Montag, September 30, 2013

Aufrüttelnde Allensbach-Umfrage: 64 Prozent aller Männer reicht es mit der "Gleichberechtigung"

Das Meinungsforschungsinstitut Allensbach veröffentlichte heute die Studie "Der Mann 2013. Arbeits- und Lebenswelten. Wunsch und Wirklichkeit", die im Auftrag der Wochenzeitschrift "Bild der Frau" erstellt wurde. (Die Studie liegt mir seit Ende letzter Woche vor, die Berichterstattung darüber unterlag aber einer Sperrfrist.) Aus diesem Anlass wird erstmals ein Mann auf dem Titelbild der Zeitschrift zu sehen sein, wie das Medienmagazin kress berichtet:

"Die Ergebnisse haben uns in Teilen sehr überrascht – und werden für viel Diskussionsstoff sorgen. Und das wollen wir mit dem dazu passenden Titel auch", erklärt "Bild der Frau"-Chefredakteurin Sandra Immoor das ungewöhnliche Cover.


Was einem bei der Durchsicht der Untersuchung als erstes auffällt, ist die stark weibliche Perspektive, mit der darin auf Männer geschaut wird. Eingeleitet wird die Studie durch ein Vorwort der Allensbach-Geschäftsführerin Prof. Dr. Renate Köcher sowie ein weiteres Vorwort von Sandra Immoor und der Bild-der-Frau-Verlagsleiterin Bianca Pohlmann. Beide Vorworte geben die Blickrichtung der Studie vor: Es ist der Blick von Frauen, die Männer untersuchen, begutachten und beurteilen, ein Blick, der durch die mediale Berichterstattung über die Studie mit Sicherheit noch verstärkt werden dürfte. Erst vor wenigen Wochen führte Allensbach eine Umfrage über das Befinden der deutschen Frau für die radikalfeministische Zeitschrift "Emma" durch, jetzt eine Umfrage über das Befinden von Männern für die "Bild der Frau". Es sind Frauen, die auf Frauen schauen, und es sind Frauen, die Männer beurteilen.

Viele entsprechend gefärbte Untertöne der Studie kann man indes überlesen. Wichtiger sind die konkreten Zahlen, die uns darin verraten werden. So weisen Sandra Immoor und Bianca Pohlmann in ihrem Vorwort darauf hin, dass "schon jetzt" (!) 64 Prozent der deutschen Männer erklären: "Es reicht mit der Gleichberechtigung!" ("Schon jetzt" – also nach läppischen fünf Jahrzehnten einseitiger Geschlechterpolitik.) 28 Prozent der Männer klagen inzwischen: "Was da passiert, ist übertrieben." Nur 29 Prozent finden, dass Frauen noch weitere Bevorzugungen erhalten sollten. Im Verlauf der Studie wird deutlich, dass sogar 76 Prozent der Männer angaben, "ab und zu" wegen ihres Geschlechts gegenüber Frauen diskriminiert worden zu sein. Dabei ist für linke Männerpolitik besonders relevant, dass Männer, die arbeitslos sind bzw. in den letzten beiden Jahren arbeitslos waren, zu 26 Prozent davon berichten, bei der Bewerbung auf eine Stelle bzw. bei der Besetzung einer Stelle wegen ihres Geschlechts benachteiligt worden zu sein.

Dass es 64 Prozent der deutschen Männer mit der Gleichberechtigung^^ allmählich langt, weckt unweigerlich feministische Rhetorik. "Unverbesserliche Machos?" fragen die Redakteurinnen. "Hoffnungslos rückständig? Nein. Die Männer sind verunsichert. Ihnen schwimmen die Felle davon. Die Liste der Dinge, die Frauen genauso gut oder besser können, wird immer länger. Mindestens jeder zweite Mann stimmt bei diesen Punkten zu: 'Mitarbeiter führen', 'Entscheidungen treffen', 'Stress gut verarbeiten', 'mehrere Dinge gleichzeitig erledigen'. Und wenn es um soziale Kompetenzen geht, sind Frauen sowieso uneinholbar vorn: 76 Prozent der Männer sagen, Frauen können sich besser einfühlen; 78 Prozent, sie können Gefühle besser zeigen." Man sieht, weder betrachten die meisten deutschen Männer Frauen geringschätzig, noch haben sie mit selbstbewussten, emanzipierten Frauen ein Problem. Womit viele von uns aber sehr wohl ein Problem haben, das ist die – um es im Jargon der Gender-Szene zu sagen – feministische Kackscheiße, mit der unsere Gesellschaft von morgens bis abends zugedreckt wird. Ich muss keine Beispiele nennen, Genderama berichtet kontinuierlich darüber.

64 Prozent aller Männer reicht es mit der Gleichberechtigung, 76 Prozent wurden selbst schon als Mann diskriminiert. Warum finden sich diese hohen Anteile in unserer Politik und in unseren Medien nirgends wieder? So gibt es im deutschen Bundestag keine einzige Partei, die gegen die Frauenquote eintritt. Dafür verfügt jede größere Partei über eine frauenpolitische Sprecherin – über einen männerpolitischen Sprecher keine. Und was ist mit dem staatlichen "Bundesforum Männer", das vorgibt, die Männer unseres Landes zu vertreten, sich stattdessen aber für die Frauenquote einsetzt, von Männerdiskriminierung noch nie auch nur ein Wort hat verlauten lassen und das gegen Vereine wie MANNdat ätzt, die in Wahrheit für die Mehrheit der Männer in unserem Land sprechen? Wobei fraglich ist, wie lange die Mehrheit der Männer diese Auffassungen überhaupt noch äußern darf und wann sie die EU als "antifeministisch" verbieten wird. Radiosendungen der ARD rücken Feminismuskritiker jetzt schon in die Nähe von Rechtsextremen und Massenmördern. Bei 64 Prozent aller deutschen Männer käme da wohl ein Blutbad auf uns zu, wenn nicht schleunigst eingegriffen wird.

Durch die Allensbach-Studie wird übrigens auch deutlich, dass 71 Prozent der Männer davon ausgehen, man erwarte von ihnen, für den Unterhalt der Familie zu sorgen – eine Erwartung, die immerhin 60 Prozent der Frauen tatsächlich hegen. Rund zwei Drittel der Männer sehen sich in der Pflicht, sich für den Erfolg im Beruf besonders ins Zeug zu legen – und jede zweite Frau erwartet das auch von ihnen. Obwohl die Studie rhetorisch versucht, den weiblichen Rollendruck auf Männer kleinzureden, gelingt ihr dies bestenfalls zum Teil. Denn wenn sich fast zwei Drittel aller Frauen nach einem männlichen Ernährer sehnen, straft das all die Journalisten und Politiker Lügen, die in Sachen Rollenwandel "verbale Aufgeschlossenheit bei weitgehender Verhaltensstarre" nur auf Männerseite sehen.

Es ist höchste Zeit, 64 Prozent der deutschen Männer nicht nur endlich eine Partei zu geben, die sie guten Gewisens wählen können, sondern auch darüber hinaus eine Stimme, die unüberhörbar ist. Unseligerweise aber haben sich unsere Medien in der Geschlechterdebatte fast durchgehend die Perspektive von Frauen angeeignet. Gut, nicht aller Frauen: der Feministinnen unter ihnen.

Das wird bereits klar, wenn man auf die ersten medialen Reaktionen zur Studie blickt: "Keine guten Neuigkeiten für alle, die sich von den Männern ein Umdenken erhoffen" tönt es bereits in einem Artikel von Marcel Leubecher in der "Welt" über die Studie, womit Leubecher brav die feministische Perspektive übernommen hat: "Dabei sind Männer nur verunsichert" heißt es im Teaser des Artikels, als wolle die "Welt" damit ausdrücken, dass es keinen Grund gibt, auf diese Trottel zu hören. Denn, so betet Leubecher fügsam den feministischen Katechismus nach:

Dabei ist offensichtlich: Wenn man Gleichberechtigung an der Ergebnisgleichheit bemisst, hat die Gesellschaft noch einen weiten Weg vor sich. Immer noch verdienen Frauen in Deutschland weniger als Männer, bekleiden seltener Führungspositionen und arbeiten häufiger in Branchen, in denen geringe Gehälter gezahlt werden.


Typisch Männer eben: Wie können fast zwei Drittel von ihnen nur einer anderen Ansicht sein, wenn die Wahrheit doch "offensichtlich" ist – zumal diese Männer "von einer echten Doppelbelastung (...) oft weit entfernt" seien. Konsequenterweise schließt der Artikel mit einem Video, das zeigt, wie Madonna und Beyoncé für mehr Frauenrechte eintreten. Eine selbsternannte Medien-"Elite" erklärt den Bürgern, wie es entgegen ihrer eigenen Wahrnehmung "tatsächlich" sei. Die Diskriminierungen, die Männer bisher erfahren haben, bleiben hier wie in den anderen über die Studie bereits erschienenen Artikel (etwa in der Berliner Zeitung) wie selbstverständlich außen vor. Spiegel-Online erwähnt sie zwar, fragt aber sogleich nach den möglichen Gründen für diese Rückmeldung vieler Männer: "Macho-Gehabe oder Verunsicherung?" Dass Männer zutreffend beobachten und rationale Rückschlüsse ziehen könnten ... aber ich bitte Sie, Männer doch nicht! Die Wahrnehmung echter Diskriminierung passt nichts ins medial gewünschte Bild des von der Emanzipation lediglich etwas überforderten, orientierungslosen Mannes. Stattdessen soll Männern durch die Artikel offenbar klar gemacht werden, dass sie nun wirklich keinen Grund zum Klagen hätten. Ich habe den Eindruck, bei 64 Prozent der Männer zieht diese Nummer jetzt schon nicht mehr. Und wenn es so weitergeht, werden es in ein paar Jahren 80 oder 90 Prozent sein.

Eine vernünftige Kommentierung der Studie hat MANNdat online gestellt.

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