Lesermail (mediale Darstellung häuslicher Gewalt)
Einer meiner Leser schreibt mir:
Ich bin da auf einen Artikel in der Berliner Morgenpost gestoßen, der für die heutige Zeit überraschend geschlechtsneutral geschrieben ist, obwohl es um das Thema häusliche Gewalt geht.
Im Artikel wird gänzlich auf die Festlegung des Mannes als Täter und der Frau als Opfer verzichtet.
Bereits der erste Satz betont geradezu, dass "...Gewaltopfer jeden Alters und Geschlechts..." in der neu eingerichteten Gewaltschutzambulanz Hilfe finden können. Weiter heißt es, dass sich dieses Angebot unter anderem an Gewaltopfer richtet, die nicht zur Polizei gehen wollen, sondern zunächst einmal die Verletzungen rechtsmedizinisch dokumentieren wollen. Dieser Hinweis ist gerade für männliche Opfer hilfreich, da vor allem Männer oft befürchten müssen von den Behörden nicht ernst genommen zu werden.
Und es geht weiter: Bei der Benennung von Opferzahlen wird interessanterweise in Kinder und Erwachsene untergliedert. Auch hier wird darauf verzichtet, den Fokus auf die Frauen zu richten.
Nur an einer Stelle wird überhaupt von Frauen gesprochen, die - wie es im Text heißt - am häufigsten die Gewaltschutzambulanz aufsuchen. Diese Aussage lässt sich kaum bestreiten, da es vor allem Männer sind, die sich nicht trauen in einem solchen Fall Hilfe aufzusuchen. Dass Frauen häufiger Opfer seien, wurde so nicht gesagt.
Mein Fazit ist: Zwar könnte man sich wünschen, man würde in aller Deutlichkeit schreiben, wie es mit der häuslichen Gewalt aussieht, aber wer weiß, ob der möglicherweise darauf folgende "Aufschrei" für die Gewaltschutzambulanz so hilfreich wäre. Schließlich hat dieser Artikel die Aufgabe auf diese Einrichtung positiv aufmerksam zu machen.
Ich sage nur soviel: Ein so erfrischend neutraler Artikel ohne jegliche Opferideologie und Feminismuspropaganda ist schon mal ein erster guter Schritt in die richtige Richtung.
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