Dienstag, Juni 23, 2015

Lesermail (CIA und Feminismus)

Einer meiner Leser befindet das in diesem Blogbeitrag verlinkte Interview, sei "nun wirklich ein Musterbeispiel für Propaganda":

Wenn ich als Beispiel für den fürchterbaren Einfluß sowas lese

"Die afghanischen Frauen sind der ideale Botschafter, um den Kampf der ISAF-Truppen gegen die Taliban human erscheinen zu lassen. Denn gerade Frauen können glaubwürdig über ihre Erfahrungen unter den Taliban, ihre Zukunftsträume und ihre Ängste bei einem Sieg der Taliban sprechen."

dann frage ich mich schon, was es denn dagegen einzuwenden gibt? Darin feministische Propaganda zu sehen, scheint mir schon extrem weit hergeholt.

"Wir brauchen reichweitenstarke Medien, in denen afghanische Frauen ihre Erfahrungen mit französischen, deutschen und anderen europäischen Frauen teilen können, damit gerade die bei europäischen Frauen stark vorhandene Skepsis gegen die ISAF-Mission abgebaut werden kann. Nach Umfrageergebnissen des Bureau of Intelligence and Research (INR) der CIA vom Herbst 2009 unterstützten 8 Prozent der befragten französischen und 22 Prozent der befragten deutschen Frauen den Afghanistankrieg weniger als ihre jeweils befragten männlichen Landsleute. Am effektivsten sind wahrscheinlich solche Medienevents, in denen afghanische Frauen von ihrer Situation Zeugnis ablegen. Am besten in den Rundfunkmedien, die einen besonders hohen Frauenanteil bei ihrer Zuhörerschaft haben."

Der Kommentar des Herrn Becker :

"Es wird also mittels der geschickten Adressierung weiblicher Solidarität dafür geworben, ganze Länder mit Kriegen zu überziehen; dass das dann Männern und Frauen schadet und nicht nützt - darüber verlieren die Massenpsychologen selbstredend kein Wort. Sie dürfen jedoch davon ausgehen, dass es etwa im Irak keiner Frau heute besser als vor dem Krieg dort geht. Wohl eher im Gegenteil."

Wobei der Propagandist mal eben übersieht, dass es 2009 keineswegs notwendig war, "weibliche Solidarität" zu aktivieren um "Länder mit Kriegen zu überziehen". Vor allem, da die schon seit Jahrzehnten mit "Krieg überzogen" waren.

Mal ganz abgesehen von der dumpfen Behauptung bzw. klaren Lüge, dass es keiner Frau im Irak besser ginge als vor dem Krieg. Würde vorschlagen, Herr Becker fragt z.B. mal die Kurden. Halt der übliche friediotische Gesinnungsmumpf.

Aber was soll's. Auf die Idee, dass Friedensbewegte (die "Generale für den Frieden" seien da mal exemplarisch genannt) eine lange Tradition als (auch bezahlte) Propagandawerkzeuge des MfS bzw. des KGB und wohl auch der Nachfolgeeinrichtungen haben und dass auch aktuell "Friedensforscher" (ein Wort vor dem ich inzwischen einen soliden Ekel entwickelt habe) und dergleichen eventuell vor allem antisemitische und antiwestliche Propaganda ausstoßen, braucht man ja auch nicht zu kommen ...

Komisch eigentlich, dass nur die USA und Israel einen Geheimdienst zu haben scheinen, Medien- und Kommunikationsstrategien. Sozialistische, russische, arabische etc. Geheimdienste scheinen irgendwie keinerlei Propagandatätigkeiten zu unternehmen. Seltsam.

Naja, danke jedenfalls für den Link. Sieht so aus, als würde die ranzig rotbraune Ecke jetzt versuchen, den Maskulismus zu instrumentalisieren und sich neue Einflußfelder zu sichern.

kostenloser Counter