Sonntag, November 10, 2013

Die Welt: "Alice Schwarzer agiert wie ein heimtückischer Demagoge"

Ich wollte das Thema "Schwarzers neueste Ausfälle" eigentlich ruhen lassen, aber a) ist heute sonst nicht viel los, b) ist der Gegenwind, den Alice Schwarzer inzwischen erhält, für die Geschlechterdebatte insgesamt durchaus relevant. So spricht in der "Welt" heute der bekannte deutsche Musiker Bernd Begemann an, dass Schwarzers angebliches Engagement für Frauen in der Prostitution wenig glaubhaft ist:

Denn, verstehen Sie, diese Personen sind ja so beschädigt, verängstigt, traumatisiert, dass man ihnen so etwas wie freie Entscheidungsfähigkeit nicht zugestehen kann und sie auf gar keinen Fall für sich selbst sprechen lassen darf. Ihre selbst gegründeten, selbst verwalteten Interessenverbände? Willenlose Spielzeuge in den Händen ausländischer Menschenhändler. Ihre Diskussionsbeiträge? Werden geblockt im Emma-Forum, denn, verstehen Sie, Feminismus-Zersetzung droht. Die Frau, die antrat, ihre Schwestern zu befreien, kann deren störendes Geschnatter nicht ertragen. Ab diesem Punkt ist Alice Schwarzers Weltbild ein hermetisch geschlossenes und rigide ausschließendes System, vergleichbar vielleicht mit dem eines Stalinisten in den 50er-Jahren: Der große Krieg wurde gewonnen, nun ging es darum, die Welt endgültig in Freunde und Feinde aufzuteilen und den Eisernen Vorhang zuzuziehen.

Während ein Stalinist zu jener Zeit alle weltweiten Vorgänge als Teil des "ewigen" Klassenkampfes deutete, können Frau Schwarzer und ihre Kader die Welt nur im Rahmen der "ewigen" patriarchalischen Strukturen begreifen. Das ist extrem reduzierend, intellektuell faul und im Falle ihres Appells totalitär gegenüber sehr vielen Menschen. (...) In letzter Zeit agiert Frau Schwarzer wie – Entschuldigung, ich finde kein besseres Wort dafür – ein heimtückischer Demagoge.


Wenn Bernd Begemann Alice Schwarzers Wirken in den letzten Jahrzehnten etwas genauer betrachtet hätte, wüsste er allerdings, dass all dies keine neue Entwicklung ist und keineswegs allein die Prostituierten trifft. Es ist ja nun wirklich nicht so, dass Schwarzer gegenüber anderen Frauen, die von ihrer Ideologie abweichen, freundlicher wäre als gegenüber den Sexarbeiterinnen – von Männern ganz zu schweigen.

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