Dienstag, September 19, 2017

Offener Brief von Dr. Karin Jäckel zu feministischen Attacken auf Andersdenkende

Die Publizistin Dr. Karin Jäckel (vergangenen Freitag stellte der SWR sie in einem halbstündigen Podcast vor) gehört zu den engagiertesten Kämpferinnen gegen die herrschende einseitige Geschlechterpolitik. Vor einigen Tagen habe ich von ihr einen Brief zu dem von Sebastian Eder verantworteten Hit Piece in der Frankfurter Allgemeinen erhalten, der aber deutlich über den FAZ-Artikel hinaus geht. Deshalb habe ich Frau Dr. Jäckel gebeten, ihren Brief Genderama als Gastbeitrag zur Verfügung zu stellen, womit sie erfreulicherweise einverstanden war. Herzlichen Dank dafür!



Lieber Arne Hoffmann,

mit Unwillen habe ich kürzlich in der FAZ über Sie gelesen. Unwillen, weil der Arne Hoffmann, den ich zu kennen meine, nichts mit dem Mann Ihres Namens zu tun zu haben scheint, den der FAZ‘ler zu porträtieren vorgibt. Weil der Journalismus, den dieser FAZ’ler in seinem Artikel verkörpert, nichts mit dem Journalismus zu tun hat, der neutral, objektiv zutreffend und sauber recherchiert informiert. Und weil das, was dabei herausgekommen ist, Diffamierung ist. Mit, wie mir scheint, dem einen zutiefst inhumanen Ziel, Sie als Autor, der sich für Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern sowie gegen Neo-Nazitum einsetzt, und speziell als Mann im Rundumschlag ad absurdum zu führen.

Und doch kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie sich dieses journalistisch so prekäre Machwerk als Ehren-Kokarde an die Brust stecken könnten. Immerhin muss das, was Sie schreiben, so nachhaltig wirkmächtig sein, dass die "große FAZ" Sie einer ganzen Seite würdigt, um den Eindruck zu erwecken, Sie seien es nicht wert, dass man ein Wort über Sie und Ihre Veröffentlichungen verlöre.

Leider gewinne ich als jahrzehntelang bekennende und engagierte Frauen- und Mädchen-Gleichberechtigungsverfechterin immer mehr den Eindruck, dass der gegenwärtige Feminismus vor allem eines betreibt, nämlich radikalen Geschlechterkampf gegen den Mann als Klassenfeind. Dabei geht es meiner Erfahrung und Meinung nach längst nicht mehr um Frauen- und Mädchengleichwertigkeit, -gleichrangigkeit, gleichstellung und gleichberechtigung gegenüber Männern und Jungen. Vielmehr geht es im radikalen Feminismus vor allem um FrauenVORrechte. Wobei die Durchsetzung dieses Anspruchs die Diskriminierung derjenigen, die Männer- und Jungenrechte nicht mindern, sondern Frauen- und Mädchenrechte auf gleich hohe Ebene anheben, also echte Gleichwertigkeit erwirken wollen, zu rechtfertigen scheint.

Sehr gut erinnere ich meiner vor Jahren versandten Anfrage an das Bundesfamilienministerium, warum in dessen Namen alle Bevölkerungsgruppen gelistet seien, nicht aber die Väter/Männer. Damals antwortete man mir in einem offiziellen Schreiben, weil der Mann/Vater bereits in der Bezeichnung "Familie" enthalten sei und erklärte mir zugleich, dass Frauen- und Mädchenförderung "Entzug von Männer- und Jungenprivilegien" bedeute. Auf meine Nachfrage, um welche Privilegien es sich dabei handele, erfolgte keine Antwort. Ebenso wie Ulla Schmidt (SPD) als damalige Familienministerin nie auf meine Frage antwortete, warum sie "Familie ist, wenn alle aus einem Kühlschrank essen" definiere. Sehr wohl aber wurde ich bald darauf nicht mehr zum Runden Tisch der SPD nach München eingeladen, an dem ich zuvor zusammen mit z.B. Jugendamtsvertretern zur Diskussion über Kinderrechte und Kindeswohl eingebunden gewesen war.

FrauenVORrechte werden seit vielen Jahren durch gezielte Männer- und Jungenausgrenzung und durch Radikalisierung von Frauen und Mädchen erkämpft, indem auf Teufel komm raus diskreditiert ist, was nicht in dieses Muster passt. Und das mit Methoden nach dem Slogan "der Zweck heiligt die Mittel", indem dieselben unwürdigen Demütigungs-Praktiken auf Männer und Jungen angewandt werden, die wir Frauen und Mädchen vor Jahren als von Männern und Jungen gegen uns Frauen und Mädchen gerichtet sahen und deshalb mit aller Kraft und erfolgreich bekämpften.

Ich denke da etwa an das SPD-Parteiprogramm-Statut, das Männliche überwinden zu müssen, um das Menschliche zu gewinnen. Das entspricht in etwa der einstigen Patriarchen-Haltung im Land, Frauen zu unterdrücken, um eine heile Gesellschaft zu erhalten. Oder nehmen wir das an Schulen, die heutzutage ja überwiegend weiblich dominiert sind, angewandte Prinzip, Mädchen durch besondere Förderung "stark" zu machen und Jungen dadurch zu schwächen, dass man ihnen bei gleicher Leistung schlechtere Noten erteilt.

Oder denken wir daran, wie politisch laut Frauenquoten in gut bezahlten Führungsetagen gefordert werden, die bisher eher für Männer attraktiv waren, nicht aber in den ebenfalls überwiegend von Männern ausgeübten sogenannten Knochenjobs etwa in Bergwerken, am Bau oder bei der Müllabfuhr. Die politisch ebenso laute Forderung nach Männerquoten in den bislang am liebsten von Frauen ausgeübten Berufsgruppen sucht man vergebens, beispielsweis im Bereich Kindergarten oder Grundschule. Nicht zu vergessen die Tatsache, dass alljährlich immer mehr Kinder vaterlos aufwachsen müssen, weil ihre Mütter dies so wollen und erfolgreich durchsetzen, obwohl auch die zugehörigen Väter ihre Kinder lieben und Kinder beide Eltern lieben und brauchen, ihnen politisch und gesetzlich aber nicht das unverbrüchliche Kindesrecht auf beide Eltern zugebilligt wird. Im Bundesjustizministerium sagte man mir dazu bereits vor Jahren, dass ein solches Gesetz gegen die Interessen der Mütter verstoße und daher nicht durchsetzbar sei. Alleinerziehend sei ein Erfolgsmodell, heißt es aktuell dazu aus einschlägigen Kreisen (VAMV).

Natürlich wäre es blind für die Realität, wollte ich bestreiten, dass Missstände zu Lasten von Frauen bestehen - etwa dann, wenn tatsächlich bei identischer Leistung unterschiedliche Löhne gezahlt werden – und dass diese zwingend aufgehoben werden müssen. Ebenso unerträglich ist die Tatsache männlicher, speziell "häuslicher" Gewalt gegen Frauen und Kinder. Nur - und da liegt für mich große Bedeutung – gibt es auch Missstände zu Lasten von Männern z. B. weibliche Gewalt gegen Männer und Kinder. Die aber scheint sakrosankt, scheint gerechtfertigt als lediglich "starke" Gegenwehr oder lässliche Erziehungssünde einer Mutter, weil "Frauen ja sowieso nie doll zuhauen." (Zitat einer mir bekannten Jugendamtsmitarbeiterin.) Oder wie erklärt es sich, dass von weiblicher "häuslicher" Gewalt kaum je die Rede in den Medien ist? Dass von (ihren) Frauen selbst krankenhausreif misshandelte Männer in ihrem Leiden ignoriert und missachtet bleiben, anstatt dass ihnen dieselbe hilfreiche Unterstützung wie Frauen in entsprechender Lage zuteil wird? Etwa durch die - politisch vehement verweigerte - Einrichtung von Zufluchtsstätten analog der intensiv geförderten Frauenhäuser. Gar nicht geredet von z. B. der sexuell missbrauchten Jungen verweigerten Hilfe durch bestimmte politisch unterstützte Frauenhilfsorganisationen oder der Plakatierung von ausschließlich misshandelten Mädchen auf dringend nötigen öffentlichen Kampagne-Maßnahmen gegen (erzieherische) Gewalt gegen Kinder.

Längst muss man sich in unserem "meinungsfreien" Deutschland davor hüten auszusprechen, was man bzw. frau über diese Art radikalen Feminismus denkt. Nicht, weil man/frau strafrechtlich belangt würde. Nein, so direkt sind die Folgen glücklicherweise noch nicht. Aber man/frau "muss" – bzw. müsste klugerweise - die eigene Meinung verschweigen, weil man/frau ansonsten in derselben Art und Weise an den öffentlichen Pranger gestellt und verbal mit faulen Eiern beworfen wird, wie es jetzt Ihnen widerfahren ist.

Wie ich dazu komme, das zu behaupten? Weil ich es in eigener Person erfahren habe.

Weil ich z. B. dafür, dass ich veröffentlicht habe, dass auch Frauen sexuelle Kindesmissbrauchstaten begehen, also "Täterinnen" sind, als frauenfeindlich diskreditiert und zum Boykott meiner Bücher aufgerufen wurde.

Weil ich u.v.a. ein Buch über das seelische Leiden von aus dem Leben ihrer Kinder ausgeschlossener Vätern schrieb und dafür in der Presse als Helferin der "Jammerlappen" und "neuen Leidensmänner" diskreditiert wurde.

Weil ich dafür, dass ich die Meinung vertrete und publiziert habe, dass Kinder ein natürliches, ein Geburtsrecht auf beide liebevollen Eltern und auf geliebte Großeltern haben, in einer stiftungsgetragenen Studie als nazi-nah diskreditiert wurde.

Weil ich dafür, dass ich gegen die gezielte Benachteiligung von Jungen und gegen gezielte Bevorzugung von Mädchen aufstehe und ausdrücklich für die in allen Bereichen geltende Gleichwertigkeit und Gleichrangigkeit der gleichberechtigten Geschlechter und für die nachhaltige Förderung aller Mädchen und Jungen eintrete, als "Nestbeschmutzerin" diskreditiert wurde.

Weil man mir für diese Haltung Morddrohungen zukommen ließ und eine Telefonkampagne gegen mich startete, die damit einherging, dass bundesweit meine Telefonnummer als Sex-Sells-Nummer in öffentliche Telefonzellen geschrieben und entsprechend genutzt wurde.

Weil einem befreundeten Journalisten, den ich zu einer meiner Lesungen zum Thema sexueller Kindesmissbrauch eingeladen hatte, von den Türsteherinnen Prügel angedroht wurde, falls er nicht verschwände.

Weil mein PC gehackt wurde, als ich ein Buch über Mütter veröffentlichte, die sich aus Liebe von ihren Kindern trennten und diese beim Vater ließen, um den Kindern den Verlust ihres gewohnten Lebensmittelpunktes zu ersparen.

Es gäbe noch mehr aufzuzählen. Zum Beispiel, dass alle diese Attacken von "Feminist/innen" ausgingen, meist von Bekennerschreiben oder -anrufen begleitet. Als Strafaktion, weil ich eine Verräterin an der guten Sache der Frauen und Mädchen sei. Am "schlimmsten", weil am radikalsten, habe ich übrigens stets diejenigen Feministinnen empfunden, die Frauen als bessere Alternative behaupten und die Ansicht vertreten, die "neue Frau" müsse der bessere Mann sein, sowie diejenigen Männer, die sich als "Feministen" verstehen und sich in dieser Rolle als die einzig wahren Frauenversteher und Frauenschützer begreifen und quasi ritterlich für die Dame zu Felde gegen Andersdenkende ziehen. Sie erscheinen mir wie diese Superkatholiken, Superprotestanten oder Supermuslime, die zuvor der anderen bzw. einer christlichen oder keiner Glaubensrichtung angehörten und nach der Konvertierung bzw. Bekehrung doppelt "glauben" und "gottberufen" handeln zu müssen meinen.

Was mir an dieser Stelle noch zu schreiben bleibt: In meinen Augen ist der FAZ-Artikel tatsächlich eine Kokarde für Sie.
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