Vermischtes vom 15. August 2015
Feministinnen haben eine neue Form der Benachteiligung von Frauen entdeckt: Sie verbringen oft eine halbe Stunde länger vor dem Spiegel als Männer, was ihnen niemand finanziell entlohnt. Inzwischen ist von einer Makeup-Steuer die Rede.
Das Deutschlandradio ist zu seiner vertrauten Männerfeindlichkeit zurückgekehrt und bewirbt mit einem Beitrag über die penetrante Redelust der Männer ein neues feministisches Buch.
Nachdem durch Tinder bekanntlich die Dating-Apokalypse stattgefunden hat, verheißt die feministische Dating-App "Bumble" wieder Hoffnung: Ein Gespräch initiieren können hierbei nur die Frauen. Bumble soll bereits über eine Million User haben; das Geschlechterverhältnis soll dabei ausgeglichen sein. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob der Name der App so glücklich gewählt ist: "To bumble" kann man mit "herumwursteln" und "sich durchmogeln" übersetzen.
Wie wir alle wissen, sind Frauen tausendmal härter als Männer: Sie halten die Qualen einer Geburt aus, während Kerle oft schon durch einen Schnupfen außer Gefecht sind. Für dieses männliche Herumgejammer hat man die spöttische Bezeichnung "man flu" ("Männergrippe") gefunden – eine Herabsetzung, die es zu einem eigenen Wikipedia-Eintrag geschafft hat. Was in diesem Eintrag noch fehlt: Ein Mann in Bristol ist gestorben, nachdem ihm Notärzte erklärten, dass er nur die "Männergrippe" hätte. So endet es, wenn männerfeindlicher Dreck in unserer Gesellschaft so alltäglich wird, dass sogar Ärzte ihn unkritisch übernehmen.
Wie die Futurezone berichtet, hat der Online-Zimmervermittler Airbnb erklärt, das Verhalten seiner Angestellten in Notfällen zu verbessern:
Auslöser dafür ist ein Vorfall, der sich Anfang Juli in Madrid ereignete. Dort wurde ein 19-jähriger US-Amerikaner nach eigenen Angaben von seiner Zimmervermieterin mit einem Messer bedroht und sexuell missbraucht. Davor sperrte ihn die Vermieterin in einem Zimmer ein, wo er via SMS seine Mutter um Hilfe bat. Die rief bei Airbnb an, dort wollte man ihr aber weder die Adresse der Unterkunft geben, noch die Polizei rufen.
Stattdessen gab man ihr die Telefonnummer der Madrider Polizei, und verwies sie darauf, dass die Adresse des Vermieters nur auf Anfrage der Exekutive herausgegeben werde. Die Frau wählte die Nummer, landete aber in einer Warteschleife, bis der Anruf schließlich getrennt wurde. Auch der Versuch einer neuerlichen Kontaktaufnahme mit Airbnb endete in der Mailbox. Dem 19-Jährigen gelang es schließlich aus der Wohnung zu flüchten.
"School no longer works for boys." erklärt die britische Soziologin und Publizistin Kathy Gyngell. In Bremen hat ein Junge, der in seinem Leben nur zwei Jahre die Schule besuchte, jetzt das Abitur geschafft: Notendurchschnitt 2,5 und mit 15 Punkten die Bestnote in zwei Fächern. Entscheidende Lernhilfe waren offenbar Youtube-Videos.
Währenddessen beweint in Österreichs "Profil" Gernot Bauer die schulische Benachteiligung von Mädchen, indem er sich ausschließlich auf ein einziges Fach konzentriert:
Seit 25 Jahren kämpfen Frauenministerinnen für Chancengleichheit. Trotzdem sind Schülerinnen in Mathematik deutlich schlechter als Schüler – mit allen negativen Folgen. (...) Die Ergebnisse belegen eine Geschlechterkluft, die sämtliche Bemühungen der Politik um Chancengleichheit für Buben und Mädchen konterkariert. (...) Im Jahr 2015 werden Mädchen vom Schulsystem noch immer diskriminiert. Hat die Politik kläglich versagt? Kann der Leistungsabstand zu den Burschen überhaupt aufgeholt werden? Ist Gender-Fairness mehr als eine Floskel zum Girls Day und Weltfrauentag?
Solche Zeilen entbehren zu Zeiten, wo aus einer ganzen Reihe von Studien gut bekannt ist, dass tatsächlich Jungen an Schulen "diskriminiert" werden, also etwa für gleiche Leistung schlechtere Noten erhalten, woraufhin sie in zig Bereichen vom Sitzenbleiben bis zum Unibesuch schlechter als Mädchen abschneiden, einerseits nicht einer unfreiwilligen Komik. Andererseits zitiert Bauer Österreichs Frauenministerin Heinisch-Hosek, die genauso verquer denkt und etwa wettert: "Manche Länder sind uns gleichstellungspolitisch 20 Jahre voraus." Und auch die großen Organisationen interessieren sich von allen Problembereichen nur für den einen, wo Mädchen zurückliegen:
Für supranationale Organisationen wie UN, EU und OECD ist die Sache klar: Buben sind nicht vom Mars, Mädchen nicht von der Venus, sondern beide leben auf der Erde. Und dort werden Mädchen gesellschaftlich benachteiligt.
Zuletzt die Hausaufgabe für alle Genderama-Leser bis zur nächsten Stunde: Im Wikipedia-Eintrag Postdemokratie findet man die folgende Passage:
Für Crouch ist New Labour ein Beispiel einer "postdemokratischen Partei" Mit der Fortsetzung des neoliberalen Kurses des Thatcherismus "verlor die Partei […] jeden Anknüpfungspunkt an bestimmte soziale Interessen" der Arbeiterklasse. Die Ausnahme bildeten frauenspezifische Probleme.
Beantworten Sie auf dieser Grundlage die folgenden Fragen: Ist Feminismus ein zentraler Pfeiler der postdemokratischen Gesellschaft? Und sind deutsche Parteien auf demselben Kurs wie die britische New Labour?
<< Home