Freitag, April 06, 2012

Wenn Diskriminierung zu Kriminalität führt

Auf Cuncti stellte Kevin Fuchs gerade die Wiederveröffentlichung eines seiner besten Artikel zur Debatte über Geschlecht und Gewalt online. Ein zentraler Auszug:

Männer sind – was den außerhäuslichen Bereich anbelangt – also im Schnitt gewalttätiger weil es ihnen schlicht schlechter geht? Dieser Gedanke ist so simpel wie obszön, aber er entspringt einer Denk- und Sichtweise, die uns sehr wohl vertraut ist. In US-amerikanischen Gefängnissen sind Schwarze bezogen auf ihren Bevölkerungsanteil überrepräsentiert. Auch hierzulande weisen Migranten eine höhere Kriminalitätsrate auf als Nicht-Migranten. Eine plausible Erklärung hierfür ist so geläufig wie auch richtig: Schwarze respektive Migranten sind mit strukturellen Benachteiligungen konfrontiert, demnach scheitern sie auch häufiger und finden sich dann in Situationen wieder, die in kriminellem Verhalten münden. Vorurteile mögen zudem dazu führen, dass sie eher verdächtigt und angezeigt und entsprechenderweise auch eher verurteilt werden. Diese Sichtweise ist Konsens und wir tun, indem wir auf diesem Wege argumentieren, intuitiv das Richtige: wir sehen das Individuum im Kontext des sozialen Gefüges, in welchem es sich bewegt, wir beziehen das ganze System in unsere Betrachtung mit ein. Auch die Vorstellung, ein ganzes Rechtssystem könne selektiv eine bestimmte Tätergruppe kriminalisieren, ist folglich keineswegs neu, sei es durch erhöhte Anzeige- und Verdächtigungsbereitschaft oder – wie von Maud Kips angedacht – selektive Rechtspraxis. Ungewohnt ist nur, dies auch in Hinblick auf männliche Täterschaft anzuwenden.


Natürlich gibt es auch Menschen, die bei Schwarzen, Migranten oder Männern die Kontexte ausblenden und nur auf deren hohe Rate an Gewalttaten und Kriminalität verweisen, um sie als Mindermenschen zu konstruieren. Dieses Denken lässt sich als "Rassismus" beziehungsweise "Sexismus" bezeichnen.

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