Professor Markus Meier: "Deshalb funktioniert die Große Koalition so lautlos effektiv männerfeindlich"
Dr. Bruno Köhler von MANNdat hat Professor Markus Meier, der aktuell mit seinem Buch "Lernen und Geschlecht heute" von sich reden macht, interviewt – hier einige Auszüge:
Geschlechterpolitik läuft in Deutschland zu stark nach dem Motto: Wenn Frauen irgendwo einen Nachteil haben, muss etwas geschehen, wenn Männer einen Nachteil haben, so gehört es sich einfach nicht, das anzusprechen, es ist entweder dämonisch oder lächerlich oder beides.
(...) Dass die neue Autonomie der Frauen nicht zu einer Emanzipation von Männern in Familiendingen geführt hat, dass also Frauenerwerbstätigkeit nicht zur Entlastung von Männern im Arbeits- und Stärkung im Familienbereich geführt hat, sondern mit viel akademisch-moralischem Blabla die Familie vollständig in die Deutungsmacht der Frauen überging, das ist, glaube ich, der eigentliche Knackpunkt des gegenwärtigen Geschlechterverhältnisses, da hakt es. Es wäre ja in den Siebzigern durchaus denkbar gewesen, z.B. eine Sorgerechtsquote für Väter einzuführen oder neben der Loyalitätspflicht auch die Alimentationspflicht abzuschaffen, das aber war politisch nicht angesagt.
(...) Durch die um sieben Jahre längere Lebenserwartung und das exponentielle Anwachsen des Altenüberschusses in der Bevölkerungspyramide werden die Interessen von alten Frauen das politische Klima in den nächsten Jahren zunehmend beherrschen, bei der letzten Hamburgwahl z.B. wählten schon zehn Prozent mehr Frauen als Männer! Steuerzahlende Männer zwischen 25 und 55 Jahren halten zwar ökonomisch das Rad in Schwung, sie entscheiden aber keine Wahlen (mehr). Männer und Väter sind als Wähler einfach uninteressant. PISA 2012 zum Beispiel bekennt erstaunlich freimütig, "since low-performing students [gemeint sind Jungen/Männer] are less likely to engage politically later on, the government has fewer incentives to unearth and examine the roots of their underperformance at school." (Genderreport, S. 20) Im Gegenteil, selbst eine Politik, die die leistungsfähigen Männer abhängt, kann sich darauf verlassen, dass die ihre Steuern trotzdem gesetzeskonform schön an den Staat abführen werden. Auch deshalb funktioniert die Große Koalition ja so lautlos effektiv männerfeindlich, das Ganze dem Wähler und der Wählerin natürlich verkauft als kleine Aufmerksamkeit nach jahrhundertelanger Benachteiligung etc.
Wie leben junge Männer und Frauen damit? Sie gehen das finanzielle, emotionale und soziale Risiko Ehe und/oder Kinderkriegen einfach nicht mehr ein, eine Gesellschaft stirbt sich selbst aus. Hat es noch nie gegeben
(...) Seit dem Verlust der sozialistisch-kommunistischen Utopien gerade auch der Intellektuellen haben die sich in so eine Anti-Männer-Utopie verrannt, die immer absurdere Züge annimmt. "Das weibliche Zeitalter bricht an, der große Mittag steht bevor, endlich wird alles gut und heil, frohlocket …" Und wie so oft in der Geschichte töten Utopien Mitmenschlichkeit – wo so viel Großartiges wächst, da darf man/Mann nicht zimperlich sein. Die Jungen sollen es sportlich nehmen, sobald der Feminismus die Welt verwandelt (konservativ) und revolutioniert (progressiv) hat, ist sowieso alles für alle gut, bis dahin ist es jetzt nur noch eine kleine Zeit … Und wer dann die Propheten und Prophetinnen der Neuen Zeit kritisch befragt, der ist dann schnell nicht nur kritisch, sondern "hate-speecher", Menschenverachter, Rechtsradikaler, ein Feind Gottes fast.
(...) Insgesamt gilt: Männer müssen sich solidarisieren und bei diesem Thema und für ihre Söhne (und Töchter), ihre Schüler (und Schülerinnen), ihre Studenten (und Studentinnen) zusammenstehen. Männer müssen Jungenthemen genauso selbstbewusst und selbstverständlich artikulieren, wie dieses für Frauen und Mädchenthemen inzwischen comme il faut ist. Der Vorteil der Feministen bei dem Thema ist ihr 40-jähriger Vorsprung, ihre Bereitschaft, wissenschaftliche Standards politischer Agitation unterzuordnen, ihre Utopiebeseeltheit mit entsprechendem Marschiertrieb und, damit zusammenhängend, inzwischen ihre pure Masse aus Überzeugten und Mitläufern. Was es den Männern schwer und leicht zugleich machen sollte: Es gibt keine Alternative!
Das Interview ist in Gänze lesenswert.
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