FDP-Frauen: "Wir müssen weg von der Opferrolle"
Christian Lindner, designierter Parteichef der FDP, möchte die Frauen seiner Partei "sichtbarer machen" und beginnt mit Nicola Beer, die die künftige Generalsekretärin der Freidemokraten werden soll. Der Artikel "Ich bin ohne Quote durchs Leben gegangen" stellt sie näher vor.
Währenddessen befragt die Zeitung "20 Minuten" die Präsidentin der Schweizer FDP Frauen, Carmen Walker Späh, über den neuen Feminismus und hält ihr dabei vor, dass zwei Drittel der deutschen Männer die "Gleichberechtigung" satt haben, während in einer von den "20 Minuten" selbst durchgeführten Umfrage sogar 81 Prozent diese Meinung teilten. Späh versucht zunächst, diese überwältigende Rate ins "wertkonservative" Lager zu schieben, das sich nach vergangenen Jahrzehnten sehne, aber diesen Unsinn lässt ihr das Blatt erfreulicherweise nicht durchgehen und hakt nach: "Es gibt aber auch zunehmend liberale junge Frauen und Männer, die genug haben von der traditionellen Gleichstellungspolitik." Späh muss nun Farbe bekennen:
Für die FDP Frauen ist es zentral von der Opferrolle wegzukommen hin zu einer Geschlechterpolitik auf Augenhöhe, in der Mann und Frau ihr Zusammenleben gemeinsam gestalten. Ich kann verstehen, dass eine ganze Generation müde geworden ist und das Gejammer nicht mehr hören will.
Es braucht einen modernen Feminismus. Wir begegnen den Männern auf Augenhöhe, weg von der Opferrolle hin zu einem konstruktiven Geschlechterdialog.
Wir planen die Zukunft mit den Männern und nicht gegen sie. Die neue Form der Gleichstellungspolitik muss die Anliegen der Männer ebenso berücksichtigen wie diejenigen der Frauen.
Gerade in den Themen gemeinsames Sorgerecht, Scheidung oder Unterhaltsrecht arbeiten wir eng mit den Männerorganisationen zusammen. Dabei nehmen wir eine selbstbewusste Position ein – weg von den Geschlechterrollen mit dem Mann als Ernährer und der Frau als Betreuerin – hin zu einer Gemeinschaft auf Augenhöhe. Wir machen uns für die Stellung von Buben in der Volksschule stark wie auch für ein faires Scheidungs-, Sorge- und Unterhaltsrecht. Es kann nicht sein, dass bei einer Scheidung nur der Mann blutet und die Frau profitiert.
Es gibt keinen Grund, warum Frauen – die ja sogar eine längere Lebenserwartung haben als Männer – nicht bis 65 arbeiten sollen. Das unterschiedliche Rentenalter lässt sich nicht rechtfertigen.
Das hört sich nun an wie eine Politikerin, die von Genderama eigens gebacken wurde: Nach fünf Jahrzehnten Feminismus wäre ein konstruktiver Geschlechterdialog doch mal eine nette Idee! Die Frage ist hier wie so oft, ob es nicht bei reinen Lippenbekenntnissen bleiben wird. Den ersten Wermutstropfen gibt es schließlich jetzt schon: Auch Carmen Walker Späh ist für eine gesetzliche Frauenquote.
Hier findet man das vollständige Interview.
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