TV-Kritik Maybrit Illner: "Nett sein zu Feminazis - Kommunikation der Zukunft oder Menschheitsverbrechen?"
Alice: But I don't want to go among mad people.
The Cheshire Cat: Oh, you can't help that. We're all mad here.
"Müssen Sie sich nach all dem Aufruhr in der Männerszene jetzt für ihre Entschuldigung entschuldigen?" Mit dieser provokanten Frage eröffnete Maybrit Illner gestern Abend ihre als Sondersendung eingeschobene Talkrunde zu dem Skandal, der die Republik seit Wochen in Atem hält. Der angesprochene Publizist, in dessen Wortschrank das so heiß umstrittene Bekenntnis Sorry, war scheiße entdeckt worden war, woraufhin es breitflächig in der maskulistischen Bloggeria plakatiert wurde, war nicht dieser Ansicht. "Attacken führen nur zu Gegenattacken, was dann in einer nicht endenden Spirale verbaler Gewalt immer weiter eskaliert", erklärte er. Deshalb sei es weit sinnvoller, die Frontlinie in Zukunft zwischen radikalen und gemäßigten Maskulisten verlaufen zu lassen.
Hierauf erntete er engagierten Widerspruch von dem Verfasser des Blogs Männerstreik. "Der Feminismus ist nun mal eine Hassreligion", erklärte der. "Insofern gibt es einfach keine gemeinsame Gesprächsebene. Feministinnen haben in verabschiedungswürdiger Weise immer wieder Männer gegenüber Frauen als minderwertige, zweitklassige Untermenschen dargestellt, während es sich in Wirklichkeit genau andersherum verhält." Um dies näher zu belegen, trug er die nächste Viertelstunde über ausgewählte Passagen aus den Büchern Esther Vilars vor.
Auf Illners Frage, wie es ihr damit gehe, im Mittelpunkt dieser Debatte zu stehen, ließ die Feministin Robin Urban als weitere Gästin der Runde einen Anflug von Unmut durchschimmern. "Geh doch sterben, du dumme Fotze", argumentierte sie ein wenig am Thema der Sendung vorbei. "Da hätte mir ja selbst Goebbels intelligentere Fragen gestellt, wenn er Talkshowonkel hätte werden müssen. Findest du es nicht selber scheiße, dass man dir durch solchen hirnrissigen Mist schon anmerkt, wie grauenvoll untervögelt du seit längerer Zeit bist?"
Urbans Einlassungen waren immer wieder von erregten Einwürfen des Bloggers Wolle Pelz begleitet worden, der sich, als Illner das Wort an ihn richtete, einer längeren Stellungnahme aber verweigerte. "Ich bin noch immer traumatisiert davon, was diese Schnalle vor ein paar Monaten zu mir gesagt hat", begründete er dies mit Blick auf Urban. Schließlich sei er keineswegs freiwillig in diese Talkshow gekommen. "Leider bestehen Ihre Zuschauer, Frau Illner, nun mal aus Grenzdebilen und Vollhonks, die nicht einmal in der Lage wären, meine einfachsten Sätze zu verstehen!" Auf diese Bemerkung erhielt er vom Studiopublikum den ersten spontanen Applaus dieses Abends.
Um eine Einschätzung der Gemengelage aus der Perspektive des linken Maskulismus wurde der Medienexperte Arne Hoffmann gebeten. "Ich bin in zwei Punkten seit Jahren kristallklar", positionierte sich Hoffmann. "Erstens: Eine sachorientierte freundschaftliche Zusammenarbeit auch mit Feministinnen kann der Männerbewegung nur dienlich sein. Zweitens: Sie sollten unbedingt mein geschlechterpolitisches Blog Genderdrama lesen, in dem ich täglich anhand neuer Beispiele erkläre, inwiefern das komplett vernagelte feministische Dummvolk nicht mehr alle Latten am Zaun hat." In diesem Zusammenhang gelang es Hoffmann irgendwie, mehrfach auf sein aktuelles männerpolitisches Grundlagenwerk Frauen online erobern hinzuweisen. Auf Illners mit ihrem typischen süffisanten Lächeln begleitete Frage, ob er mittlerweile so viele Bücher auf einmal veröffentliche, dass er inzwischen selbst schon den Überblick verliere, hatte Hoffmann nur eine abfällige Handbewegung übrig.
In sachlicherer Tonlage pflichtete der Evolutionsbiologe Christian Schmidt Hoffmann bei. "Konstruktive, freundschaftliche Gespräche auch mit Feministinnen sind für eine von Vernunft geleitete Männerbewegung unabdingbar", erklärte er. "Nur so können wir uns darin trainieren, zum Schluss Recht zu behalten und diesen Leuten zu erklären, warum sie mit ihrem obskuren Aberglauben einfach falsch liegen."
Nachdem sich die Debatte in einem längeren Scharmützel darüber verlor, wer von wessen Blogroll genommen werden solle, wonach Hoffmann und Urban sich vorzeitig aus der Runde verabschiedet hatten, um gemeinsam einen trinken zu gehen, setzte sich Illner zu einer durch ihre Comics bekannt gewordenen Psychotherapeutin ins Publikum und erkundigte sich bei ihr, ob dieses Affentheater nicht Stoff für eine neue Satire berge. Hierauf erhielt Illner eine abschlägige Antwort. Die Therapeutin erklärte, zwar sehe sie in den Beteiligten großes Potential für eine zukünftige Klientschaft. Sich über Menschen mit seelischen Handicaps respektlos zu äußern, lasse sich mit ihrem Berufsethos jedoch nicht vereinbaren – "und das gilt auch für all jene Betroffene, die in ihrem Oberstübchen eine Vollmeise zwitschern haben und von denen man bei der Geschlechterdebatte im Internet praktisch ständig umschwirrt wird." Darüber eine Satire zu zeichnen verbiete sich. "Dafür ist das heute Abend behandelte Thema einfach viel zu ernst."
<< Home