Montag, Februar 19, 2024

Selbstkritische Feministin: "Einen Sohn zu haben, ist problematisch in der heutigen Zeit"

1.
Das Leben mit ihren zwei Söhnen hat den Feminismus einer Berliner Autorin umgekrempelt. Gerade in progressiven Kreisen beobachtet die 41-Jährige eine Abneigung gegen alles Männliche, die ihr große Sorgen bereitet.


In Hannah Lühmanns Artikel für die "Welt" heißt es weiter:

An einem kalten nassen Wintertag wartet Shila Behjat in dem Café in Berlin-Wilmersdorf, in dem wir uns verabredet haben. Sie ist ein wenig zu früh, ich ein wenig zu spät. Behjat, 41 Jahre alt, ist jemand, der sofort ein Gefühl der Herzlichkeit entstehen lässt. Die in Karlsruhe geborene iranischstämmige Journalistin könnte mit ihren Thesen in der aufgeladenen deutschen Debatten-Gegenwart eine der wichtigsten feministischen Stimmen werden. Das jedenfalls ist der Eindruck, der entsteht, wenn man ihr dieser Tage bei Hanser erscheinendes Buch "Söhne großziehen als Feministin – Ein Streitgespräch mit mir selbst" liest. Denn Behjat wagt in ihrem klugen autobiografischen Langessay etwas, das bei zu vielen Autoren heutzutage viel zu kurz kommt: Sie stellt sich selbst infrage. Ihr Buch erzählt die Geschichte, wie sich ihr eigenes feministisches Denken vom "Feindbild Mann" wegentwickelt hat – hin zu der Frage, wie es gelingen kann, die Männer zurück an den Verhandlungstisch zu holen. Das hat auch damit zu tun, dass sie sich für ihre Söhne eine andere Zukunft wünscht als jene, die sich gerade abzeichnet.


Hier kann man das Interview lesen.Ein Auszug daraus:

Behjat: Über die Möglichkeit eines Sohnes hatte ich gar nicht nachgedacht. Dann war das Gefühl: Das ist jetzt mein Kind, also kann ich es nicht abstoßen. In der ersten Phase dachte ich, das ist jetzt mein "Projekt Mann" – er darf kein Idiot werden. Ich dachte, meine Aufgabe ist, zu verhindern, dass er einer dieser Männer wird. Aber dann setzt natürlich die Mutterschaft ein. Man sieht den Menschen, seine Charakterzüge – nicht mehr den zukünftigen Mann … Der Schutzinstinkt setzt ein. Und so merkte ich: Es ist wahnsinnig ungerecht, so pauschal zu denken und zu verurteilen. Es ist sogar genau das, was ich als Feministin immer versucht habe, zu bekämpfen: dass ich, weil ich eine Frau bin, so und so behandelt werde, dass mir bestimmte Verhaltensweisen aufgrund meines Geschlechts unterstellt werden. Genau das wird jetzt mit meinen Söhnen gemacht.

WELT: Sie beschreiben die Benachteiligung von Jungs aber als nicht nur individuelles, sondern als massives gesellschaftliches Problem.

Behjat: Ich habe gemerkt, dass viele Mütter von Söhnen gerade dieselben Themen haben: Einen Sohn zu haben, ist irgendwie problematisch in der heutigen Zeit. Ich würde wirklich sagen, Jungs sind mittlerweile benachteiligt. Denn es gibt, zumal in unseren „progressiven“ Kreisen in Berlin, nichts, das weniger sexy ist, als ein weißer Mann zu sein. Ich beobachte, dass wir gesellschaftlich keine Antwort gefunden haben, was die Zukunft der Geschlechterrollen betrifft. Und aus dieser Leerstelle entsteht ein Wirrwarr für meine männlichen weißen Kinder. Sie sollen nur nicht. Nicht dominieren. Nicht das Wort ergreifen. Nicht die Ersten sein. Sie sind einfach nicht dran. Und gleichzeitig dreht die Welt sich aber genauso weiter, eine Welt, in der es brutal um Wettbewerb geht. Von einer Mutter von Söhnen zu erwarten, dass sie einfach nur sagt: Na gut, sie sind eben nicht dran. Das macht einfach keine.

WELT: Man hört seit vielen Jahren, dass Jungs im Schulsystem benachteiligt werden, unter anderem, weil viele Lehrkräfte weiblich sind – und ihnen Jungs als „zu wild“ gelten.

Behjat: Bei unseren Jungs ist das so. Hinzu kommt noch der progressive Ansatz, dass der Fokus jetzt wahnsinnig auf Mädchen liegt. Zurecht! Aber es geht zulasten der Jungs. Ein Extremfall war bei uns eine Sportlehrerin, die wörtlich sagt, sie hasst den Sporttag, weil da die Jungs immer so gut sind. Da denke ich: Ja, und? Lass sie doch auch mal schnell sein! Warum ist alles schlecht, was die Jungs machen? (…) Meine Söhne, wo bleiben die denn? Das Empowerment muss doch für alle da sein, man kann doch nicht einfach sagen: diese Dödel, die können wir jetzt vergessen. Gerechtigkeit muss für alle gelten – auch für zukünftige weiße Männer.




2.
Paus, Faeser & Co.: Es macht fassungslos, wie Regierungsvertreter den Kampf gegen die Menschenwürde gerade mit dem moralischen Einsatz für die Menschenwürde rechtfertigen. Und noch fassungsloser macht das dröhnende Schweigen der medialen Öffentlichkeit. '


Das befindet Mathias Brodkorb (SPD) im Magazin CICERO. Zum problematischen Verhalten speziell der Frauenministerin heißt es in dem Artikel:

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) stellte dieser Woche eine Studie über "Hass im Netz" vor. Stolz wies sie darauf hin, dass die Bundesregierung nicht nur ein entsprechendes "Kompetenznetzwerk", sondern auch mehr als 40 Einzelprojekte "gegen Desinformation und für Demokratie" fördere. Dazu zählen auch so genannte "Meldesysteme", also Petzportale im Internet, die ihre Erkenntnisse dann an eine zentrale Meldestelle des Bundeskriminalamtes übermitteln. Was die Ministerin "Meldesysteme" nennt, sind letztlich auch staatlich finanzierte Denunziationsinfrastrukturen zur Anheizung des geistigen Bürgerkrieges.

Aber das war nicht einmal das wirklich Problematische an ihren Äußerungen. Als Grund für diese ganzen Maßnahmen gewährte die Ministerin vor laufenden Kameras vielmehr einen tiefen Blick in ihr Innerstes: Man hätte nämlich festgestellt, dass es in diesem Lande Menschen gäbe, die unliebsame Positionen verträten, die "noch gerade so unter Meinungsfreiheit" fielen. Die Schlussfolgerung für das viel beschworene "Demokratiefördergesetz": "Wir wollen (…) dem Umstand Rechnung tragen, dass Hass im Netz auch unterhalb der Strafbarkeitsgrenze vorkommt."

Es lohnt sich, bei diesem intellektuellen und moralischen Fehltritt Paus’ etwas länger zu verweilen, weil er die Vermutung nährt, der Staat könnte seiner moralischen Selbstauflösung entgegensteuern. Was die Bundesministerin vortrug, war ja kein Fauxpas, kein Ausrutscher in freier Rede. Das alles las sie ab vom Blatte, Wort für Wort. Wenn dabei alles mit den üblichen Verfahren eines Ministeriums vonstattengegangen ist, wurde dieser Sprechzettel in der Fachabteilung erarbeitet, dann an die Pressestelle zum Feinschliff übergeben und fand von dort den Weg auf den Tisch der Ministerin. Der Geist, den dieser Text atmet, dürfte daher nicht nur dem ehrlichen Empfinden der Ministerin entsprechen, sondern sich inzwischen im Staatsapparat "eingenistet" haben, wie sich der Chef des Verfassungsschutzes, Thomas Haldenwang, in anderen Kontexten auszudrücken pflegt. Bevor Minister ins Amt kommen, müssen sie aber einen heiligen Eid auf die Einhaltung der Gesetze und der Verfassung schwören. Das hat auch Lisa Paus getan und in dieser Woche den Geist des Grundgesetzes dennoch nicht nur mit Füßen getreten, sondern auch noch öffentlich angekündigt, ihm gezielt entgegenarbeiten zu wollen. Denn was sie gesagt hatte, war ja letztlich dies: Man müsse etwas gegen jene Menschen tun, die Unliebsames sagen, damit die Grenzen der Meinungsfreiheit aber gerade nicht überschreiten. Das Demokratiefördergesetz, das nun endlich verabschiedet werden müsse, wolle genau deshalb bereits "unterhalb der Strafbarkeitsgrenze" ansetzen.

In einer Gesellschaft mit funktionierender demokratischer Öffentlichkeit wäre Paus binnen Stunden mindestens zu einer Entschuldigung gegenüber dem Souverän, wenn nicht zum Rücktritt gezwungen worden. Was sie mit beängstigender Unbedarftheit in einer Pressekonferenz vortrug, war ja die Ankündigung, gegen den obersten Verfassungswert – die Menschenwürde – verstoßen zu wollen. Man muss dazu bloß den ersten Teil des Grundrechtskatalogs von hinten nach vorne lesen: Artikel 5 Grundgesetz sichert nicht nur die Presse-, sondern auch die individuelle Meinungsfreiheit. Dies ist Ausfluss von Artikel 2, der wiederum jedermann die "freie Entfaltung seiner Persönlichkeit" gewährt. Für ein vernunftbegabtes Lebewesen ist dies ohne Freiheit der Meinungsäußerung schlicht undenkbar. Das Recht auf "freie Entfaltung" der Persönlichkeit wiederum ist unmittelbarer Ausfluss der Menschenwürde in Artikel 1. Wer somit das Grundrecht auf Meinungsfreiheit attackiert, attackiert zwangsläufig auch die Menschenwürde.

Es macht daher rat- und fassungslos mit ansehen zu müssen, wie Regierungsvertreter den Kampf gegen die Menschenwürde gerade mit dem moralischen Einsatz für die Menschenwürde rechtfertigen und dabei die Balken in den eigenen Augen nicht bemerken. Und noch fassungsloser macht, auf welches dröhnende Schweigen der medialen Öffentlichkeit dieses Vorgehen bis auf wenige Ausnahmen trifft.


Ebenfalls im CICERO äußert sich Ben Krischke zum selben Thema.



3. In Österreich muss die Frauenministerin das Ende der Gendersprache verkünden.



4. "Die Zeit" berichtet über einen Schwulen, der mithilfe einer Eizellspenderin und einer Leihmutter zum Solovater wurde.

"Als Mann ein Kind aufziehen ohne Mutter – das ist auch eine Rebellion gegen die Gesellschaft", findet er. Als sie noch in London lebten, war er mal in einem Kaufhaus. Nick schrie. Eine Verkäuferin fragte Apel, wo denn die Mutter sei. Apel erklärte, jetzt, kurz vor 19 Uhr, bekäme Nick sein Essen, das sei immer so. Er sei deswegen schon auf dem Weg in den Eltern-Kind-Raum. Unvermittelt nahm die Verkäuferin Nick aus dem Wagen und brachte ihn selbst in den Eltern-Kind-Raum. "Das hätte sie bei einer Frau nie gemacht." Apel lief mit dem leeren Kinderwagen hinter der Frau her.

Auf einem Amt in Berlin, ein paar Jahre später, habe eine Mitarbeiterin ihn angeschnauzt, weil er in ein Formular nur ein Elternteil eingetragen habe. "Jedes Kind hat doch eine Mutter", habe sich die Frau echauffiert. Apel wies sie darauf hin, dass es sie nichts angehe, wie er seinen Sohn gezeugt habe.

Weil Nick abends oft hibbelig war und nicht einschlafen wollte, ging Apel 2022 mit ihm zu einer Erziehungsberaterin. Sie sagte, dem Kind fehle die Mutter. Apel entgegnete, Nick habe nie eine Mutter gehabt. Wie könne ihm die fehlen? Das sei etwas Instinktives, habe die Beraterin geantwortet, jedes Kind habe eine Mutter. Ihm sei das dann zu blöd geworden. Er habe ihr gesagt, dass sie in einem anderen Jahrhundert lebe. Dann stand er auf und ging.




5. Für Österreichs "Presse" zerpflückt die Wirtschaftsjournalistin Jeannine Hierländer beliebte Fake News:

Am Equal Pay Day wird mit abenteuerlichen Statistiken hantiert, die beweisen sollen, dass Frauen auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert und ausgebeutet werden. Mit der Realität hat das wenig zu tun.


Hier geht es weiter.



6. Auf Tiktok zelebrieren werdende Mütter das Ritual der Push Presents, also Geschenke fürs Gebären: "Er sollte schon 100'000 Dollar ausgeben" heißt es da ebenso wie "Ihr müsst aufhören, Kinder mit Männern, die pleite sind, zu haben."



7. Die Post. Mein Leser Tom Todd schreibt mir zu der Meldung, dass Harvey weinstein in Berufung gegen sein MeToo-Urteil geht (Genderama berichtete):

Das Urteil im Falle Weinstein kann man mit großer Wahrscheinlichkeit berechtigterweise als Skandal bezeichnen. Wer sich genau anhört, was sich im Verfahren zugetragen hat, und ganz besonders sich das Schlussplädoyer der Anwältin von Weinstein angehört hat, kommt nicht um die Feststellung herum, dass die Jury kaum eine Schuld von Weinstein im Sinne der Anklage "über jeden vernünftigen Zweifel" ("beyond all reasonable doubt") in der Lage festzustellen gewesen ist. Es liegt vielmehr auf der Hand, dass die Jury und der Richter unter enormem medialem Druck standen und wohl keiner von ihnen einen milderen Schuldspruch oder gar eine Freisprechung ohne öffentliche und private Beschämung zur Tagesordnung hätte übergehen können.

Es ist zwar offenkundig, dass Weinstein seine Position zur Erheischung sexueller Gefälligkeiten missbraucht hat; seine vermeintlichen Opfer haben sich aber wenn nicht ausschließlich doch sehr oft im vollen Bewusstsein eingelassen auf zweideutige Situationen. Nichts hat der Sache der Frauen mehr geschadet, als diese Infantilisierung, die darin begründet liegt, dass ihnen allesamt kindische Unschuld zugeschrieben wird – ganz abgesehen von der Perfidie der seit den Anfängen des Feminismus gängig geforderten Sonderbehandlung für Frauen ("believe all women)" – mit der dazu gehörenden Aufweichung des Gleichbehandlungsgrundsatzes, zumal in der Justiz.




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