Tötungsdelikte: Professor Amendt beklagt zweierlei Maß
Professor Gerhard Amendt, Leiter des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung an der Universität Bremen, hat einen neuen Gastkommentar in der "Welt" veröffentlicht. Er beginnt so:
Wie muss man sich das erklären, dass ein Mann, der fünf Mitglieder seiner Familie mit einer Axt erschlägt, in Untersuchungshaft genommen wird, eine Frau hingegen, die drei tote Säuglinge über Jahre in der Kühltruhe ihres Kellers verwahrt, zugleich in die psychiatrische Klinik eingewiesen wird?
Im Fall des Mannes, so wird im Wiener "Standard" gemutmaßt, muss man das Profil des Täters herausfinden, um andere gewaltbereite Männer an Ähnlichem zu hindern. Als Motiv der Tötungen nannte der Mann aus einem Wiener Nobelviertel, dass er seiner Familie die Scham über sein berufliches Scheitern in aller Öffentlichkeit ersparen wollte. Die zwanghafte Fürsorglichkeit eines tief beschämten Mannes nimmt so einen mehrfach tödlichen Ausgang!
Im Fall von Frauen besteht hingegen die Tendenz, nach deren Motiven erst gar nicht zu fragen. Beim Mann geht es um einen gefährlichen Täter, bei der Frau um eine Kranke, deren eingeschränkte Verantwortungsfähigkeit durch Einweisung in die Psychiatrie vorweggenommen wird. So als könne individuell nicht sein, was gesellschaftlich nicht sein darf! Dass Frauen gewalttätig sind und töten!
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Labels: Gerhard Amendt, Gewalt, Rechtsprechung, zweierlei Maß
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