Donnerstag, September 11, 2025

Drei populäre Irrtümer: Falschbeschuldigungen, Selbstmord, Jugendgewalt

1. Eine Statistik, die Feministinnen erfolgreich in den Medien gestreut haben, wo sie immer wieder mal als vermeintlicher Fakt zitiert wird, lautet, dass von Falschbeschuldigungen sexueller Gewalt nur drei Prozent betroffen wären. Auf der Website Strafakte.de hat sich der Rechtsanwalt Mirko Laudan mit Bezug auf den Juraprofessor Tonio Walter die Zahlen genauer angesehen und erklärt, wie die Falschbehauptung zustande kam:

In ihrem Kurzbeitrag behaupten sie mit Berufung auf den Bundesverband der Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe sowie eine "Studie" aus dem Jahr 2009 von Jo Lovett und Liz Kelly, in der die Verfasserinnen für Deutschland eine Stichprobe von 100 Akten der Staatsanwaltschaft Stuttgart untersuchten, dass es in Deutschland nur 3% Falschbeschuldigungen im Bereich der Sexualstraftaten geben soll. Sieht man sich die Studie allerdings kurz an, ist sofort offensichtlich, dass diese Angabe nicht stimmen kann. Allein methodisch ist die Untersuchung bei 100 Akten von lediglich einer Staatsanwaltschaft zweifelhaft und weit entfernt von repräsentativ.

In 3 Fällen der 100 Verfahren wurde nach Abschluss der Ermittlungen ein Ermittlungsverfahren wegen falscher Verdächtigung eingeleitet, so dass die Schlussfolgerung war, nur in diesen 3% gehe die Strafanzeige auf eine Falschbeschuldigung zurück. In 41 Fällen war sich die Justiz aber entweder sicher, es mit einer objektiv falschen Beschuldigung zu tun zu haben, oder sie konnten dies zumindest nicht ausschließen. Darunter waren vier Freisprüche vom Tatvorwurf der Vergewaltigung und 34 Einstellungen mangels Tatverdacht. In all diesen Fällen wurde nie untersucht, ob dem eine Falschbeschuldigung zugrunde lag.




2. Eine weitere beliebte Falschbehauptung, die durch die Medien geistert, lautet, es sei durch die Forschung erwiesen, dass Männer durch ihre Männlichkeit eher selbstmordgefährdet sind als Frauen. Hierzu hatte der Psychologe Dr. John Barry gestern das Wesentliche erklärt:

2017 wurde eine Arbeit mit dem Titel "Männlichkeit und Suizidgedanken" veröffentlicht, die fast sofort eine Welle positiver Aufmerksamkeit erhielt. Das ist nicht überraschend, da die Hauptautorin, Prof. Jane Pirkis, in der dreiteiligen Dokumentation "Man Up" mitwirkte , die 2016 in verschiedenen australischen Medien ausgestrahlt und von Movember finanziert wurde. In der Dokumentation sprach Pirkis über den Zusammenhang zwischen Männlichkeit, psychischer Gesundheit und Suizid.

Die Studie "Männlichkeit und Suizidalität" aus dem Jahr 2017 beeindruckte durch ihr Design: Sie umfasste eine sehr große Stichprobe von fast 14.000 Männern und war Teil der australischen Längsschnittstudie zur Männergesundheit (auch "Ten to Men" genannt). In der Studie von Pirkis et al. wurden Männer zu Suizidgedanken befragt. Dabei wurde eine hierarchische multiple Regression verwendet, um die Zusammenhänge zwischen Männlichkeit und Suizidalität zu untersuchen, nachdem zuvor die Zusammenhänge zwischen anderen Faktoren (Demografie, Verhalten, psychische Gesundheit) und Suizidalität untersucht wurden.

Angesichts des Titels der Studie "Männlichkeit und Suizidalität" könnte man meinen, Männlichkeit sei der stärkste Prädiktor für Suizidalität. Tatsächlich wird die Studie fast immer so diskutiert, als sei dies das wichtigste Ergebnis. Tatsächlich kam die Studie jedoch zu dem Ergebnis, dass Männlichkeit nur einen schwachen Prädiktor für Suizidalität darstellt und vier weitere Variablen (Depression, belastende Lebensereignisse, Single-Dasein und Alkoholmissbrauch) stärkere Prädiktoren für Suizidalität sind.

Aber das ist nicht alles. Was im Titel des Artikels von Pirkis et al. als "Männlichkeit" bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit nur ein Aspekt von Männlichkeit: Selbstständigkeit, die im CMNI-Fragebogen als "Weigerung, Hilfe zu suchen" konzeptualisiert wird. Sie sollten hier innehalten und sich fragen: Ist der Wunsch, Hilfe zu suchen (oder nicht), nicht ein viel zu enges Konzept, um etwas so Komplexes wie Männlichkeit zu definieren? Obwohl der Titel des Artikels also "Männlichkeit und Suizidgedanken" lautete, wäre "Hilfesuche und Suizidgedanken" ein genauerer Titel gewesen. Beachten Sie, dass keine der anderen 10 CMNI-Subskalen für Männlichkeit signifikante Prädiktoren für Suizidalität waren. Im Gegenteil, zwei von ihnen – heterosexuelle Präsentation und Streben nach Status – lagen sehr nahe daran, signifikant vor Suizidalität zu schützen.

Dennoch wird "Männlichkeit und Suizidalität" in der Wissenschaft häufig zitiert und hat auch außerhalb der Wissenschaft Einfluss auf die Entwicklung der Geschichte genommen. Leider konzentrieren sich Websites, die Männer unterstützen, eher auf die Gefahren der Männlichkeit, anstatt sich beispielsweise auf die Arten von belastenden Lebensereignissen zu konzentrieren, die am häufigsten mit Suizidalität in Verbindung gebracht werden.

Pirkis und Kollegen sind nicht für die Erfindung des Narrativs "Männlichkeit verursacht Selbstmord" verantwortlich. Es ist Teil der paradigmatischen Fixierung auf ein "Defizitmodell" von Männlichkeit, das Männlichkeit mit schlechtem Verhalten und schlechter körperlicher und geistiger Gesundheit in Verbindung bringt. Forschung dieser Art gibt es seit den 1980er Jahren, und sie hat in den letzten zehn Jahren an Fahrt gewonnen. Ebenso wenig ist dieses Narrativ die Schuld der meisten wohlmeinenden Forscher, die diesem ausgetretenen Pfad gefolgt sind. Als ich 2011 mit der Erforschung der psychischen Gesundheit von Männern begann, basierte unsere erste Studie auf früheren Forschungsergebnissen auf diesem Gebiet und tappte daher direkt in dieselbe Falle. Als wir uns jedoch die Ergebnisse ansahen, stellten wir fest, dass etwas nicht stimmte, und unser anfänglicher Fehler veranlasste uns, andere Wege zu erkunden, um die psychische Gesundheit von Männern und die Risikofaktoren für Selbstmord zu verstehen. Uns wurde klar, dass es ein ernstes Problem mit der Forschung auf diesem Gebiet gab, und wir stellten sicher, dass wir nicht noch einmal in dieselbe Falle tappten. Meiner Ansicht nach wird die Forschung zur Suizidprävention enorm davon profitieren, wenn man sich von der These "Männlichkeit verursacht Suizid" abwendet und sich auf Themen konzentriert, die tatsächlich zur Suizidprävention beitragen können, wie etwa Interventionen im Zusammenhang mit dem Zerfall von Familien.

Trotz der anhaltenden, scheinbar nicht enden wollenden Produktion fehlerhafter Forschungsergebnisse, die auf dem Defizitmodell der Männlichkeit basieren, gibt es Hinweise darauf, dass Männlichkeit tatsächlich gut für die psychische Gesundheit ist. Untersuchungen meiner Kollegen und anderer Gruppen haben ergeben, dass Männlichkeit mit einem höheren Selbstwertgefühl und einer positiven Einstellung , einem geringeren Depressionsrisiko und einem geringeren Suizidrisiko einhergeht . Weitere Forschung dieser Art könnte möglicherweise dazu beitragen, Suizidpräventionsstrategien realistischer und effektiver zu gestalten.

Leider ist die männliche Psychologie in der Ausbildung und im therapeutischen Bereich oft blind. Wo dieses Thema überhaupt zur Sprache kommt, wird es meist im Kontext negativer Männlichkeitsvorstellungen wie hegemonialer Männlichkeit, toxischer Männlichkeit oder der Patriarchatstheorie behandelt. Um das Narrativ "Männlichkeit führt zu Suizid" zu ändern, müssen Universitäten und therapeutische Ausbildungsstätten die Verantwortung dafür übernehmen, ihren Studierenden eine fundierte Ausbildung in männlicher Psychologie zu vermitteln. Nur so können Studierende und Auszubildende später effektiver mit Problemen wie Suizid umgehen, die nach wie vor überproportional viele Männer und Jungen betreffen.




3. Seit 2001 berichte ich über die wachsende Gewaltbereitschaft unter Teenagerinnen, die dem beliebten Trend widerspricht, eine Neigung zur Gewalt allein bei jungen Männern sehen zu wollen. Inzwischen rekrutieren in Schweden kriminelle Banden zunehmend Teenagerinnen für brutale Taten bis hin zu Auftragsmorden. Gegen etwa 280 Mädchen zwischen 15 und 17 Jahren wurden dort vergangenen Jahr Ermittlungsverfahren wegen Mordes, Totschlags oder anderer Gewaltverbrechen eingeleitet. "Die Welt" berichtet unter der Schlagzeile " Die 15-Jährige konnte wählen, ob sie auf die Tür oder den Kopf des Opfers zielt. Sie wählte den Kopf."

"Mädchen werden oft als Opfer dargestellt", sagte der schwedische Justizminister Gunnar Strömmer im April. "Aber ihre Beteiligung an kriminellen Kreisen ist viel verbreiteter als wir lange angenommen haben."

(…) Die schwedische Polizei bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass ihr nur wenige Daten und Untersuchungen zur Rolle von Frauen und Mädchen im organisierten Verbrechen vorliegen. Schwedens Nationaler Rat für Verbrechensvorbeugung arbeitet derzeit an einer eingehenden Studie zur Art der Verbrechen, die von Frauen und Mädchen begangen werden, sowie zu der Gewalt, der sie andererseits ausgesetzt sind. Die Schlussfolgerungen sollen im Oktober veröffentlicht werden.

KSAN, der Dachverband von Organisationen, die sich mit Drogen- und Alkoholmissbrauch von Frauen und deren Folgen befassen, erklärte in einem im März veröffentlichten Bericht, Mädchen könnten "eine treibende Kraft sein und kriminelle Aktivitäten erleichtern". Zugleich seien sie oft "selbst Opfer und zutiefst gefährdet".

Dasselbe gilt für Jungen, bei denen die Opfer-Erfahrungen ebenso sehr ausgeblendet werden wie bei Mädchen die Rolle als Täter.



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