Dienstag, März 08, 2005

ALLES GUTE ZUM FRAUENTAG: „TAZ“- UND „WELT“-JOURNALISTINNEN VERZWEIFELN AM DEUTSCHEN FEMINISMUS

In ungewöhnlicher Einmut zeigen sich am heutigen Frauentag die eher linke „tageszeitung“ und die eher konservative „Welt“. Beide sind nicht gerade begeistert darüber, wohin die deutsche, die Alice-Schwarzersche-Variante des Feminismus das Geschlechterverhältnis hierzulande gebracht hat.
„Hilfe, es ist der 8. März!“ schlagzeilt zunächst einmal die taz. Pascale Hugues analysiert: „Am 8. März erklären die Frauen den Männern den Krieg. (…) Ein Tag voll alarmistischer Statistiken und deprimierender Evaluationen. An diesem Tag lassen sich Frauen, die stolz auf ihre Talente und Stärken sind, nicht selbst hochleben, sondern sie formieren sich zu einem Opfergang, bei dem sie sich Rechenschaft ablegen über ihre Unterwerfung unter die männliche Autokratie.“ Und was speziell unseren Staat angeht urteilt die in Deutschland lebende Französin: „In keinem anderen europäischen Land gibt es derart viele Demarkationslinien zwischen Männern und Frauen: `Frauencafés´, `Frauenparkplätze´, `Frauenbeauftragter´.“ Wie anders seien doch die Frauenrechtlerinnen Frankreichs, die selbst in der hitzigsten Phase ihres Kampfes die Männer niemals ausgrenzten. Wenn das so ist, dann ist der Unterschied zwischen den beiden benachbarten Ländern in der Tat frappant: Hierzulande prangen inzwischen selbst in staatlichen Universitäten an den Türen der Frauenbibliotheken Sprüche wie „Wir müssen draußen bleiben.“ Gemeint sind Männer, keine Hunde.
In der „Welt“ bezeichnet Mariam Lau den Internationalen Frauentag indessen als eines der „traurigsten Rituale der Bundesrepublik. Müde und routiniert“, so Lau, „spulen die zuständigen Beschwerdeführerinnen ihre Listen ab: zu wenig Frauen in Führungspositionen, zu wenig Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und obendrein wird ein eklatanter Mangel an Frauenparkplätzen beklagt. Obwohl jeder weiß: Den Frauen ist es noch nie so gut gegangen. Sie stellen etwa die Hälfte der Deutschen mit höherer Schulbildung, der Parteimitglieder der großen Volksparteien, den Großteil der Angestellten und Dienstleistenden, und wenn sie auf den Chefetagen, vor allem im Vergleich zu anderen westlichen Ländern, mit etwa vier Prozent jämmerlich unterrepräsentiert sind, dann liegt das zu mindestens gleichen Teilen an eigenen Entscheidungen, Schwächen, Bequemlichkeiten wie an männlichen Ressentiments. Daß speziell den Gebildeten unter den Frauen so häufig der Mut zu Mann, Kind oder Karriere fehlt - auf dieses Problem hat der Feminismus nicht nur keine Antwort, er hat es auch selbst erzeugt. Jahre der männerfeindlichen Hetze, des geschürten Mißtrauens, der Warnungen vor Frauenschändern und sexuellem Mißbrauch mit Steckbriefen auf den Damentoiletten haben zu einem Klima beigetragen, in denen der heimliche Vaterschaftstest vielen Männern als letzter Ausweg erscheint.“ Als letzte Herausforderung des ansonsten als „mausetot“ apostrophierten Feminismus sieht Lau eine Verbesserung der Frauenrechte in der islamischen Welt. Ein Antidiskriminierungsgesetz hingegen bräuchten deutsche Frauen nicht.

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