eine vierjährige Beziehung beendet", schreibt etwa Userin Janice.
Eine weitere Amerikanerin schreibt: "Ich werde von jetzt an keinen Sex mehr mit meinem Freund haben. Wenn er darüber wütend wird, hätte er sich vorher überlegen sollen, rot zu wählen."
Auch der britische Telegraph berichtet darüber:
In einem auf TikTok geteilten Video verspricht eine junge Frau, enthaltsam zu leben, und ermutigt andere, Dating-Apps zu löschen, um "Souveränität" über ihren Körper auszuüben.
"Als Frau ist meine körperliche Autonomie wichtig, und das ist meine Art, die Souveränität darüber auszuüben", sagt sie. "Ich ermutige also alle anderen Frauen, die Single sind und denen es wichtig ist, die Rechte der Frauen voranzubringen und für ihre körperliche Autonomie zu kämpfen, dasselbe zu tun. Löscht eure Dating-Apps."
Die Frau ermutigt auch andere, ihre Freundinnen um Trost zu bitten, "wenn man jemanden zum Kuscheln braucht"
(…) In einem weiteren Video sagte eine Frau: "Ich persönlich denke, wenn all diese Männer dafür stimmen, uns unsere Rechte zu nehmen, verdienen sie es nicht, in den nächsten vier Jahren eine Frau anzufassen. Ich hoffe, ihr habt euch das gut überlegt,Jungs.".
8. Die Neue Zürcher Zeitung beschäftigt sich mit dem Misserfolg von Kamala Harris bei weiblichen Wählern. In dem Artikel heißt es: "Inwiefern Wut und Enttäuschung die Männer zu Trump-Wählern macht, ist aus der Nachwahlbefragung nicht ersichtlich." Doch, eigentlich schon, und es dürfte immer klarer werden, je mehr man beginnt, Männern zuzuhören.
9. Es gibt noch andere Themen. Beispielsweise hat das deutsche Kabinett die Pläne für einen neuen Wehrdienst gebilligt.
Ziel des Entwurfs von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist es, dass alle jungen Männer, die vom kommenden Jahr an 18 Jahre alt werden, in einem digitalen Fragebogen Auskunft über ihre Bereitschaft und Fähigkeit zum Militärdienst geben müssen. (…) Für junge Frauen ist das Ausfüllen optional – "da es im Grundgesetz nur eine Wehrpflicht für Männer, nicht aber für Frauen gibt", sagte Pistorius.
10. Toxische Weiblichkeit der Woche: Der "Standard" berichtet über eine Frau, die ihren Partner zweimal töten und ihm einen Mordversuch anhängen wollte. "Kaltblütig, ohne mit der Wimper zu zucken, hat sie zwei unschuldige Männer ins Gefängnis gebracht und ihre unmündige Tochter zur Komplizin gemacht", fasst die Staatsanwältin in ihrem Eröffnungsplädoyer die Vorwürfe zusammen.
11. Eine Meldung aus der Schweiz:
Vergangene Woche sorgte ein Bericht der Armeefachstelle Frauen in der Armee und Diversity unter dem Titel "Diskriminierung und sexualisierte Gewalt aufgrund des Geschlechts und/oder der sexuellen Orientierung in der Schweizer Armee" sogar in bürgerlichen Medien für Alarmismus. Die NZZ titelte: "‹Weckruf› in der Schweizer Armee: Laut einer Studie haben über 90 Prozent der Frauen sexualisierte Gewalt erlebt." Offenbar ist das Leben in unserem Militär die Hölle auf Erden, vor allem für Frauen und sexuelle Minderheiten.
Die Armeegegner liessen sich nicht zweimal bitten. Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA) vermeldete auf der Plattform X, der Bericht zeige, dass "dieser sexistische Trachtenverein nicht reformierbar ist und die Dienstpflicht abgeschafft gehört". Und würden wirklich 9 von 10 weiblichen Armeeangehörigen Opfer von "sexualisierter Gewalt", hätten die pazifistischen Radikalinskis recht: Organisationen, die Frauen derart systematisch viktimisieren, sind in der Tat so dysfunktional, dass man sie ohne Verluste ausrangieren kann. Das Problem an den schockierenden Zahlen ist, dass sie das Produkt von wissenschaftlichem Unfug sind.
Hier geht es weiter.
12. Die kanadische National Post berichtet in einem gigantischen Feature über männliche Opfer häuslicher Gewalt. Auch die Aktivisten der Männerbewegung erhalten in diesem Beitrag viel Raum. Ein Auszug:
In einem Teil des Studentenghettos der York University im Norden Torontos befindet sich ein unscheinbares, dreistöckiges Stadthaus aus rotem Backstein, das eine Art Nationalschatz darstellt. Es ist einer der wenigen Orte in Kanada, an dem misshandelte Männer und Väter mit Kindern eine Notunterkunft finden können.
"Wir sind die einzige Anlaufstelle in der Stadt, wenn es um familiäre Gewalt für Väter und Kinder geht", sagt Justin Trottier, der das Family Shelter for Abused Men and Children leitet. Die Einrichtung wurde auf dem Höhepunkt der Pandemie im März 2021 eröffnet und ist das Ergebnis von mehr als sieben Jahren Arbeit von Trottier und dem Canadian Centre for Men and Families (CCMF).
Das gemeinnützige Männerzentrum bietet seit 2014 Beratungs- und psychosoziale Dienste für männliche Opfer von Missbrauch und Gewalt an und schließt damit kritische Lücken in der Männerhilfe. Doch die große Nachfrage nach einer Notunterkunft veranlasste sie, ein richtiges Wohnhaus zu eröffnen.
"Wir bekamen jahrelang Anrufe, bevor wir es aufmachten, und das war es, was uns den Anstoß gab, ein Heim zu eröffnen. Die Nachfrage war schon immer groß", sagte Trottier.
In ganz Kanada gibt es fast 600 Heime für Opfer von häuslicher Gewalt und Gewalt in der Partnerschaft, aber nur vier Prozent davon sind für Männer da. Mehr als zwei Drittel der Einrichtungen (68%) sind für Frauen und ihre Kinder zuständig, während weitere 11% nur Frauen betreuen. Nach Angaben des kanadischen Statistischen Amtes haben von den etwa 24 Notunterkünften, die 2021-22 ihre Türen für Männer geöffnet haben, praktisch alle auch Frauen aufgenommen. Mehr als 99 Prozent der 46.827 Bewohner von Notunterkünften für häusliche Gewalt im Jahr 2021-22 waren Frauen und ihre Kinder.
Für männliche Opfer häuslicher Gewalt bleiben nur wenige Punkte auf der riesigen Landkarte Kanadas übrig, in denen sie Sicherheit finden können. Noch seltener gibt es Orte, zu denen misshandelte Väter ihre Kinder bringen können.
(...) Etwa 90 Prozent der Bewohner der Notunterkunft in Toronto sind "männliche Überlebende von Gewalt in der Familie und ihre Kinder", so Trottier gegenüber der Post. Aber auch männlichen Flüchtlingen, Menschen mit psychischen Problemen und von ihren Familien entfremdeten Jungen werden die Türen geöffnet. "Es gibt keine harte Regel gegen Männer in anderen Situationen", sagte er.
Den Bewohnern wird eine Reihe von Unterstützungsmaßnahmen angeboten, die Trottier gerne als "Rundum-Service" bezeichnet, von der Bereitstellung von Kleidung und Lebensmitteln bis hin zu Notfall-Trauma-Beratung, psychologischer Betreuung, Peer-Unterstützung und Mentoring, Vaterschaftskursen und Rechtshilfe. Die Verweildauer ist auf 90 Tage begrenzt. Trottier sagte, dass die Warteliste häufig zwischen vier Wochen und zwei Monaten beträgt.
(...) In Kanada zeigten 2018 die von StatsCan veröffentlichten Statistiken über Misshandlungen, dass 23 Prozent der Frauen in irgendeiner Form misshandelt wurden, gegenüber 17 Prozent der Männer. Vierundvierzig Prozent der Frauen gaben an, sexuell missbraucht worden zu sein, verglichen mit 36 Prozent der Männer, mit ähnlichen Vergleichen für seelische Gewalt.
Und obwohl die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen von ihren Partnern getötet werden, siebenmal höher ist als bei Männern, sind auch Männer in diesen harten Opferstatistiken zu finden. Im Jahr 2021 entfiel fast ein Viertel (24 %) der 90 Tötungsdelikte durch Intimpartner auf Männer. Nationale Medien übersehen oft Geschichten wie die von Blake Bibby, einem 36-jährigen Mann aus Newmarket, Ontario, der im Juli von seiner Ex-Freundin erstochen wurde.
(...) Elizabeth Bates, eine Spezialistin für dieses Thema an der Universität Cumbria im Vereinigten Königreich, erklärte in einer E-Mail an die National Post, dass die Wahrnehmung, die man über häusliche Gewalt gewinnt, stark von dem Datensatz beeinflusst wird, den man auswählt. Während aus Polizeiberichten hervorgeht, dass "die große Mehrheit der Täter männlich und die Opfer weiblich sind", zeigen Umfragedaten von Regierungsbeamten in England und Wales, "dass von drei Opfern häuslicher Gewalt eines männlich und zwei weiblich sind", sagte sie.
"In der akademischen Literatur, die sich in der Regel auf Selbstauskünfte stützt, liegt das Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Opfern eher bei 50:50", so Bates. "Es gibt eine Reihe von Gründen für diesen Unterschied, aber einer der Hauptgründe liegt meiner Meinung nach in den Hindernissen, die bei der Anzeige von Viktimisierung bestehen", so Bates.
Alexandra Lysova, Kriminologie-Professorin an der Simon Fraser University, erklärte gegenüber der National Post, dass die von der kanadischen Regierung in Auftrag gegebene Viktimisierungsstudie General Social Survey (GSS) für 2019 ebenfalls ein "sehr, sehr enges" Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Opfern von Gewalt in Paarbeziehungen feststellte, sowohl bei seelischer als auch bei körperlicher Gewalt.
Solche Erkenntnisse sollten die Öffentlichkeit dazu ermutigen, Stereotypen über häusliche Gewalt zu überwinden, die ausschließlich Männer als Täter darstellen, so Lysova, denn einem großen Teil der Gesellschaft werden dringend benötigte soziale Dienste vorenthalten. "Wir stellen fest, dass die Spitze des Eisbergs und ein großer Teil der Gewalt in Paarbeziehungen unter der Oberfläche stattfindet und der Polizei nicht bekannt ist", sagte Lysova.
"Ich höre so oft: 'Oh, es passiert mehr von Männern an Frauen'. Aber nein, das ist nicht richtig. Richtig ist, dass mehr Frauen als Männer Anzeige erstatten, und dass mehr Frauen Anzeige erstatten, wenn der Täter ein Mann ist, als wenn der Mann von einer Frau misshandelt wird", sagte Phil Mitchell, ein britischer Berater, der sich auf männliche Gewaltopfer spezialisiert hat.
[Mit Phil Mitchell habe ich auch eines der Interviews meines Buchs "Sexuelle Gewalt gegen Männer" geführt – A.H.]
(...) Das Heim in Toronto war nicht das erste, das missbrauchten kanadischen Männern einen sicheren Hafen bot. In den 1990er Jahren stapfte Earl Silverman durch Calgary auf der Flucht vor seiner gewalttätigen Frau. Er suchte verzweifelt nach einem Ort, an dem er wieder auf die Beine kommen konnte, aber jedes Mal, wenn Silverman versuchte, sich in einem Heim für häusliche Gewalt anzumelden, wurde er abgewiesen und aufgefordert, stattdessen eine Therapie zu machen.
"Als ich in der Gemeinde nach Hilfsangeboten suchte, konnte ich keine finden. Es gab viele Angebote für Frauen, und die einzigen Programme für Männer waren für Wutbewältigung. Als Opfer wurde ich erneut viktimisiert, weil mir diese Dienste sagten, ich sei kein Opfer, sondern ein Täter", sagte Silverman 2013 der National Post.
Er wurde zu einem Fürsprecher für männliche Opfer von häuslicher Gewalt. Silverman gründete das Men's Alternative Safe House, die damals erste und einzige Zufluchtsstätte in Kanada für männliche Opfer häuslicher Gewalt. Zu Spitzenzeiten beherbergte die Einrichtung etwas mehr als ein Dutzend Männer und eine Handvoll Kinder und wurde hauptsächlich durch private Spenden, aber auch aus Silvermans eigener Tasche finanziert. Er hatte sich an die Regierung gewandt, um Hilfe zu erhalten, wurde aber abgewiesen.
"Gewalt in der Familie ist nicht mehr ein soziales Problem, sondern nur noch ein Problem der Frauen. So wird jede Unterstützung für Männer als gegen Frauen gerichtet interpretiert", sagte er damals einem Medienunternehmen in Alberta.
Der Kampf um Anerkennung und Akzeptanz forderte von Silverman seinen Tribut. Im Laufe der Jahre hatte er mit seinen Dämonen und Traumata zu kämpfen und verfiel häufig in Alkoholismus. Das Projekt gab ihm einen neuen Sinn und Zweck - bis sich die Rechnungen zu stapeln begannen und er darum kämpfte, die Tür offen zu halten. Die Finanzen wurden schließlich untragbar, und er war gezwungen, sein Haus zu verkaufen.
Silverman wurde kurz nach seinem Interview mit der National Post im Jahr 2013 von dem neuen Eigentümer, der das Anwesen besichtigte, erhängt in der Garage entdeckt. In einem vierseitigen Abschiedsbrief beschuldigte er die Regierung, die Notlage der Männer zu ignorieren.
(...) Oberflächlich betrachtet scheint Trottier ein unwahrscheinlicher Nachfolger für Silverman zu sein, ein Vermächtnis, das er mit der Eröffnung eines zweiten Männerhauses in Calgary in diesem Monat antreten wird - mehr als ein Jahrzehnt nach der Schließung von Silvermans Zuflucht.
Mit 41 Jahren ist sein Leben mit scheinbar unzusammenhängenden Initiativen gespickt. In seinen Zwanzigern und Dreißigern gründete er eine säkulare Organisation und argumentierte vor dem Obersten Gerichtshof gegen öffentliche Gebete in Regierungssitzungen in Quebec. Er gab atheistische Buswerbung in Auftrag und kandidierte als Abgeordneter der Grünen Partei im Wahlkreis Toronto Parkdale-High Park. Er verlor das Rennen, stand aber auf der richtigen Seite der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs.
"Ich neige dazu, mich zu diesen wenig erforschten Themen zu hingezogen zu fühlen, die einerseits wirklich wichtig sind, gegen die andererseits aber mysteriöserweise niemand etwas unternimmt. Wenn es eine Art roten Faden gibt, der all meine sonst so eklektischen Interessen miteinander verbindet, dann ist es dieser", sagte er.
Vor einem Jahrzehnt stolperte Trottier über das Thema Männer. "Es ist mir klar, dass es hier um Leben und Tod geht. Ich meine Selbstmordprävention, Entfremdung von den Eltern, Todesfälle am Arbeitsplatz, Obdachlosigkeit, Drogenabhängigkeit - all diese Dinge, die Jungen und Männer unverhältnismäßig stark betreffen. Und niemand nimmt das wahr. Das hat mich wirklich fasziniert und auch frustriert."
Die Aufmerksamkeit, die Trottier zuvor in den Medien erhielt, verflog, als er begann, über Männer in Not zu sprechen. "Meistens denken die Medien nicht einmal, dass dies eine legitime Sache ist. Sie sind es einfach gewohnt, über Geschlechterfragen auf eine bestimmte Art und Weise zu berichten, und sie halten das Gespräch für abgeschlossen, wenn man es aus einer, ich würde sagen, ideologischen Perspektive angeht. Es gibt nicht viel Appetit auf ein umfassenderes Gespräch, um die Dinge aus einem ... umfassenderen Blickwinkel zu betrachten."
(...) "Wir wollen nichts über misshandelte Männer wissen", schrieb Janice Fiamengo, Professorin an der Universität von Ottawa und entschiedene Verfechterin der Männerproblematik, in einer E-Mail an die National Post. "Wir wenden unsere Augen ab. Und wir wollen definitiv nichts von gewalttätigen Frauen wissen."
Schlimmer noch, diese Männer sind oft politisch und gesellschaftlich heimatlos, und es gibt nur wenige Fürsprecher, die sich ihrer Sache annehmen. "Männliche Opfer von häuslicher Gewalt sind gefangen zwischen der progressiven Linken, die nicht glaubt, dass Männer Opfer sein können, weil sie Macht haben, und der ritterlichen Rechten, die Männern sagt, dass sie echte Kerle sein und Frauen beschützen sollen", fügte Fiamengo hinzu.
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