Sonntag, März 23, 2014

DER SPIEGEL von morgen: "Geschlechtergerechtes Blähdeutsch" in deutschen Amtsstuben und Klassenzimmern

"Die Polizei, deine Freundin" - so ist ein Artikel von Matthias Schulz in der SPIEGEL-Ausgabe von morgen überschrieben, von dem leider nur der Teaser online steht. Im Inhaltsverzeichnis der Ausgabe heißt es: "Die Sprachpolizei – in deutschen Amtsstuben und Klassenzimmern breitet sich geschlechtergerechtes Blähdeutsch aus". Noch deutlicher wird es direkt unterhalb der Überschrift des Artikels, wo die Frage gestellt wird: "Verfällt die Republik dem grammatischen Irrsinn?"

Schulz skizziert anhand der verschiedensten Beispiele die aktuelle Entwicklung. Demnach wird inzwischen bereits an vier deutschen Hochschulen die Formulierung "Herr Professorin" verwendet. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering nimmt mittlerweile Anstoß an Sätzen wie "Jeder wird gebraucht", wenn doch in Wahrheit "alle" gebraucht würden, Männer wie Frauen. Auch den Begriff "man" hat seine Regierung dem SPIEGEL zufolge für tabu erklärt. Schulbücher werden umgeschrieben, Lehrer treten mit dem Kürzel "Sus" (Schülerinnen und Schüler) vor die Klasse. In Paragraf 26 der neugefassten Straßenverkehrsordnung taucht ein "Fahrender von Rollstühlen" auf. Das Bundesjustizministerium veröffentlicht ein "Handbuch der Rechtsförmlichkeit" mit speziellen Regeln, um staatliche Dokumente "geschlechtsneutral" zu verfassen. (Das Pronomen "sein" etwa ist danach zu meiden: "Wer sein Haus nicht abschließt" solle ersetzt werden durch "Wer das eigene Haus nicht abschließt".) Ein Flyer aus Hildesheim zeigt einen Mann mit Schnurrbart, der als "die Kreisbrandmeisterin" vorgestellt wird.

Birgit Brouer, Pädagogin an der Universität Kiel, hat die Daumenschraube besonders weit angezogen. Sie zwingt ihre Studenten zu einer Art Gesinnungs-TÜV. Wer bei ihr Seminararbeiten einreicht, muss sie "geschlechtersensibel" verfassen, wie die Professorin in einer Anleitung verlangt. Das sei "für eine wissenschaftliche Arbeit unabdingbar". Wer nicht spurt, kriegt Ärger.


Dabei, berichtet Schulz weiter, sind sich die feministischen Sprachwärter selbst noch nicht ganz einig. Über Schreibweisen wie "BürgerInnen" etwa empörten sich jene, die in dem langgestreckten I ein Phallussymbol sehen. Aber auch "Bürger/innen" wird als problematisch empfunden – so etwa von der Gelehrtin Gudrun Perko, die beanstandet, dass dadurch Weiblichkeit "visuell als sekundär dargestellt oder ausgeklammert" werde. Währenddessen verzweifeln Nicht-Feministen an Schreibweisen wie "des/der Käufer/s/In" oder "den Verkäufer(n)Innen".

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