Männerrechtler setzen sich in Australien durch – News vom 14. Juni 2017
1. In der Frankfurter Allgemeinen von heute findet sich die Glosse "Genderlogik" der Volontärin Hannah Bethke. Ein Auszug:
Die Autoren der "Philosophical Studies" regen (...) an, für jeden wissenschaftlichen Text einen "Bechdel-Test" zu machen: Wurden mindestens zwei Philosophinnen zitiert und mindestens eine davon sinnvoll im Text rezipiert, und wird mindestens eine deshalb zitiert, weil sie die Arbeit derselben oder einer anderen Frau, auf keinen Fall aber die eines Mannes, diskutiert? Wer alles mit "ja" beantworten kann, hat den Test bestanden. Wie mit solchen absurden, der Spielfilmanalyse entnommenen Kriterien die wissenschaftliche Qualität eines Textes gewährleistet werden soll, bleibt wohl ein großes Gender-Geheimnis, dessen Originalität – so viel muss man den Autoren lassen – die naturwissenschaftliche Nüchternheit, mit der die Genderkluft zuletzt in der Astrophysik analysiert wurde, um ein Vielfaches übersteigt.
2. Umwälzungen in ihrer medialen Darstellung konnte die Männerbewegung aktuell in Australien erkämpfen. Dort wurde vor einigen Tagen Cassie Jaye zu ihrer Männerrechtler-Doku "The Red Pill" interviewt – von zwei Journalisten, die den Film nicht gesehen, dafür die feministische Propaganda darüber gelesen hatten und deshalb Cassie auf bizarre Weise ins Verhör nahmen. Cassie Jaye schlug sich in dieser Kontroverse sehr gut. Ein weiteres Interview lief ähnlich grotesk ab. Zugleich war durch die Art, wie Cassie behandelt wurde, die Geduld vieler Zuschauer überschritten, was sie nicht nur den Machern dieser Sendung deutlich zurückmeldeten.
Das führte bislang erstens zu dieser Meldung:
Sky News host Andrew Bolt felt he had to apologise to US film-maker Cassie Jaye for the behaviour of the media following two 'aggressive and hostile interviews'.
(...) Speaking on the Bolt Report, Ms Jaye said other media had never treated her the way Network Seven's Sunrise and Network Ten's The Project did. (...) 'I have never been treated like I have on Sunrise and The Project,' Ms Jaye said. 'A lot of people don't realise my interview with The Project was heavily edited down. The full interview was very hostile ... I definitely felt ambushed.'
In the interview with Sunrise, host Andrew O'Keefe admitted to not watching the movie, claiming her publicist didn't send the link through. Ms Jaye said a link was sent a few times as early as a month before the interview.
(...) 'Something serious has gone wrong in our culture and I apologise,' Mr Bolt said. 'It didn't used to be that way. I'm very sorry you've run smack into it.'
Zweitens beschäftigte sich inzwischen die Sendung The Morning Show auf seriöse Weise mit "The Red Pill" und hatte dafür die Männerrechtlerin Bettina Arndt ins Studio eingeladen.
Drittens erschien gestern der Artikel "The unseen epidemic sweeping Australia and taking mostly men". Darin wird auch die Konferenz von Männerrechtlern und Männerrechtlerinnen erwähnt, die letztes Wochenende in Australien stattfand:
Addressing a conference on the Gold Coast over the weekend, well known psychiatrist Dr Tanveer Ahmed said: "Every man who commits suicide will have a plan for life. Our challenge is to expose that plan for life and make it accessible."
We can only do that if we are individually and collectively willing to discuss the subject. We need to help men believe life is worth living. Those of us in the media need to have special courage and sensibility in this regard.
Wenn die Medienmacher ihre Leser und Zuschauer zurückgewinnen möchten, dann wäre mehr journalistische Moral ein wichtiger erster Schritt. In keinem Bereich wird das derzeit deutlicher als in der Geschlechterdebatte, vor allem wenn es um die Männerbewegung geht.
3. Feministinnen und Social Justice Warriors fordern eine Blacklist für Videospiel-Entwickler, die sich der feministischen Ideologie nicht unterwerfen. Solche "garbage people" sollten von der Videospiel-Industrie nicht eingestellt werden.
4. Die Universität Cambridge fordert ihre Dozenten auf, Studenten nicht mehr als "genial", "brillant" und "scharfsinnig" zu loben. Diese Charakterisierungen würden als typisch männliche Eigenschaften verstanden und Frauen deshalb abschrecken, was es Frauen erschwere, Erfolg zu haben.
5. Das Magazin Rolling Stone muss für die Verleumdung von Studenten als Vergewaltiger weiterhin teuer bezahlen:
Rolling Stone has settled a lawsuit with the University of Virginia fraternity whose members were falsely accused of raping a female student in a Nov. 2014 article (...). A source involved at the national level with the fraternity, Phi Kappa Psi, tells TheDC that Rolling Stone will pay $1.65 million to settle the defamation suit.
Hier findet man den vollständigen Artikel.
6. Toxische Weiblichkeit? Eine Britin steht vor Gericht, weil sie 15 Männer fälschlich der sexuellen Gewalt beschuldigt und einen von ihnen für sieben Jahre hinter Gitter gebracht haben soll.
7. Die Post. Einer meiner Leser weist mich auf einen Fehler in meiner Medienschau von gestern hin:
Als alter Harry-Potter-Fan muß ich Sie hier korrigieren: Es waren 36 Geschenke.
Verflixt. Ich habe die Angabe berichtigt.
David Müller schreibt mir:
Ich lese schon lange Dein Blog (und ein paar Deiner Bücher), und wollte Dir schon lange mal schreiben, heute bietet sich der definitive Anlaß:
Etwas erstaunt war ich heute, meinen Wutbrief an verdi publik zum Gender Pay Gap in der neuen Ausgabe abgedruckt zu sehen.
Er war eine Reaktion auf das hier.
Der Leserbrief ist leicht gekürzt erschienen. Ich hatte noch ein paar sarkastische Anmerkungen zur "Frauen sind auch Menschen" Überschrift, die sie weggelassen haben. Dafür haben sie in der Papierausgabe "Ihr wollt in einen Frauenstreik treten? Bitte, bitte macht das. Ab sofort, und für immer." farbig und in Großschrift herausgehoben.
Vielleicht hat der Abdruck auch etwas damit zu tun, dass der Artikel für mich den letzten Anstoß gegeben hat, aus Verdi auszutreten (fristlos).
Die Redaktion von verdi publik versucht, sich zu rechtfertigen ("Mit unserer Forderung nach gleicher Bezahlung von Männern und Frauen für gleiche Arbeit stehen wir in der Tradition der Arbeiterbewegung ..."), aber es wird klar, dass diese Antwort am Inhalt des Leserbriefes vorbei geht.
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