"Still wie die Nacht": Sexuelle Gewalt durch Mütter noch immer Tabuthema
Lucas Schoppe setzt sich heute anhand eines offenkundig autobiographischen Texts des Schriftstellers Manfred Bieler mit einem der hartnäckigsten Tabus in der Geschlechterdebatte auseinander – dem Missbrauch durch Mütter und andere Frauen. In Schoppes Beitrag heißt es:
Ich weiß auch aus eigener Erfahrung, dass die Rede von Frauen als Täterinnen aus feministischer Perspektive als Strategie einer "Gegenbewegung" gegen die Aufklärung über sexuellen Missbrauch dargestellt wurde, deren Ziel es lediglich sei, die Gewaltakte von Männern zu relativieren. Ein absurdes Argument, das die Rede über kinderfeindliche sexuelle Gewalt als Vertuschung diffamiert, die Errichtung von Gesprächstabus aber als Akt der Aufklärung feiert.
Der Hintergrund dafür ist natürlich, dass Arbeiten von Feministinnen tatsächlich sehr bedeutsam bei der Aufklärung über sexuellen Missbrauch von Kindern und seine destruktiven Folgen waren, dass aber diese Arbeiten immer das Ziel hatten, die sexuelle Gewalt von Erwachsenen an Kindern als eine Form männlicher Gewalt an Frauen und Mädchen zu deuten. Diese Aufklärung war und ist nicht nur einseitig, sie hat auch einen hohen Preis: Während sie einige Gesprächstabus abbaut, verstärkt sie zugleich andere, nämlich die Tabus der sexuellen Gewalt an Jungen und, mehr noch, der sexuellen Gewalt durch Frauen.
Dadurch, dass Feministinnen eine Aufklärung über solche Formen der Gewalt regelrecht bekämpften, haben auch sie dieser Gewalt Vorschub geleistet. Wenn also Alice Schwarzer heute zu Recht die Grünen im Zusammenhang der Pädophilie-Debatte dafür kritisiert, dass sie sich für die Opfer ihrer Politik niemals ernsthaft interessiert haben, unterschlägt sie, dass eben dieser Vorwurf in eben diesem Zusammenhang auch an Feministinnen gerichtet werden kann.
Hier findet man den vollständigen Beitrag.
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