"Sie träumen von Vergewaltigung: Wie Männerrechtler nach Trumps Wahlsieg Konjunktur haben"
Nachdem die deutschen Journalisten begriffen haben, dass Trump seinen Wahlsieg nicht zuletzt jungen Männern zu verdanken hat, sind einige von ihnen ganz schön auf der Zinne.
Unter dem Heading "Wie Männerrechtler nach Trumps Wahlsieg Konjunktur haben" schreiben Julia Anton und Johanna Dürrholz in der Frankfurter Allgemeinen: "Sie träumen von Vergewaltigung und der vollständigen Kontrolle über Frauen." In dem Artikel heißt es weiter:
Für kurze Zeit war es ruhig geworden um Andrew Tate und seinen Bruder Tristan. Die beiden prominenten Männerrechtler befinden sich derzeit unter Hausarrest in Rumänien, sie sind unter anderem wegen Menschenhandels, sexueller Ausbeutung, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch und Geldwäsche angeklagt. Das hat sie aber nicht lange davon abgehalten, ihre kruden Theorien über männliche Dominanz und weibliche Unterlegenheit im Netz zu verbreiten. Zuletzt traten die Tates als Wahlunterstützer für Donald Trump in Erscheinung.
(…) Schon im Wahlkampf, spätestens aber seit Trumps Sieg haben Männerrechtler wieder Konjunktur. In den sozialen Medien, aber auch im Offlineleben werden Kampagnen gegen Gleichberechtigung und Frauenrechte gefahren, Frauen werden gedemütigt, beleidigt, abgewertet. Männerrechtler fühlen sich, so scheint es, gesehen. Und schwadronieren offen von Vergewaltigung und Kontrolle über Frauen und deren Körpern.
Die Frankfurter Rundschau schlagzeilt "Männerbund gegen Feminismus: Trumps Triumph durch Joe Rogan und die Manosphere". "Die USA hat sich für eine Männerzentriertheit entschieden", heißt es in dem Artikel von Babett Gumbrecht. "Die amerikanischen Wähler, die erneut die Chance hatten, ihre erste Präsidentin zu wählen, entschieden sich mit überwältigender Mehrheit anders."
"Der Trump-Sieg: eine Rache am Feminismus?" fragt die Süddeutsche Zeitung. Zurückgewiesene Männer verhalten sich wie Götter, die sich wie beleidigte Kleinkinder verhalten, fabuliert dort Meike Stoverock und schreibt weiter:
Der Feminismus hat also – zu Recht und überfälligerweise – dazu geführt, dass Männer nach und nach alles verloren haben, was ihnen bis dato Bestätigung gegeben hatte. (…) Und viele Männer (…) fühlen sich durch die Zurückweisung gedemütigt und entwickeln Rachegedanken. Der zunehmende Frauenhass lässt sich im Internet seit Jahren beobachten, ebenso das sehr aggressive Element darin. So aggressiv agiert nur jemand, der sich tief in sich drin verletzt und bedroht fühlt. Der subjektiv leidet und nie gelernt hat, dieses Gefühl zivilisiert aufzuarbeiten. Die US-Wahl hat ihnen eine perfekte Möglichkeit geboten, sich zu rächen. Dem verdammten Feminismus und den sie erschreckenden Frauen endlich etwas entgegenzusetzen.
Andere Gründe für die Wahlentscheidung, etwa Inflation, Wirtschaft und Einwanderung sind für Stoverock nur vorgeschobene Ausflüchte. Das habe ja auch Obama gesagt. In Wahrheit bewege Trump in erster Linie "die Emotionen von Männern, die Angst vor weiblicher Unabhängigkeit haben", Gerade junge männliche Schwarze und Latinos seien ja "anfällig dafür, von Maskulinisten eingelullt zu werden. Case closed."
"Die Zeit" will sich da natürlich auch nicht lumpen lassen, betitelt einen Artikel mit "Das Patriarchat schlägt zurück" und fragt in einem weiteren:
Haben die Demokraten junge Männer vernachlässigt? Nein. Diese bekamen von Donald Trump, was Kamala Harris ihnen nie hätte geben können: Frauenverachtung als Empowerment.
Christian Schmidt hat bereits erklärt, wie Kamala Harris natürlich trotzdem um männliche Wähler hätten werben können:
Sie hätte ebenfalls Sicherheit, Arbeitsplätze, Familie anbieten können. Oder Obdachlosigkeit oder andere Männerprobleme ansprechen können. Oder einfach nur Arbeiter loben können und ihre Verdienste würdigen können.
Das allerdings scheint bei den US-Demokraten ebenso unvorstellbar wie in deutschen Redaktionsstuben. Kein Mensch dort käme auf die Idee, das zu tun, was der britische Guardian, ebenfalls links und feministisch, getan hat: einen der zahllosen vernünftigen US-amerikanischen Männerrechtler einfach mal zu Wort kommen zu lassen. Im Guardian nämlich lautet die Schlagzeile "Eine fatale Fehleinschätzung": Männlichkeitsforscher Richard Reeves über die Gründe für die Niederlage der Demokraten bei jungen Männern. Der Artikel zeigt das, was deutsche Journalistinnen nicht sehen wollen.
Vor der Wahl kritisierte Reeves gegenüber dem Guardian, dass die Demokraten nicht in der Lage seien, Männer direkt über ihr politisches Programm anzusprechen. Er wies auf die schlechteren Bildungsergebnisse hin, da weniger Männer einen College-Abschluss machen und sich die Ergebnisse standardisierter Tests verschlechtern. Er sprach auch über die sich verschlechternde psychische Gesundheit, Einsamkeit und Selbstmordkrisen in dieser Gruppe und die mangelnde Bereitschaft der Demokraten, diese Probleme direkt anzusprechen. Jetzt, da Trump den Sieg mit erheblicher Unterstützung amerikanischer Männer errungen hat, sagt er, er verstehe, warum so viele die Republikaner gewählt haben.
Es folgt ein Interview mit Richard Reeves, in dem er keineswegs von seinen "Träumen von Vergewaltigung" berichtet, die man in der FAZ typisch für diese Leute zu halten scheint, sondern folgendes ausführt:
Ich denke, dass eine Wahl, von der ursprünglich erwartet wurde, dass sie sich um Frauen und Frauenthemen dreht, sich als eine Wahl über Männer herausgestellt hat. (…) Dies war eine Gelegenheit. Die Harris-Walz-Kampagne hätte sich ziemlich stark auf eine männerfreundliche politische Agenda und Präsentation stützen können. Wenn eine Frau an der Spitze steht, denkt niemand, dass sie eine heimliche Frauenhasserin ist. Mit Walz kandidiert der erste Lehrer einer öffentlichen Schule für ein hohes Amt, der auch noch Trainer ist. Ich meine, wenn es jemals ein Ticket gab, das Männer ansprechen konnte, dann war es dieses. Sie hätten mit ein paar ziemlich substanziellen Ideen aufwarten können. Stattdessen: nichts. Sogar meine progressiven feministischen Freundinnen sahen sich das Gremium der Demokraten an und sagten: "Wird es auch irgendetwas für Männer geben?"
Wow. Manche Feministinnen in den USA scheinen deutschen um Lichtjahre voraus zu sein.
Ich denke, man gewinnt keine Stimmen, wenn man nicht um sie kämpft. Und die Demokraten haben nicht wirklich hart um die Stimmen der jungen Männer gekämpft. Aber sie hätten sagen können: "Es gibt so viele fortschrittliche junge Frauen, die sich Sorgen um die geistige Gesundheit ihres Freundes oder Bruders machen. Es gibt so viele fortschrittliche Frauen, die sich eine Partei wünschen, die sich für ihre reproduktiven Rechte einsetzt und ihren Sohn besser erzieht."
Stattdessen begannen sie auf den letzten Drücker, den Männern zu sagen: "Wenn euch die Frauen in eurem Leben wichtig sind, solltet ihr uns wählen. Oder ist der Grund, warum ihr uns nicht wählt, vielleicht, dass ihr insgeheim ein bisschen sexistisch seid?" Der Versuch, Männer aus Scham, Schuldgefühl oder Angst dazu zu bringen, die Demokraten zu wählen, war spektakulär erfolglos.
(…) In Wirklichkeit ist es kein Nullsummenspiel. Die Männer haben nicht zu kämpfen, weil die Frauen florieren. Aber in Ermangelung anderer Gründe wurde dies zu einer effektiveren politischen Strategie. Was Männer von der Rechten hörten, war: Ihr habt Probleme, wir haben keine Lösungen. Was sie von der Linken hörten, war: Ihr habt keine Probleme, ihr seid das Problem. Und zwischen diesen beiden Möglichkeiten ist es für mich nicht wirklich überraschend, dass sich mehr Männer für die Republikaner entschieden haben.
Richard Reeves äußert sich auch zu der Frage, ob von der Trump-Regierung nun eine vernünftige maskulistische Politik zu erwarten ist.
Nun, ich denke, nachdem die Männer für Trump geliefert haben, muss Trump jetzt für die Männer liefern. Die Frage ist: Wird die oberste Gesundheitsbehörde die männlichen Selbstmordraten jetzt ernst nehmen und die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei den Selbstmorden anerkennen?
Eine besonders heikle Frage ist, was mit dem Gender Policy Council im Weißen Haus passieren wird. Ich bin vielleicht einer der wenigen Menschen, die diese Frage heute stellen, aber ich habe den Rat für Geschlechterpolitik als einseitig kritisiert. Man kann sich leicht vorstellen, dass Trump und seine Leute ihn einfach abschaffen würden, als eine Art wokes Relikt der Biden-Harris-Ära. Ich hoffe, dass sie ihn so umgestalten, dass er sich mit Geschlechterfragen in beide Richtungen befasst.
Männerrechtler wie Warren Farrell fordern das seit Jahrzehnten.
Abschließend antwortet Reeves auf die Frage, was die Demokraten aus diesem Debakel gelernt haben sollten.
Die Gefahr besteht darin, dass sie einfach sagen, dass all diese Männer sexistisch geworden sind, dass sie von Frauenfeindlichkeit angelockt wurden. Die Gefahr ist, dass die Demokraten glauben, sie müssten nur die Angriffe auf das Patriarchat und die toxische Männlichkeit verstärken. Das wäre katastrophal.
Ich hoffe, Reeves bekommt in diesen Tagen keine deutschen Zeitungen zu sehen.
Stattdessen sollten sie jungen Männern zeigen, dass sie eine Agenda haben, die ihnen mehr zusagt. Anstatt ständig über die Streichung von Studienschulden zu reden, was bei Männern nicht gerade beliebt ist, sollten sie mehr über Berufsschulen und Arbeitsplätze in der Produktion sprechen. Ich hoffe, dass sie zu dem Schluss kommen, dass sie Männer zurückgewinnen müssen, indem sie sie explizit ansprechen, anstatt zu versuchen, sie als Verbündete für die Sache der Frauen zu rekrutieren, was ein politischer Ansatz ist, den sie gerade auf die Probe gestellt haben.
Auf keinen Fall sollten die Demokraten auf die Idee kommen, dass es keinen Sinn habe, einen weiblichen Kandidaten aufzustellen.
Ich hoffe wirklich, wirklich, wirklich, wirklich, dass sie nicht zu diesem Schluss kommen.
Es gibt einen Grund, warum die Allgemeine Sozialerhebung 2010 die Frage nach einer weiblichen Kandidatin nicht mehr gestellt hat: weil die Zustimmung bei 96 % lag, und bei jungen Männern ist sie noch höher. Es ist zwar möglich, dass diese Männer insgeheim sexistisch oder rassistisch sind und das den Meinungsforschern nicht sagen, aber das ist eine unbeweisbare Hypothese.
Wenn die Demokraten die Schlussfolgerung ziehen, dass es daran lag, dass es eine weibliche Kandidatin war, dann ist das eine falsche Schlussfolgerung. Empirisch gesehen. Es wird die männlichen Wähler beleidigen, die sie brauchen, und es wird die Karrieren von Politikerinnen behindern, möglicherweise für lange Zeit.
Das ist nicht das einzige Interview dieser Art. Auf CNN berichtet Professor Scott Galloway, dass das Männerthema wichtiger für das Wahlergebnis gewesen sei als jedes andere. Er bekomme am meisten Mails von alleinerziehenden Müttern, deren Töchter zum Beispiel mit einem Studium gut versorgt seien, die sich aber Sorgen um ihre Söhne machten. Im Vergleich dazu träten Themen wie Trans-Rechte oder die Ukraine in den Hintergrund: "Ich möchte, dass mein Sohn dieselben Chancen bekommt, wie sie unsere Generation hatte."
Was wir Männerrechtler seit Jahrzehnten sagen, ist im US-amerikanischen Mainstream angekommen. In den deutschen Medien sträubt man sich noch mit Händen und Füßen dagegen.
Selbst das woke Lager in den USA hat begriffen, dass das Gelaber der Demokraten von einer "toxischen Männlichkeit" ihnen massiv geschadet hat.
"Es wird viel darüber geredet, dass Menschen, die traditionell die Demokraten gewählt haben, schwarze Männer, hispanische Männer, sich von ihnen zurückziehen, weil sie glauben, dass Männer in der neuen Demokratischen Partei nicht willkommen sind“, sagte [der TV-Moderator Joe] Scarborough, "und dass es irgendwie falsch ist, ein Mann zu sein, dass es eine kollektive Schuld gibt."
Scarborough fuhr fort, dass alle Demokraten, die "von diesen Worten schockiert" seien, "den Kopf seit fünf, sechs, sieben Jahren in den Sand gesteckt haben."
"Wir hatten Autoren von The Atlantic, die darüber sprachen, die über Artikel berichteten, die sie über ihre Kinder gelesen hatten, die in Manhattan zur Schule gingen, und über kleine Jungen, 7, 8, 9 Jahre alte Jungen, denen gesagt wurde, dass sie Teil einer Kollektivschuld sind, weil sie ein Mann sind - toxische Männlichkeit beginne mit 7", sagte Scarborough.
"Das funktioniert nicht", fügte er hinzu. "Das funktioniert nicht nur in der Politik nicht, sondern auch in der Gesellschaft nicht. Während die Demokraten also hier sitzen und versuchen herauszufinden, was mit den Männern passiert ist, warum schwarze Männer, warum hispanische Männer die Demokratische Partei verlassen, müssen sie zurückblicken und sehen, was in den letzten zehn Jahren in der Demokratischen Partei und unter den progressiven Eliten passiert ist."
Scarborough sagte konkret, dass es in Bildungseinrichtungen von der Grundschule bis zur Hochschule ein "Gefühl" von "kollektiver Schuld gegenüber Männern gibt, die Anklage, dass alle Männer irgendwie Teil dieser toxischen Männlichkeit sind".
"So verlieren Parteien Männer", sagte Scarborough. "So fallen Männer ins Abseits. Das ist der Grund, warum schwarze und hispanische Männer in vielen Fällen gesagt haben: Es reicht. Es reicht. Ich werde den anderen wählen."
Zu den vielen US-Medien, die ich verfolge, gehört auch die Show von Joe Scarborough, die kontinuierlich stark vor Trump gewarnt hat. Nicht weniger bemerkenswert ist, dass das linke Blog "The Daily Beast" diesen Warnungen einen eigenen Beitrag gegönnt hat. Man scheint in diesem Lager generell allmählich aufzuwachen.
In den USA. Hier noch nicht. Deutsche Journalisten assoziieren mit dem Stichwort "Männer" immer noch als erstes "Frauenhass" und "Vergewaltiger". Und sie schmollen, weil die Feministin nicht gewonnen hat.
Der Politikwissenschaftler Professor Darel Paul zieht ein erstes Fazit der Debatte:
Einige Demokraten interpretieren die Rückkehr zu den Werten von der Wahl im Jahr 2016 bei den Männern als ein unzweifelhaftes Zeichen von Frauenfeindlichkeit. Sie täten besser daran, dies als Reaktion auf die Versuche eben dieser Demokraten zu sehen, Männer zu beschimpfen, zu verunglimpfen und zu manipulieren, nur weil sie Männer sind.
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