Dienstag, Februar 17, 2009

Schweizer "Tagesanzeiger" spielt Gewalt gegen Männer herunter

Zuerst die gute Nachricht: Die aktuelle britische Studie über männliche Opfer von häuslicher Gewalt machte es für den Schweizer "Tagesanzeiger" offenbar erforderlich, sich damit auseinanderzusetzen. Erfreulicherweise verrät schon die Überschrift, dass es bei häuslicher Gewalt gegen Männer eine hohe Dunkelziffer gibt. Die schlechte Nachricht: Der Artikel selbst suggeriert entweder durch die bewusste Auswahl der angeführten Argumente oder durch schlichte Unkenntnis, dass man über Gewalt gegen Männer kaum etwas wisse und sie vermutlich zu vernachlässigen sei.

So wird der Eindruck erweckt, Frauen würden nur deshalb in gleichem Ausmaß wie Männer als Täter erfasst, weil die britische Studie auch seelische Gewalt umfasse:

Während Frauen häufiger und wiederholt Opfer von physischer Gewalt würden, seien Männer eher Opfer emotionaler Gewalt.


Das trifft allerdings nicht zu. Bei der akademischen Forschungsliteratur zu diesem Thema geht es regelmäßig auch und vor allem um körperliche Gewalterfahrungen. So gelangte Bastian Schwithal bei seiner Dissertation "Weibliche Gewalt in Partnerschaften", für die er dreihundert internationale Studien zu diesem Problem auswertete, unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
– Frauen wenden genauso häufig oder häufiger emotionale und körperliche Gewalt gegen ihren Partner an.
– Auch in Fällen schwerer Gewalt ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ausgeglichen.
– Frauen setzen Gewalt überwiegend zum Angriff statt zur Verteidigung ein.
– Medien und Informationspolitik der Regierungen tragen zu einem völlig verzerrten Bild der Opfer- und Täterrollen von Männern und Frauen bei.

Womit wir wieder beim "Tagesanzeiger" wären. Der findet natürlich schnell eine feministisch orientierte Männergruppe, deren Sprecher die britischen Forschungsergebnisse zunächst halbherzig in Zweifel zieht und schließlich klipp und klar bestreitet:

Beim Mannebüro Zürich ist man sich der Problematik der Männer als Opfer durchaus bewusst. Martin Bachmann zeigt sich den britischen Zahlen gegenüber jedoch skeptisch. «Ein ähnlicher Trend ist im Kanton Zürich nicht feststellbar. Dies mag allenfalls daran liegen, dass sich betroffene Männer ungern als Opfer darstellen. Denn die Opferrolle passt einfach nicht zum gängigen Selbstkonstrukt Mann.» Auch die Aufteilung der Gewaltformen auf die beiden Geschlechter hinterfragt Bachmann. «Körperverletzende Tätlichkeiten gehen eindeutig häufiger von Männern aus. Ob diese durch die psychische Gewalt von Frauen aufgehoben wird, glaube ich nicht. Denn auch Männer können in einer Krise ganz schön fies sein.»


Gestützt wird Bachmanns abenteuerliches "eindeutig", allen Forschungsergebnissen zum Trotz, allein durch die unterschiedliche Anzeigenhäufigkeit der beiden Geschlechter:

Für Heinz Mora, Leiter der Fachstelle Häusliche Gewalt der Kantonspolizei Zürich ist ein Trend wie in England in Zürich ebenfalls nicht erkennbar. «In Zürich sind noch immer Frauen viel häufiger die Opfer.» Zwar meldeten sich auch ab und zu Männer, doch seien diese deutlich in der Minderzahl. «Die Dunkelziffer bei Fällen von häuslicher Gewalt ist allerdings hoch», so Mora. Ob sie bei Männern höher als bei Frauen ist, könne jedoch nicht erfasst werden.


Auch das ist falsch. Dass die Dunkelziffer bei Männern um ein Vielfaches höher ist als bei Frauen konnte durch hunderte internationale, auch deutschsprachige Studien zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Immerhin gibt es auf diesen Artikel, der dazu dienen kann, sexistische Vorurteile festzuschreiben und Täterinnen reinzuwaschen, eine starke Resonanz an Einwänden von Lesern. Um nur drei beispielhaft zu zitieren:

Auf das Urteil vom Mannebüro Züri würde ich nicht viel geben - das ist eine Gender-Hochburg, die als eine Art Fortsetzung des ideologischen Feminismus mit anderen Mitteln betrachtet werden muss. Daher auch das "Selbstkonstrukt Mann" als Erklärung im Artikel. Mannschafft.ch ist da schon wesentlich objektiver. Man sollte genau darauf achten, wer die Männer vertritt: Nicht alle verfolgen hehre Ziele!


Auch bei mir ist die Ex schon mit dem Messer vor mir gestanden, flogen Aschenbecher am Kopf auseinander etc. Klar ist oft der Mann kräftemässig haushoch überlegen, auch in meinem Fall. Aber was hätte ich tun sollen? Sie über den Balkon werfen? So einfach ist das ja nicht, und deshalb wohl die "Dunkelziffer". Eine enorm teure Scheidung war dann die Lösung. Und so erging es einigen Kollegen von mir.


Einmal mehr bestätigt sich, dass die KaPo ZH weibliche Gewalt systematisch verharmlost; sie sogar ins Gegenteil verdreht. Es gibt sehr viele Männer, deren Strafanzeigen gegen ihre Partnerinnen auf dem Polizeiposten nicht angenommen werden. Häufig werden sie von Opfern zu Tätern gemacht, aus der Wohnung geworfen und von ihren Kindern getrennt. Der Staat führt einen Krieg gegen Männer, und alle schauen zu.

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