Sonntag, März 01, 2015

Man sollte nicht immer nur Valerie Solanas nennen

In einem aktuellen Kommentar führt Lucas Schoppe aus, was von Hinrich Rosenbrocks Versuch zu halten ist, der Männerbewegung Parallelen zu antisemitischem Denken zu unterschieben:

Die Antisemitismus-Vergleiche von Rosenbrock sind weniger wegen eines Links-Rechts-Schemas problematisch, sondern weil sie völlig beliebig sind. Sie sind so unseriös, dass ein Wissenschaftler so nicht daherreden darf, und auch so, dass eine Journalistin das nicht unkritisch übernehmen und sich zu eigen machen darf.

Eine besonders irre Pointe: Auf feministischer Seite gibt es ein Kultbuch, das tatsächlich die Ideologie des Massenmords an den europäischen Juden in Geschlechterdebatten übersetzt hat - als Forderung nach einem industriellen, möglichst vollständigen Massenmord an Männern.

SCUM von Valerie Solanas ist nicht repräsentativ für den heutigen Feminismus, aber das ist auch nicht das Problem. Unverständlich ist, dass sich heutige Feministinnen niemals ernsthaft mit solchen extremen Gewaltbedürfnissen und -Ideologien in ihren eigenen Reihen auseinandergesetzt haben, für die Solanas ja nur ein besonders extremes Beispiel ist.

Das Buch wurde immer wieder neu aufgelegt, auch in deutschen Übersetzungen, auch bei renommierten Verlagen - und es erlebt immer wieder eine Renaissance, zuletzt vor wenigen Jahren bei schwedischen Feministinnen.


Feministinnen versuchen, Valerie Solanas mit ihren Phantasien davon, die genetisch minderwertigen Männer massenhaft zu vergasen, gerne beseitezuschieben – entweder durch Nicht-Erwähnen oder durch künstliche Wutanfälle, sobald Solanas Name genannt wird. Dabei hat Schoppe mit seiner Bemerkung völlig Recht, dass Solanas Buch nur ein einzelnes Beispiel von vielen ist. Es ist gar nicht nötig, immer nur diese Autorin und ihren Fankult herauszugreifen, um deutlich zu machen, auf welcher Kultur der Feminismus aufbaut. Man könnte auch über andere kulturelle Tiefpunkte dieser Ideologie sprechen: beispielsweise den Film "Born in Flames" der feministischen Regisseurin Lizzie Borden, über den uns die Wikipedia folgendes verrät:

Zehn Jahre nach dem Sieg der Revolution und der Machtübernahme der sozialdemokratischen Partei tritt in New York die Frauenarmee öffentlich in Erscheinung. Mehrere Frauen verlieren deshalb ihren Arbeitsplatz. Im Umfeld zweier kleiner feministischer Radiosender kämpfen sie mit ihren Verbündeten gegen Rassismus, patriarchalische Verhaltensweisen und für ihre sozialen Rechte. Die Aktivistin Adelaide Norris hilft revolutionären Frauen aus der Westsahara beim Beschaffen von Waffen und wird bei der Rückkehr auf dem Flughafen verhaftet. In der Zelle kommt sie zu Tode. Die Regierung behauptet, sie habe Selbstmord begangen. Ihre Kampfgenossen von der Frauenarmee wollen nachweisen, dass es sich um Mord handelte. Sie besetzen eine Radiostation der Regierung und zwingen die Techniker mit Waffengewalt, eine Rede des Präsidenten zu unterbrechen, in dem dieser ein Gesetz zur Bezahlung von Frauen für Hausarbeit begründet, und senden stattdessen eine politische Stellungnahme. Nach Brandanschlägen unbekannter Täter gegen die beiden feministischen Radiosender senden diese vereinigt aus dem Untergrund. Der Film endet mit einem Bombenanschlag gegen die Antenne auf dem Dach des World Trade Centers.


Während der Streifen auf einem Frauenfilmfestival 1983 den Grand Prix gewann, bewertet ihn das Lexikon des Internationalen Films so:

Thematisch ungewöhnliche, fantasievolle und flüssige Untergrundagitation, die allerdings weitgehend nicht mehr als Schlagworte und Phrasen bietet und mit einem fragwürdigen Aufruf zur Gegengewalt endet.


Hier findet man den vielsagenden Trailer des Films. Es gibt doch wenig Eindrucksvolleres als eine Explosion an der Spitze des World Trade Center zu sehen, überschrieben mit dem Kritikerkommentar "Aufregend, explosiv ... immer noch nach all den Jahren" und gefolgt von den Worten einer Figur dieses Films: "Schwarze Frauen, seid bereit! Weiße Frauen, macht euch bereit!"

Ein zentrales Motto des Films ist ein Ausspruch, der der feministischen Aktivistin Flo Kennedy zugeschrieben wird:

All oppressed people have a right to violence. It’s like the right to pee: you’ve gotta have the right place, you’ve gotta have the right time, you’ve gotta have the appropriate situation. And believe me, this is the appropriate situation.


Nun stelle man sich einmal vor, in einem Zeitalter wie unserem, in dem die Leitmedien stark feministisch geprägt sind, würden Maskulisten einen "Aufruf zur Gegengewalt" starten und einen Film über eine "Armee der Männer" mit einem Bombenanschlag auf die Antenne eines Senders enden lassen, worauf dieser Streifen einen maskulistischen Filmpreis erhält ... Absurd? Natürlich.

Es ist genau dieses offenkundige Ungleichgewicht zwischen Feminismus und Maskulismus, das viele Feministinnen zur Weißglut bringt. Die feministische Ideologie wurde immer wieder von enormer Gewaltanwendung vorangetrieben: Es gab Terroristinnen wie diejenigen in der Gruppe "Rote Zora" mit ihren Bombenanschlägen. Valerie Solanas schoss Andy Warhol und dessen Assistenten nieder. Esther Vilar wurde auf einer öffentlichen Toilette von radikalen Feministinnen zusammengeschlagen – der Höhepunkt eines Terrors, der die jüdische Autorin aus Deutschland fliehen ließ, was bis heute nur von den angeblich "rechten" Maskulisten als Skandal wahrgenommen wird. Auf das Haus von Erin Pizzey wurde geschossen, nachdem diese Mitbegründerin der Frauenhausbewegung auch über männliche Opfer zu sprechen begann. Und so weiter und so fort.

Die Gewalt hingegen, die von Maskulisten ausgeht, liegt bis heute bei null.

Was für Feministinnen um so peinlicher ist, weil der Vergleich zwischen diesen beiden Bewegungen ihr liebstes Geschlechterklischee, das vom gewaltgeilen Mann und der friedfertigen Frau, komplett Lügen straft.

Vor genau diesem Hintergrund erklären sich die enormen feministischen Anstrengungen, einen Massenmörder wie Anders Breivik zum Maskulisten zu ernennen. Und aus genau diesem Grund muss eine feministische Journalistin wie Nina Marie Bust-Bartels ihrer Sendung den Titel "Maskulinisten – Krieger im Geschlechterkampf" geben. Der frappierende Unterschied zwischen den beiden Bewegungen MUSS verwischt werden, und wenn dazu noch so viel schiefe Rhetorik und hanebüchene Konstruktionen nötig sind. Über maskulistische Gewalt muss phantasiert werden, damit man sich mit der ganz realen Gewalt und der Gewaltpropaganda in der feministischen Geschichte genausowenig auseinanderzusetzen braucht wie mit der häuslichen und sexuellen Gewalt, die von weiblichen Tätern begangen wird.

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