Wie die Verlage den Jungen das Lesen verleiden
In deutschen Verlagen sind Bücher, die sich explizit an Männer richten, nicht gewünscht – und das fängt schon bei der Jugendliteratur an. Wolfgang Bittner erläutert im "Freitag" ein paar Hintergründe dazu. Ein Auszug:
Es ist in den verschiedensten Varianten zumeist ganz simpel: Katrin verliebt sich in Kevin, der aber in Biggi verliebt ist. Die Protagonisten kommen aus dem bürgerlichen Milieu, und sie beschäftigen sich überwiegend mit dem eigenen Bauchnabel. Hin und wieder hat man den Eindruck, dass dadurch bei den handelnden Personen eine Blutleere im Gehirn entstanden ist. So kommen ganze Programme zustande, die sich überwiegend oder sogar ausschließlich an ein weibliches Leserpublikum wenden. Dass Jungen als Zielpublikum für viele Verlage uninteressant geworden sind, liegt jedoch nicht allein an ihrer "Lesemüdigkeit" oder "Computersucht", wie vielfach behauptet wird. Es liegt unter anderem daran, dass Jungen nicht nur Bücher über Probleme mit der ersten Freundin, dem ersten Mal oder dem ersten Pferd lesen wollen; auch nicht nur über Technik, Fußball oder Raumfahrt. Man hat ihnen über Jahre hinweg mit Kitsch und Kram nahezu systematisch das Lesen ausgetrieben.
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