Leserbrief (Emma Watson)
Der maskulistische Publizist Kevin Fuchs schreibt mir zu der Debatte über den Auftritt der "Harry-Potter"-Schauspielerin vor den Vereinten Nationen:
Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr bekomme ich den Eindruck, dass hinter dieser Kampagne mehr Grips steckt, als mir lieb ist. HeForShe - "Er für Sie" - was soll das heißen? Er steht für sie ein, er unterstützt sie, er hilft ihr, er setzt sich für sie ein – kurzum: so sieht ein richtiger Kerl aus. Also, wenn Du ein echter Mann bist, dann unterstütze die Frauen.
Emma Watson spricht davon, dass Männer auch unter Rollenkorsetts leiden würden. Komisch nur, dass der oben beschriebene weiße Ritter genau so ein Rollenkorsett ist. Ein von Rollenkorsetts befreiter Mann hätte halt die Frechheit, seine eigenen Nöte und Bedürfnisse in die Debatte einzubringen. Genau das ist aber nicht damit gemeint, wenn es heißt, Männer sollten sich am Geschlechterdiskurs beteiligen (so wie es Watson fordert). Gewollt ist, dass Männer sich Frauen anbiedern und ihre eigenen Bedürfnisse gefälligst hinten anstellen. Und das ist der Grund, warum Männer nicht mitmachen.
Putzig finde ich auch Watsons Anmerkung, dass, wenn es Männern besser geht, das doch automatisch den Frauen nutzen würde. Wen zum Teufel interessiert das? Sind Männeranliegen nur dann legitim, wenn es den Frauen nutzt? Männer sind nicht zur Frauenbeglückung da. Sie haben auch ein eigenes Existenzrecht.
Diese Kampagne ist perfide, weil sie hinter vorgetäuschter Gleichberechtigung auf ganz tradierte Männlichkeitsbilder zurückgreift (der verantwortungsbewusste Frauenbeschützer und -versteher), um Männer wieder für den Feminismus einzuspannen. Und es wird reihenweise Trottel geben, die darauf reinfallen, aber auch ein paar schlaue Trittbrettfahrer, die das für ihre eigene Öffentlichkeitsarbeit zu nutzen wissen
Darin zeigt sich wieder einmal, dass der moderne Feminismus nur noch von der Reinkarnation archaischer Geschlechterrollen lebt. Was anderes hat er nicht drauf. Würde man besagte Rollenkorsetts wirklich auflösen, gäbe es statt weißen Rittern nur noch Männer, die auch mal nach sich selbst sehen. "HeForShe" müsste dann halt ohne "He" auskommen. Wie wäre es zur Abwechslung mal mit "SheForShe"?
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