Sonntag, Oktober 24, 2021

Merkel: "Eine Volkspartei muss die Parität wollen" – News vom 24. Oktober 2021

1. Noch-Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich zu ihrer Nachfolge geäußert:

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hofft bei der Neuaufstellung ihrer Partei infolge der Niederlage bei der Bundestagswahl auf mehr Frauen in führenden Positionen. "Es muss weiter daran gearbeitet werden, dass sich Frauen insgesamt mehr zutrauen. Denn selbst wenn welche da sind, ist es ja nicht so, dass sie zum Beispiel um den Parteivorsitz rangeln", sagte die frühere CDU-Vorsitzende der "Süddeutschen Zeitung". "Wenn man eine Volkspartei sein will, muss man der Parität nahe kommen und sie wollen", fügte die scheidende Kanzlerin hinzu.




2. Auch Christian Schmidt hat sich jetzt zum Fall Julian Reichelt geäußert. Ein Auszug:

In der Debatte wurde schnell das alte Bild gezeichnet, bei dem die Frau immer das Opfer ist und vollkommen passiv in eine Affäre gezwungen wurde.

Das fand ich interessant, weil es Frauen schon wieder ein klassische Opferrolle vorgibt, sogar dann, wenn sie (…) in eine hohe Position kommt. Sie kann sich sogar beschweren, dass die Position zu hoch für sie war, so als hätte sie diese antreten müssen und hätte da gar nichts sagen können.

(…) Die beförderte Frau hat nach allem, was wir wissen, den Deal durchaus bewusst mitgemacht, mit [Reichelt] zumindest zuerst anscheinend eine Affäre geführt. Dann scheint ihr der Job, auf den sie befördert worden ist, über den Kopf gewachsen zu sein und nunmehr erst beschwert sie sich. Das hat schon einen Geschmack, weil es eine gute Entschuldigung abgibt dafür, dass sie nichts dafür kann, dass sie den Job nicht gut gemacht hat. Reichelt hat sie eben – quasi gegen ihren Willen – befördert, um sich immer wieder ihre sexuellen Gefügigkeit zu erhalten.

Erstaunlich, dass sie damit anscheinend durchkommt.

Neben Reichelt ist auch sonst keiner wirklich genannt worden. Weder die zu Unrecht Beförderte, die immerhin jemanden anderem den Platz weggenommen hat, noch die anderen Frauen, die davon gewusst haben, oder aber die anderen Angestellten.




3. Auf den linken Nachdenkseiten äußert sich Jörg Friedrich um den auch auf Genderama erwäühnten "Sexismus"-Skandal in Italien um die Statue einer Bäuerin:

Der Sturm vom Paradies verfängt sich im Kleid der Ährensammlerin. Und deshalb noch ein Satz zum viel kritisierten Kleid, das vom Wind hauteng an den Leib der Frau gedrückt wird. Es ist vor allem ein Grund zur Bewunderung für die Meisterschaft des Bildhauers. Man bedenke: Es handelt sich um eine Skulptur aus undurchsichtiger Bronze. Dennoch hat man das Gefühl, man sähe ein durchscheinendes Material, man sähe durch den leichten Stoff die Formen und Rundungen der Frau. Vermutlich ist dies zusätzlich durch Farbunterschiede gelungen, die den Eindruck von Schatten erzeugen – in jedem Falle meisterhaft.

Damit zurück von der großen Kunst zur banalen Kunst-Politik. Zu fragen ist ja, was der Umgang der Politik mit solchen Werken für Folgen für die Kunst hat. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Skulptur zu Protesten vonseiten angeblicher Feministinnen und Frauenrechtler führt. Erst vor wenigen Monaten hagelte es für eine Skulptur vor dem Freiburger Lorettobad Sexismusvorwürfe. Dort hat der Bildhauer inzwischen angeboten, die Skulptur wieder abzubauen, und so wird es wohl auch kommen.

Für zukünftige Projekte gibt es zwei naheliegende Konsequenzen. Zum einen werden öffentliche Auftraggeber, die den Zorn der Meinungswächter fürchten, bereits im Vorfeld mit potentiellen Künstlern darüber reden, wie das Werk aussehen soll, und wie es auf keinen Fall aussehen sollte. Und Künstler werden sicherlich schon im vorauseilenden Gehorsam darauf achten, dass niemand auf die Idee kommen kann, sie könnten Anstößiges produzieren. Die Mechanismen des öffentlich finanzierten Kunstmarkts dürften da ohne viele Worte wirken – wer Aufträge braucht, kann auf Dauer nicht riskieren, dass die zahlenden Kunden den Skandal fürchten, zumal, wenn diese Kunden Politiker sind, die auf keinen Fall als frauenfeindlich, rassistisch oder sonst irgendwie reaktionär gelten wollen. Was auf der Strecke bleibt, ist die Kunst und ihre Freiheit.


Ich habe schon vor 30 Jahren dagegen protestiert, dass Sittenwächter vorgeben, was als Kunst erlaubt sein darf und was nicht. Damals galt man mit dieser Haltung als links. Heute gilt man mit derselben Haltung als rechts.



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