Freitag, Dezember 08, 2006

Hört mehr HipHop?

Wie viele von euch wissen, geht es bei einem der von mir behandelten Themen um Menschen ohne Beziehungserfahrung: Männer und Frauen im fortgeschrittenen Erwachsenenalter, die in ihrem bisherigen Leben keinerlei Erlebnisse mit Sexualität und Partnerschaft machen durften, was für viele von ihnen mit einem großen Leidensdruck verbunden ist. Häufig ist es so, dass hier vor allem während ihrer Pubertät ungünstige Entwicklungen stattgefunden haben.

Nun verweist der aktuelle SPIEGEL auf eine Studie der Rand Corporation, einem konservativen Think-Tank in den USA. Dieser Untersuchung zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen frühem Sex und dem Genuss von HipHop und Rap-Musik. Dies gelte insbesondere dann, so der SPIEGEL, „wenn die Texte männliches Rollenverhalten und Machotum besonders betonen. Fans von Stars wie Lil´kim oder Ja Rule haben sich laut Studie fast doppelt so häufig sexuell betätigt wie andere Jugendliche – und zwar unabhängig von Rasse und Geschlecht.“

In einer Presseerklärung der Rand Corporation zu dieser Studie heißt es:

Researchers found that only sexually degrading lyrics – many quite graphic and containing numerous obscenities – are related to changes in adolescents' sexual behavior. These lyrics depict men as sexually insatiable, women as sexual objects, and sexual intercourse as inconsequential. Other songs about sex do not appear to influence youth the same way.

“These portrayals objectify and degrade women in ways that are clear, but they do the same to men by depicting them as sex-driven studs,” said Steven Martino, a RAND psychologist who led the study. “Musicians who use this type of sexual imagery are communicating something very specific about what sexual roles are appropriate, and teen listeners may act on these messages.”


Damit ist die Rand Corporation schon mal den bisherigen Diskursen voraus, die wie üblich nur vor frauen- und nicht auch vor männerfeindlichen Untertönen warnten.

Aber was soll man jetzt Menschen ohne sexuelle Erfahrung raten bzw. Jugendlichen, die sich gerade dorthin entwickeln? Hört mehr HipHop, dann wird das schon? Ich fürchte, so einfach ist das nicht. Meiner Einschätzung nach haben wir hier weniger eine Kausalität als eine schlichte Korrelation vorliegen: Leute, die Rap und HipHop hören, könnten sehr wohl eher gesellig, spontan und extrovertiert sein als vergeistigt, sensibel und zurückhaltend. Die Spekulationen der Rand Corporation (“teen listeners may act on these messages”) mögen sehr wohl vor allem deren konservativen Weltbild zu verdanken sein, das bei frühem Sex vor allem die problematischen Seiten wie Teenager-Schwangerschaften wahrnimmt.

Aufschlussreich bleibt es in jedem Fall, dass Menschen, deren Geschlechterbilder alles andere als politisch korrekt sind, dafür eher zuviel Sex erwarten dürfen als zuwenig.

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