Montag, Mai 05, 2008

Eva Herman stellt ihr neues Buch vor – Wie reagieren die Medien?

Es kann gut sein, dass Eva Herman nur zehn bis zwanzig Prozent der Genderama-Leser interessiert (sie gehört ja nun nicht zur Männerbewegung), aber auch die wollen ja mit Infos versorgt sein. Und da mich das Thema bekanntlich sowieso anspricht, habe ich heute mal so einige Presseartikel gesichtet, die anlässlich der heutigen Präsentation von Eva Hermans neuestem Buch so veröffentlicht wurden. Kann sein, dass morgen noch ein Schub nachkommt – wer das Thema über hat, muss meine Beiträge dazu ja nicht lesen.

Im großen und ganzen fair geht trotz einer spürbaren Distanziertheit ein Artikel der FAZ mit Eva Herman um. Darin spricht die Autorin Dinge an, die ich vor einem knappen halben Jahr nur in einem nicht-öffentlichen Gespräch von ihr erfahren hatte:

Für ihre Aussagen habe man sie in Kerners Sendung ungewohnt hart angefasst. „Das hatte schon Tribunalcharakter.“ Während der Sendung habe sie des Öfteren das Gefühl gehabt, da gehe nicht alles mit rechten Dingen zu. Etwas präziser wird sie in ihrem Buch. Dort spricht sie von Hinweisen „im Internet“, wonach schon vor der Aufzeichnung einige Journalisten Nachrichten erhalten hätten, in denen man den Rauswurf von Eva Herman ankündigte. Außerdem habe der „Warm-upper“ - also der Mann, der vor der Sendung das Publikum im Saal in Stimmung bringen soll - auch während der Aufnahme in fragwürdigen Momenten angefangen zu klatschen. „Ich selbst dachte mir an verschiedenen Stellen: ,Es kann nicht sein, dass hier jemand freiwillig klatscht.' Aber es klatschte ein ganzes Publikum. Man weiß ja, dass es einen Reflex bei den Menschen gibt: Wenn einer klatscht, klatschen meist alle anderen auch.“


Ja, es gibt noch ein paar andere Seltsamkeiten, aber nichts, was sich wirklich handfest machen ließe. Von der journalistischen Verwertbarkeit betrachtet ist das leider alles noch Müll. Vielleicht steckt auch wirklich nichts weiter dahinter.

Wie DWDL meldet, denkt Eva Herman nach zwei schlechten Erfahrungen bei Kerner nicht an einen baldigen neuen Besuch seiner Sendung:

Frühestens in zwanzig Jahren würde Eva Herman noch einmal zu Kerner gehen. Besuche in anderen Talkshows schließt sie dagegen derzeit nicht aus.


Das christliche Medienmagazin Pro verhält sich Eva Herman gegenüber besonders freundlich und zitiert Auszüge aus ihrem Buch, von denen ich wiederum einige Passagen hier zitieren möchte:

Eva Herman: Zum Glück treffen wir auch immer wieder auf aufrechte, um Sachlichkeit und Wahrheit bemühte Journalisten, die sich nicht scheuen, unbequeme Wege zu gehen. Doch sie werden im Soge des Main-Stream leider seltener. Inzwischen allerdings beginnt sich Unmut bei den Menschen zu regen, denn diese Praktiken werden durchsichtiger, und manches Lenksystem, das sich allzu sicher wähnt, wird damit unvorsichtiger. Es werden Fehler gemacht. Das registrieren die Menschen durchaus, und sie melden sich zu Wort. Das Internet ist das Meinungsinstrument des Bürgers. Und wer wissen möchte, wie die Gesellschaft wirklich tickt, was die Menschen beschäftigt, was sie freut und auch ärgert, der sollte sich einmal die Mühe machen und die Diskussionsforen besuchen, in denen es um die Arbeit des Staates und der öffentlichen Organe und die Folgen für die Menschen im Land geht. (...) Eventuell werden ungerechte Systeme einst gekippt werden durch die Macht und den Zusammenschluss der Menschen, welche sich im Internet zusammenfinden, die aufstehen, sich formieren und protestieren. Wenn die Ungerechtigkeiten, die Familien heute zugefügt werden, hier einst thematisiert werden, kann daraus viel Kraft erwachsen. Doch auch die berühmte Kerner-Sendung führte zu wahren Massenaufläufen im Netz, die sich zum Teil bis heute gehalten haben, Vereine zur Verteidigung der Meinungsfreiheit wurden ins Leben gerufen, die dem ZDF schwer zusetzten und mehrere Mahnwachen vor den ZDF-Landesfunkhäusern in Hamburg und Mainz abhielten. Die Menschen zeigen zunehmend Engagement, und sie sind dabei mutig.


Friedrich Hänssler: Sie standen ganz schön unter Beschuss. Haben eigentlich mehr Männer oder mehr Frauen auf Ihnen herumgetrampelt?

Eva Herman: Eindeutig die Frauen. Die Männer sagten häufig eher Sätze wie: "Wusste ich doch schon immer. Habe ich schon lange gesagt, aber auf mich hört ja keiner." Je bildungsfreundlicher die Männer waren, desto eher haben sie gesagt: "Gehen Sie Ihren Weg bitte weiter, er ist jetzt recht schwer, aber wir stehen hinter Ihnen."


Friedrich Hänssler: (...) Wie haben Sie die Angriffe aus dem NDR empfunden?

Eva Herman: Sie haben mir sehr zugesetzt. Und um ganz ehrlich zu sein, bin ich irgendwann fassungslos gewesen über die schleichende Entwicklung der unterschiedlichsten Verdächtigungen. Die Eskalation, die durch meinen fristlosen Rauswurf entstanden war, war ja lediglich der allerletzte Knall, das Hochgehen einer länger tickenden Bombe. In Wirklichkeit gingen die üblen und argwöhnischen Unterstellungen bereits viel früher los. Schon nach dem Cicero-Artikel begann man zu mutmaßen, dass unsichtbare Mächte über mich gekommen sein mochten. Plötzlich wurden hinter meinem Rücken Gerüchte kolportiert: Ich sei mit christlich fundamentalistischen Kräften im Verbund. Ich sei mit Sekten in Verbindung. Ich sei mit Rechten in Verbindung. Ich war plötzlich ins Visier geraten von sogenannten investigativen Journalisten, also von Enthüllungsjournalisten, die eigentlich meine Kollegen waren und die ich gut kannte, die vor allem auch mich gut kennen mussten. Doch urplötzlich war ich auf die Gegenseite geraten. Ich war jetzt ein auszuspähendes Opfer, das unter Verdacht geraten war. (...) Das ist für den Betroffenen ein höchst unangenehmes Gefühl und ich kann mir seitdem lebhaft vorstellen, wie es Regimekritikern aller Zeiten und aller Systeme ergeht und erging. (...) Plötzlich registrierte ich jähes Verstummen, wenn ich die Redaktionsräume betrat. Zunächst beruhigte ich mich mit dem Gedanken, dass ich aufgrund meiner inneren Veränderung sensibler geworden sein mochte. Dann versuchte ich es eine Weile mit der Vogel-Strauß-Politik, frei nach dem Motto: Nur nichts anmerken lassen, dann geht alles so weiter wie bisher. Doch das funktionierte nicht lange.

An den Haaren wurden nun Beispiele herangezogen, wie man mich "überführen" konnte. Als eine österreichische Frauenorganisation mich für einen Vortrag anfragte, mein Büro leider nicht rechtzeitig herausfand, dass dieser Verein verdeckt, aber eng mit der rechtsgerichteten FPÖ zusammenarbeitete, schrieb eine kleine Hamburger Zeitung, dass es jetzt erwiesen sei, dass ich eindeutig nach rechts tendierte. Das Problem war gewesen, dass mein Sekretariat kurz zuvor neu besetzt worden war, die Mitarbeiterin arbeitete erst wenige Tage für mich. Diese Anfrage wurde gestellt, während ich im Urlaub war, und die Kollegin hatte leider nicht ausreichend recherchiert. Natürlich sagte ich diese unselige Veranstaltung sofort ab, distanzierte mich deutlich und gab am selben Tag eine Pressemitteilung heraus, in welcher ich den Irrtum bedauerte. Aber mein Arbeitgeber meinte, nun den Beweis gegen mich in der Hand zu halten. Ich hatte mehrfach klar darauf hingewiesen, dass dieses ein Versehen gewesen war. Doch nun konnte nicht mehr sein, was nicht sein durfte, ich war abgestempelt und die Feministinnen schienen recht zu behalten mit ihren Unterstellungen. Es ist im Rückblick unfassbar für mich, wie wenig Mühe man sich gab, mich und mein Anliegen zu verstehen, im Gegenteil, es schien nur noch den einen Vorsatz zu geben: Man wollte nichts richtig verstehen. Eine Weile lang war ich einfach nur überrascht über diese Verfahrensweise, weil ich das alles niemals für möglich gehalten hätte. Dann wurde es mir zunehmend unangenehm, denn dieser ständige Argwohn, die unsichtbaren Verdächtigungen, die wie dunkle Wände zwischen uns standen, während wir die Sendungen ausarbeiteten, taten mir zunehmend weh. Dann habe ich mich eine Weile noch gerechtfertigt und versucht, mich der Situation irgendwie anzupassen, doch irgendwann dachte ich mir: "Ihr könnt mich jetzt mal alle herzlich gern haben" und bin einfach meinen Weg weitergegangen.


Ein ausführliches Interview mit Eva Herman bietet heute auch die Park Avenue. Felix Hutt liefert hier solide journalistische Arbeit. Die gibt es im Umgang mit Eva Herman also doch noch.

Natürlich aber sind auch jene Dinge, die nicht gerade zu den Sternstunden des Journalismus gehören, im letzten halben Jahr nicht einfach von der Bildfläche verschwunden. Der FOCUS immerhin hält sich mit Frechheiten noch zurück und beweist lediglich, dass auch ein von süffisantem Tonfall durchtränkter Artikel trotzdem sterbenslangweilig sein kann. Deutlich lesenswerter sind mal wieder die Kommentare der Leser, die fast durchgehend Herman Respekt erweisen und die Medien tadeln. Zwei Beispiele:

Vor ein paar Wochen hat mich noch nicht interessiert was Frau Herman so schreibt. Anhand der offensichtlich unfairen Berichterstattung wird aber klar, wie wichtig/richtig ihre Botschaften sind. Könnte man sie widerlegen, wäre es längst geschehen. Hier entblößen sich die Schreiber selbst viel peinlicher als sie ihr Opfer. Respekt Frau Herman, weiter so.


Herrlich. Diese Frau ist heute für viele genauso ungemütlich, wie Frau Schwarzer es für viele einst war. Besonders für Frau Schwarzer. Dabei gibt es sogar Parallelen in der Hartnäckigkeit, welche beide an den Tag legen. Und zum Unbehagen von Frau Schwarzer wird auch Frau Herman Ihre Anhänger finden. Das Leben ist eine Welle.


Im STERN, einem renommierten Magazin, das sich bekanntlich noch nie mit Themen wie "Adolf Hitler" oder "Drittes Reich" verhoben hatte, legt Eva Wolfangel einen ziemlich biestigen Beitrag vor, für den es sich fast gelohnt hätte, in diesem Blog das neue Label "Arschlochjournalismus" einzuführen. Dessen Krönung ist allerdings der in den STERN-Artikel integrierte Videobeitrag. "Es war ihr irgendwie anzusehen: Eva Herman, die so gerne die deutsche Familie retten wollte, lässt sich scheinbar nur noch ungern interviewen", erläutert dazu ein Sprecher in einem Tonfall, der vor Häme trieft. "Sie scheint eben ein bisschen ängstlich geworden zu sein. Denn seit ihrer gewagten These zur Rettung der deutschen Familie wurde sie immer wieder in die rechte Ecke gedrückt." Das ist natürlich schon ein bisschen so, als würde sich jemand, der mit seinen Kumpels einer Frau eine Gruppenvergewaltigung zuteil werden ließ, sich darüber lustig machen, dass diese nicht mehr auf seine Einladungen zu einem gemütlichen Beisammensein reagiert. "Eine Tatsache, die der Neunundvierzigjährigen so gar nicht gefiel." Sag bloß? Es wundert einen nicht, dass der Kerl, der diesen Mist fabriziert hat, lieber anonym bleiben möchte. Genausowenig, dass die Leserkommentare sich von diesem Beitrag weit überwiegend angewidert zeigen.

Man glaubt es nicht, aber auch unterhalb des Tiefparterres gibt es noch ein weiteres Stockwerk. Dorthin führt uns – na wer wohl? – natürlich wieder die Brigitte, die immer mehr eine Fusion mit der "Emma" anzustreben scheint. Und auch bei der "Brigitte" tobt es nicht gerade vor Begeisterung in den Kommentaren. Die Kluft zwischen Mediemachern und Bevölkerung scheint in den letztgenannten Fällen so groß wie nie.

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