Donnerstag, September 17, 2009

"Men's Health" erfragt Männerpolitik der Bundestagsparteien

In der gestern erschienenen Ausgabe der Zeitschrift "Men's Health" begrüßt Chefredakteur Wolfgang Melcher seine Leser auf Seite 5 mit folgendem Editorial:

Nein, Men's Health ist nicht politisch. Aber, ja, Men's Health mischt sich ein. Wenn wir im Gesundheitssystem konsequent benachteiligt werden, wenn Väter ihre Rechte zum Teil nur auf dem Papier besitzen, wenn Jungen in der Schule keine Chance haben … Aktuelle Themen, die in den Programmen der großen Parteien für die Bundestagswahl Ende September praktisch keine Rolle spielen.


Deshalb hakte die Zeitschrift bei den sechs Bundestagsparteien (CDU/CSU, SPD, FDP, Linke und Grüne) nach und erhielt aus den Berliner Parteizentralen einige, wie Melcher schreibt, "ehrliche, teilweise überraschende und auch entlarvende Antworten auf die 12 drängendsten Männerfragen". Dabei geht es um für Genderama-Leser altbekannte Themen: den noch immer fehlenden Männergesundheitsbericht, die Benachteiligung von Jungen im Bildungssystem, den Schutz der Männer vor (häuslicher) Gewalt und die Wehr-Ungerechtigkeit, aber auch um Themen, die für Men's Health wichtiger scheinen als bislang für die neue Männerrechtsbewegung (etwa Doping, die Ampel-Kenzeichnung bei Lebensmitteln und die Gleichbehandlung von homosexuellen Lebenspartnerschaften). Teilweise ist es fast amüsant zu lesen, mit welchen Formulierungen sich z. B. sämtliche genannten Parteien bei der Frage herauszuwinden versuchen, ob es bei ihnen neben den obligatorischen frauenpolitischen Sprecherinnen auch nur einen einzigen männerpolitischen Sprecher gibt.

(Nebenbei erwähnt: Wie sich der typische männliche Grüne bei Fragen wie Männerpolitik und Feminismus positioniert, wird auch hier sehr anschaulich.)

In Melchers Editorial heißt es weiter:

Klar gibt es gewichtigere Probleme – auch und gerade für uns Männer: Wirtschaftskrise, Klimawandel, Terrorismusbekämpfung. Doch zum einen sind die Positionen der Parteien und Kandidaten dazu bekannt. Zum anderen ist es entscheidend, für seine Ziele zu kämpfen, wenn man etwas erreichen möchte. Die Frauenbewegung hat es vorgemacht, Frauenpolitik ist heutzutage in allen Parteien fest etabliert.


Jetzt sei es an der Zeit, dasselbe für Männer zu erreichen. Die Antworten, die die Parteien auf drängende Fragen gegeben haben, sind in der Zeitschrift indes nur gekürzt nachzulesen. Vollständig findet man sie hier.

Ergänzt wird das aktuelle Men's-Health-Titelthema von einem Interview mit dem Freiburger Politikwissenschaftler Professor Ulrich Eith. Der führt darin beispielsweise folgendes aus:

Durch die Frauenbewegung ist das Frausein zum Politikum geworden. Es ging um das Ausbrechen aus alten Rollenmustern und das Überwinden von vielen Benachteiligungen. Frauenpolitik ist wie Friedenspolitik oder soziale Gerechtigkeit für manche Wählerinnen und Wähler mit einer politischen Weltanschauung verbunden. Männer müssten das Mannsein auch zu einer politischen Weltanschauung machen, es zu einer politischen Frage werden lassen. Ich glaube allerdings nicht, dass dies auf absehbare Zeit geschehen wird.


Äh, ja, so ein Politikwissenschaftler bekommt offensichtlich auch nicht jede gesellschaftliche Entwicklung mit.

Zuletzt spricht "Men's Health" die folgende Einladung aus:

Braucht dieses Land eine neue Männerbewegung? Und welche Partei setzt sich Ihrer Ansicht nach wirklich für unsere Rechte ein? Diskutieren Sie mit uns.

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