Schweiz: SBB veranstaltet Tagung zum "Schienensuizid" – und weicht dem zentralen Thema aus
Die SBB haben eine Tagung zum "Schienensuizid" veranstaltet, machen dabei aber einen großen Bogen um den geschlechtsspezifischen Aspekt dieser Selbsttötungen: Es handelt sich weit überwiegend um Männer. Dies beklagt der Männerforscher Walter Hollstein in der Basler Zeitung:
Auf eine diesbezügliche Frage antworten die SBB nicht. Überhaupt ist es schwierig, Informationen zu erhalten. Einer telefonischen Anfrage wird beschieden, das Ganze schriftlich einzureichen. Eingereicht – notabene ausführlich und präzis –, wird erbeten, das Ganze noch einmal genauer zu formulieren. Nach dezenter Kritik an diesem umständlichen Verfahren wird schulmeisterlich festgestellt, dass das überhaupt nicht umständlich sei. Die eigentliche Frage nach dem Männlichkeitsaspekt bleibt unbeantwortet. Das muss wohl abgebucht werden unter dem Stichwort "Arroganz der Staatsbetriebe".
(...) Es ist gut gemeint, wenn die SBB ihre Leute zur Suizidprävention anhalten; aber ein verzweifelter Mann wird sich nicht von einem SBB-Angestellten auf dem Perron von seiner Tat abhalten lassen. Vielmehr müsste der tiefere Zusammenhang von Suizid und Männerrolle gesellschaftlich angegangen werden. Das macht in der Schweiz aber niemand, nicht das Bundesamt für Gesundheit, nicht die Pro Juventute, nicht die Kirchen, auch nicht die Dargebotene Hand. Eben: niemand.
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