Donnerstag, Januar 22, 2015

Frankreich streitet: Superhelden-Gangbangs von Meinungsfreiheit geschützt?

Auf Vice.com berichtet Alice Tchernookova über eine Debatte, die aktuell in Frankreich geführt wird:

Eine Wandmalerei mit vier Superhelden, die scheinbar eine Massenvergewaltigung vollziehen, hat in Frankreich für einen handfesten Skandal gesorgt. Auf der Wand—die in einem Krankenhaus in Clermont-Ferrand steht—sieht man Wonder Woman, wie sie von Batman in den Arsch gefickt wird, während ihr Superman gleichzeitig ins Gesicht spritzt. Auch Supergirl ist da und schiebt vorne noch eine Faust rein, während Flash in den Genuss eines Handjobs kommt.


(Inwiefern das Bild eine Massenvergewaltigung und nicht einfach Gruppensex darstellen soll, erklärt Tchernookova nicht.)

14 Jahre lang blieb dieser Wandschmuck unbeanstandet, aber nachdem er nun um Sprechblasen erweitert wurde, die ihn zu einer politischen Satire auf Frankreichs Gesundheitsministerin machen, hagelt es Proteste. Aber nicht jeder schließt sich der Empörung an:

Fans haben das Bild auf der Facebook-Seite verteidigt, indem sie auf Charlie Hebdo und das Prinzip der freien Meinungsäußerung verwiesen. Andere empfinden es als Doppelmoral, dass man den Propheten Mohammed in Comics karikieren darf, aber gleichzeitig die Finger von der Gesundheitsministerin lassen soll. So konnte man in einem der Kommentare lesen: "Steht denn Marisol Touraine über den Göttern? Denn über die kann man ja scheinbar Karikaturen machen ..."


Der Artikel wird von einem Interview mit einer empörten Feministin fortgeführt, das mit einer der schönsten Interviewfragen seit langem beginnt:

Hey Claire. Kannst du für jeden, der vielleicht ein bisschen langsam im Kopf ist und es nicht versteht, noch mal erklären, warum ihr die Wandmalerei entfernen lassen wolltet?


Mit anderen Worten: Könntest du meinen Leser, die nicht so schlau sind wie ich und einfach nicht kapieren, dass wir Feministinnen einfach Recht haben, noch einmal Nachhilfe geben?

Dafür erntet Tchernookova im Laufe des Gesprächs auch eines der schönsten feministischen Statements seit langem:

Wir finden es jedoch nicht so gut, dass wir die ganze Zeit unsere Augen offen halten und die Leute warnen müssen.


Nee, ist klar. Wie ungern ihr Feministinnen so etwas tut, merkt man an jedem einzelnen Tag.

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