Mittwoch, Juli 23, 2014

Aktion: Genderama-Leser helfen der EMMA

Genderama-Leser Peter Trier wollte die junge Sofia nicht ihrer Argumentationsnot überlassen und hat deshalb die folgenden Ratschläge an die Kommentarspalte unter dem Artikel geschickt:

Liebe Sofia,

das Diskutieren ist grundsätzlich die falsche Strategie. Gefährlich sind nicht die mit den anzüglichen Sprüchen, sondern die, die mit sogenannten Argumenten kommen, weil die ihre patriarchalische Prägung verheimlichen bzw. sie ihnen nicht bewusst ist. Du solltest sie mit "Check your privelege" abblocken. Falls dein Kontrahent darauf beharrt, zu erfahren, was das für Privilegien sind, so mach ihm klar, dass es an ihm ist, diese kritisch zu reflektieren. Es wäre ja noch schöner, wenn Du seine Hausaufgaben an seiner Stelle machen müsstest. Lass Dich auf keinen Fall auf Einwände wie "Warum soll ich dafür haftbar gemacht werden, weil vor meiner Geburt Frauen unterdrückt wurden?" oder "Ich bin nicht verantwortlich für die Frauenunterdrückung in Saudi-Arabien" ein. Die Logik, auf die hier implizit oder explizit Bezug genommen wird, ist eine patriarchalische Erfindung, auch die Kategorien von Raum und Zeit. Bedenke, wie viele Verbrechen an Frauen ungeahndet bleiben, weil die Täter einfach nachweisen, dass sie zur fraglichen Zeit woanders waren.

Logik ist eine Erfindung des herrschenden Patriarchats und "the master's tools will never dismantle the master's house" (Audre Lorde). Zu hartnäckiges Insistieren auf konkrete Argumente solltest Du als sexualisierte Gewalt behandeln, denn die hat weder etwas mit Sex noch mit Gewalt im landläufigen Sinne zu tun. Mache dem Täter klar, dass er Deine Grenzen verletzt (ohne ihm dabei 'konkret' Rede und Antwort zu stehen), und wenn er uneinsichtig bleibt, bilde eine Unterstüzerinnengruppe und sorge für seinen Ausschluss aus der Tierrechtsgruppe.

Viel Erfolg!


Peter Trier bittet mich dabei um folgenden Hinweis: "Könnten Sie bei Bedarf bestätigen, dass der Ratschlag ironisch gemeint war? Leider sind in der Genderdebatte Satire und Ernstgemeinstes immer schwerer auseinanderzuhalten, und ich möchte nicht am Ende als Unterstützer des Konzepts Definitionsmacht dastehen."

Das tue ich hiermit gerne, obwohl ich bezweile, dass irgendjemand, der diesen Text liest, nicht sofort begreift, dass dieser Kommentar (so wie die gesamte Genderama-hilft-EMMA-Aktion) ironisch gemeint ... Moment. Ich sehe gerade, die zweite Hälfte dieses Kommentars hat es tatsächlich auf die EMMA-Website geschafft. So wie andere Ratschläge, von denen ich einige für ernst gemeint halte, andere nicht, die sich aber inhaltlich schon verdammt ähnlich sind – und sogar mehrere wirklich vernünftige Antworten.

Also gut, dann korrigiere ich mich: Ich bezweifle, dass irgendjemand aus der Männerbewegung nicht sofort begreift ... Moment noch mal. Ich sehe gerade, ich habe die Verschwörungstheoretiker vergessen. Aber auch gut, dann haben wir wenigstens alle unseren Spaß.

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