"Junge Männer versagen im Bett – weil sie zu nett sind"
Die #Aufschreihälse phantasierten von Scharen zudringlicher, übergriffiger Männer. Wie D. Pomper in der Schweizer Zeitung 20 Minuten berichtet, sieht die Wirklichkeit komplett anders, aber nicht weniger deprimierend aus:
Männer zwischen 20 und 30 leiden zunehmend an Unlust und Erektionsstörungen – auch weil sie "weiblich sozialisiert" wurden.
(...) Paar- und Sexualberater Bruno Wermuth führt aus: "Männer werden heute dazu erzogen, in ihren Beziehungen zu Frauen möglichst keine Aggressionen zu zeigen. Dies führt bei manchen zu Verunsicherungen." Ausserdem würden sich junge Männer auch vermehrt trauen, zu ihrer Lustlosigkeit zu stehen und sie anzusprechen.
Martin Bachmann, der für das Zürcher Männerbüro sexologische Beratungen durchführt, bestätigt das Phänomen. Er glaubt, dass vor allem Männer, die zu extremer Freundlichkeit erzogen wurden, Probleme im Bett haben können: "Der Mann muss die Frau nehmen und in sie eindringen wollen. Das ist mit sexueller Selbstsicherheit verbunden. Es gibt aber Männer, die das aus lauter Nettigkeit nicht können. Sie befürchten, der Frau weh zu tun und Grenzen zu überschreiten." Gerade äusserst verständnisvolle und einfühlsame Männer hätten Hemmungen, die Partnerin zu penetrieren.
(...) [Die Sexualtherapeutin Gabriela] Kirschbaum beobachtet, dass Männer sich immer weniger getrauen, ihre Ecken und Kanten zu zeigen. "Ihre Partnerinnen ermuntern sie nicht dazu. Im Gegenteil." So getrauten sich Männer nicht mehr zu sagen, worauf sie keine Lust hätten oder wenn sie sich unwohl oder nicht verstanden fühlten. "Die Männer wurden dahingehend sozialisiert, dass sie extrem anpassungsfähig sind." Bereits zu Hause und in der Schule würden sie lernen, dass es besser sei, brav zu sein und nicht aggressiv aufzutreten. Damit die betroffenen Männer ihr Problem überwinden könnten, ermuntert sie Kirschbaum, diese Muster zu durchbrechen: "Die Männer müssen lernen, sich so zu akzeptieren, wie sie sind und sich auch so zu verhalten."
Und währenddessen stehen die jungen Männer weiter unter medialem Dauerfeuer, dass alles, was mit männlichem Selbstbewusstsein zu tun hat, von Pick-up bis zur Männerrechtsbewegung, ganz furchtbar gefährlich wäre ...
Immerhin: Wenn eine fast rein weibliche Sozialisation "lediglich" Jungen und Männern schadet, ändert sich daran auch nach langen Jahren nichts. Vielleicht werden einige Damen erst dann wach, wenn sie merken, dass sie selbst betroffen sind, weil das neue Gefälle zwischen den Geschlechtern für sie zu einer Flaute im Bett führt.
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