CICERO: "Alice Schwarzer – der Erich Honecker des Feminismus"
Stellenweise kommt mir die fast einhellige, unvermittelte Heftigkeit der medialen Reaktionen auf den aufgeflogenen Steuerbetrug Alice Schwarzers so vor wie wenn bei den Untertanen einer Diktatur vieles hervorbricht, nachdem diese Diktatur schwer ins Wanken geraten ist und plötzlich bekannt wird, welche Reichtümer die sich für ihr Volk angeblich aufopfernden Diktatoren heimlich angehäuft haben.
Offenbar bin ich nicht der einzige, dem die Analogie zu einstigen Diktatoren in den Sinn kommt. So vergleicht heute Alexander Marguier, stellvertretender Chefredakteur der Zeitschrift CICERO, Alice Schwarzer mit Erich Honecker:
Wie sich die Frau auf ihrer Homepage über den Hinterziehungstatbestand äußert, ist geradezu grotesk und ein weiterer Beweis dafür, dass Alice Schwarzer ein Paralleluniversum bewohnt, aus dem es für sie kein Entkommen mehr zu geben scheint. Die Situation erinnert an einen längst abgesetzten Autokraten, der wider alle Tatsachen in Allmachtsfantasien schwelgt. Aus Alice Schwarzer ist der Erich Honecker des Feminismus geworden.
(...) Der (...) unausgesprochene Vergleich zur Judenverfolgung im Dritten Reich macht nicht nur die Dimension des Schwarzerschen Wahns deutlich, sondern es ist ein geradezu niederträchtiger Versuch der Reinwaschung durch Insinuation einer vermeintlichen historischen Kontinuität. Wer derart anmaßend argumentiert, verspielt am Ende auch bei den allzu Wohlmeinenden die letzten Reste an Glaubwürdigkeit.
Hier findet man den vollständigen Kommentar.
Im Handelsblatt merkt Hans-Peter Siebenhaar an:
Die Wuppertalerin inszeniert sich als politisches Opfer. Schwarzer war immer geschickt darin, sich selbst zu vermarkten. Ausgerechnet die ehemalige Linke ließ sich von der CDU zur Wahl des Bundespräsidenten Joachim Gauck in die Bundesversammlung entsenden. Zu diesem Zeitpunkt muss ihr bereits klar gewesen sein, dass sie als Steuerbetrügerin Probleme mit diesem Staat bekommen würde, dessen Staatsoberhaupt sie mitbestimmen wollte.
Im Stern kann man derweil von Lutz Kinkel lesen:
Willkommen im Club, Alice Schwarzer. Im Club der Promis, die Wasser predigen, aber Wein saufen. Die sich feierlich mit dem Bundeverdienstkreuz dekorieren lassen, aber auf das Gemeinwohl, Verzeihung, scheißen, wenn es um das eigene Portemonnaie geht. Und denen keine Ausrede zu absurd ist, wenn sie erwischt werden. Die Täter sind und sich zum Opfer umdeuten wollen. Es ist: abstoßend.
Währenddessen weist Jürgen Dahlkamp auf Spiegel-Online Schwarzers Vorwurf zurück, es sei moralisch verwerflich, über ihren Steuerbetrug zu berichten:
Schwarzer hatte mehr als 20 Jahre Steuern hinterzogen. Bezahlt hat sie also nur die Steuern aus der Zeit, die strafrechtlich nicht verjährt war. Was aber ist mit dem Geld aus den Jahren zuvor? Das hat sie offenbar doch lieber behalten. Sie hat demnach einen hohen Profit aus ihrer Steuerhinterziehung gezogen, immer noch, trotz Selbstanzeige, und nein, sie hatte nicht die Größe, dieses Geld nun freiwillig zu erstatten oder einem guten Zweck zu spenden. Sie hat nur getan, was sie tun musste, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein, und das ist der Grund, warum man ihren Fall öffentlich machen sollte. Einen Fall, nicht für Juristen, aber für Journalisten, über die Bigotterie eines ehemaligen Vorbilds.
Ich lese weiter und warte gespannt darauf, dass Alice Schwarzer die gemeingefährliche Maskulistenszene für die bodenlose Kampagne gegen sie verantwortlich macht.
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