Mittwoch, April 01, 2015

FOCUS: "Feindbild Antifeministen zeigt: Feminismus hat seine besten Zeiten hinter sich"

Für den FOCUS stellt der peinliche Beitrag Luise Puschs zur Germanwing-Katastrophe eine historische Zäsur dar. Bisher, berichtet FOCUS-Autor Alexander Kissler, habe er sich gegenüber diesen Frauen Sympathien bewahrt.

Seit der vergangenen Woche aber ist der Feminismus in seine historische Phase eingetreten. Nur im Museum (und an manchen Universitäten, was manchmal dasselbe ist) können wir ihm künftig begegnen. Er hat sich aus der Gegenwart ebenso entschlossen verabschiedet wie aus dem Raum des Argumentierens und Räsonierens. Er hat nur Ressentiments und Rückzugsgefechte zu bieten. (...) Feminismus, das war einmal. Ihn heute noch ernst nehmen, hieße bei den Kelten anfragen, wie man zum Mars gelangt.


Aber nicht nur Luise Puschs männerfeindlicher Amoklauf bringt Kissler zu dieser Ansicht – sondern auch das derzeit von feministischen Ideologen liebevoll gehegte Feindbild Antifeminismus:

Eine 1981 gegründete "Zentraleinrichtung zur Förderung von Frauen- und Geschlechterforschung" (ZEFG) hat ein neues, ein letztes Arbeitsfeld entdeckt: den Kampf gegen den "Antifeminismus". (...) Defensive ist jetzt angesagt und Destruktion. Die "Antifeministen" werden als der neue Feind ausgemacht. Ihnen, den Kritikern von Gender und Gleichstellung, widmet das ZEFG ein "Werkstattgespräch" mit klarer Zielsetzung: Feministische "Gegenstrategien" sollen gefunden werden, denn "Antifeministen" tun schlimme Dinge.

Mit dem "Antifeminismus" hat der akademische Feminismus, noch immer staatlich alimentiert, eine finale Spielwiese gefunden. Er definiert sich nun im Gegenüber, im Kontra, im Ablehnen, nicht länger im Aufbauen und Fordern. Er kapituliert vor seinen eigenen Ansprüchen. Der Versuch, mit dem "Antifeminismus" einen Straftatbestand des Denkens zu etablieren, ein künftiges hate crime, zeigt, wie rasch und endgültig dem Feminismus die Felle davon geschwommen sind.


Kisslers Beitrag wurde zuvor auch im Cicero veröffentlicht.

Genderama hatte am Wochenende darüber berichtet, wie verheerend die Reaktionen nicht-ideologisierter Leser auf Luise Puschs Artikel ausfielen. Nach dem massiven Steuerbetrug Alice Schwarzers hätte es ihre "Emma" dringend nötig gehabt, in der Öffentlichkeit wieder an Ansehen zu gewinnen. Stattdessen ist sie durch den Pusch-Beitrag noch einmal tiefer in den Keller gekracht. Schauen wir uns einmal in einer kleinen Blog- und Presseschau die Reaktionen der letzten Tage an, über die Genderama noch nicht berichtet hat:

Brauchen wir eine Quote für Amokläuferinnen? fragt Hannah Lühmann in der "Welt":

Jetzt hat die "Emma" diesen Text veröffentlicht, geschrieben von der Bloggerin und Linguistin Luise Pusch, der so schlimm und doof und peinlich zu sein scheint, dass man zunächst gar keine Lust hat, ihn wiederzugeben. (...) Die Angehörigen haben sicher gerade anderes zu tun als darüber nachzudenken, ob ihre getöteten Kinder als "Schüler" oder "Schülerinnen" bezeichnet wurden (...).Jeder Anlass, ganz gleich wie gravierend, so der Eindruck, ist der "Emma" recht, um laut "Frauenquote!" zu rufen. (...) Aber das ist der Punkt, der einem Unbehagen bereitet: dass genau die Feministinnen, die sich eigentlich aufmachen müssten, den Biologismus zu bekämpfen, der sich ja in ihrer Wahrnehmung allzu oft gegen die unterdrückten Frauen richtet, dass genau diese Frauen nun so argumentieren, als wäre Geschlecht ein Risikofaktor per se.


Das Handelsblatt berichtet über die Empörung darüber, dass der Männerhass der "Emma" auch angesichts der aktuellen Katatrophe keine Pause einlegt:

Die "Emma" instrumentalisiere das Unglück für ihre politischen Forderungen und erweise dem Feminismus damit einen Bärendienst, so die fast einhellige Meinung der empörten Kommentatoren. "Geschmacklos", "ekelhaft", "zum Schämen" sind nur einige der Attribute, die das Social Web für Puschs Kommentar fand. Freilich könnte man nun einwenden, von einer Mitbegründerin der feministischen Sprachkritik, die in einem feministischen Magazin veröffentlicht, keine andere Perspektive erwarten zu dürfen.


In Österreichs Standard kommentiert Birgit Baumann, obwohl sie die Forderung nach einer Frauenquote im Cockpit allen Ernstes "berechtigt" findet:

Dass (...) jemand ein solches Unglück ausschlachtet, um Forderungen nach einer Frauenquote Nachdruck zu verleihen – da fehlen einem die Worte. (...) Es ist kein Unglück, das monatlich vorkommt und aus dessen Häufigkeit sich geschlechterspezifische Schlüsse und ein Handlungsauftrag ergeben. (...) Es ist an Geschmacklosigkeit nicht mehr zu überbieten, sogar angesichts einer Katastrophe, bei der tote Männer und Frauen gleichermaßen betrauert werden, eine solche Forderung zu erheben. Diese Kampagne wird auf Kosten der Opfer und ihrer Angehörigen geführt.


Auf der Journalistenplattform Opinion Club sieht Volker Warkentin die Dinge ähnlich, wenn er abenteuerliche journalistische Reaktionen auf den Absturz analysiert:

Auf die Spitze getrieben hat es taz-Chefredakteurin Ines Pohl. "Fast scheint es, als könnte Deutschland endlich die dringende Sehnsucht erfüllen, auch mal eine Katastrophe für sich zu beanspruchen", twitterte Pohl kurz nach dem Absturz, als die Medien noch über eine technische Panne als Ursache spekulierten. Pohls kaltschnäuzige und menschenverachtende Einschätzung ist an Zynismus nicht zu überbieten, zumal Holocaust, Nazi-Diktatur und deutsche Teilung weit entfernt davon sind, verarbeitet zu sein. (...) Luise Pusch verstieg sich in der "Emma" zu der Forderung nach einer Frauenquote im Cockpit. Da Männer häufiger als Frauen zu Selbstmord und Amokläufen neigten, sei es an der Zeit, mehr Pilotinnen einzusetzen. "Die Opfer sind überwiegend Frauen, die Täter sind männlich", instrumentalisierte sie die Toten von Flug 4U 9525 zur Zementierung alter feministischer Klischees und löste mit ihrer Geschmack- und Pietätlosigkeit – auch unter "Emma"-Leserinnen – einen Sturm der Empörung aus.


Bei "eigentümlich frei" merkt der liberale Ideologiekritiker Ramin Peymani an:

Nach der Wortmeldung aus Alice Schwarzers Haus kann ich nicht mehr still bleiben. Sie steht nicht nur für einen amoklaufenden Feminismus, sondern setzt dem Treiben der vergangenen Tage die unrühmliche Krone auf. Sie offenbart, in welcher Verfassung unsere Medienlandschaft ist, und zeigt, wie niedrig die Hemmschwelle einer Zunft inzwischen liegt, die nicht ohne Grund immer weniger Ansehen genießt. (...) Als endlich erste kritische Stimmen aus dem eigenen Lager laut wurden und mancher bereits hoffte, der Ekel vor dem eigenen Abbild könne für den einen oder anderen Journalisten ein heilsamer Schock sein, setzte die Frauenzeitschrift "Emma" den neuen Tiefpunkt. Zwar stammt der von ihr veröffentlichte Artikel von einer feministischen Bloggerin, doch kommt in der begeisterten Übernahme und anschließenden Rechtfertigung durch die "Emma"-Redaktion die ganze Widerwärtigkeit einer enthemmten Ideologie zum Ausdruck, die ihren Auftrag offenbar darin sieht, Männer zu diskriminieren, zu verfolgen und zu diskreditieren. Doch damit nicht genug. Seit Freitag wissen wir, dass dieser aggressive Feminismus nicht einmal mehr davor haltmacht, menschliche Tragödien für die eigene Ideologie auszuschlachten.

(...) Die Pietätlosigkeit, mit der das Unglück von Europas Feministinnen ideologisch aufgearbeitet wird, ist kaum zu ertragen und hat einen veritablen Shitstorm ausgelöst. Doch statt zurückzurudern, sich zu entschuldigen oder die Schmiererei wieder von der Seite zu nehmen, gefällt sich die "Emma"-Redaktion darin, eine Rechtfertigungsarie anzustimmen. Als ließe sich hieraus eine Absolution für menschenverachtendes Verhalten ableiten, schallt es uns seit Sonntag von der Webseite entgegen, die Zeitung "Schweiz am Sonntag" würde doch dasselbe fordern. (...) Emma und Co haben in diesen Tagen viele Unterstützer verloren. Doch um einen Feminismus, der seine Weltanschauung über Empathie und Mitgefühl stellt, dessen Verbitterung nicht einmal Platz für eine pietätvolle Anteilnahme lässt, muss niemand trauern.


Die Autoren des linken Blogs Ruhrbarone stellen zu Beginn ihres Beitrags brav klar, dass sie natürlich auf keinen Fall den Feminismus kritisieren möchten – und zwar, weil sie "das Geschrei" vermeiden wollen, das andernfalls einsetzen würde – , sehen in Puschs Artikel dem unbenommen aber "eine polemische Reise in den Irrsinn".

Heute habe ich mich dann hinter den Hörer geklemmt und in der Redaktion von EMMA angerufen. Zweimal wurde nach meinem Namen gefragt – und eine lange Warteschleife dauerte an, während wohl geprüft wurde, ob Männer aus der Ruhrbarone-Redaktion tatsächlich noch ein Anrecht darauf haben, solche Fragen zu stellen. NACH DER REVOLUTION WIRD DAS ANDERS. Schließlich teilte man mir, und das in der Tat sehr freundlich, mit, ich solle bitte den Kommentar von Frau Schwarzer zu dem Kommentar von Frau Pusch lesen.


Unter der Überschrift Falsches wird auch durch Wiederholung nicht richtig schließt sich das Blog "Kritische Wissenschaft" dem Urteil an, dass eine Geschmacklosigkeit nicht dadurch aufgewertet wird, dass jemand anderes dasselbe äußert.

Der Autor des Blogs Der Jüngling schließlich erkennt in der "Leichenfledderei" Luise Puschs "feministisches Victim-Blaming", und der Verfasser des Blogbeitrags Sicherheitsrisiko Mann feministische Doppelmoral am Werk: Während die Genderstudien signifikante Unterschiede zwischen Frauen und Männern leugneten, seien diese Unterschiede plötzlich gravierend, wenn man damit Frauen einmal mehr als "bessere Menschen" darstellen könne.

Man muss Alexander Kissler also in beiden Punkten zustimmen: Ja, der Feminismus schafft sich gerade selbst ab, indem er zu einem Zeitpunkt, wo alle Kämpfe für Gleichberechtigung geführt worden sind, mit altbekannten Feindseligkeit im Leerlauf überdreht. Feministinnen hätten sich schon seit langen Jahren mit Mämnern zusammentun können, um eine bessere welt für BEIDE Geschlechter anzustreben. Stattdessen nutzt frau lieber noch so entsetzliche Vorfälle aus, um einen ideologischen Geländegewinn zu erkämpfen. Und ebenfalls ja: Das ZEFG und alle anderen Institutionen, die von dieser Ideologie leben, können gegen "Antifeminismus" so lange wettern, wie man will – das ändert nichts daran, dass immer mehr und mehr Menschen nicht länger bereit sind, den feministischen Hass unkommentiert hinzunehmen. Wenn der Hass das einzige ist, was von einer Ideologie übrig bleibt, sieht sie nun einmal ganz fürchterlich alt und hässlich aus.

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