Lesermail (Opfermythen?)
Auf den Leserbrief von Hugo Waldem gibt es inzwischen eine Erwiderung der BASTA-Kampagne:
Es scheint nötig, einige Umstände bezüglich der Einwände von Herr Waldern klar zu stellen. Grundsätzlich galt und gilt für männliche Wehrpflichtige, dass sie kein Recht auf einen Arzt des gleichen Geschlechts haben und hatten. Auf unser Drängen hat die Bundeswehr nachgegeben und eingeräumt, es zu ermöglichen, falls es die Kapazitäten der Kreiswehrersatzämter hergeben (vgl. Wehrbericht 2009). Das war 2009, also über 50 Jahre nachdem die Wehrpflicht wieder eingeführt wurde. Da in den deutschen Kreiswehrersatzämtern aber dank einer Frauenquote über 90% Frauen arbeiten, ist auch das graue Theorie geblieben. Und auch nach 2009 gab es nie einen Merkzettel oder ähnliches, welcher die Wehrpflichtigen darüber informiert hätte. Ganz zu schweigen von dem Mut, den es einen 18jährigen kosten muss, diesen Schutz der eigenen Intimsphäre selbstbewusst einzufordern. Von denjenigen Männern, die schon als Kind missbraucht wurden und gezwungen wurden, sich intim berühren und penetrieren zu lassen, und deren Retraumatisierung wollen wir hier gar nicht sprechen. Es ist also falsch zu sagen, die Betroffenen hätten einfach ihre Rechte einfordern müssen, denn diese Rechte hatten sie nie!
Es ist zwar richtig, dass es die Kreiswehrersatzämter in dem Sinne heute nicht mehr gibt. Aber in den neuen Karrierecentern der Bundeswehr arbeitet noch immer das gleiche Personal, man benutzt die gleichen Methoden und behandelt Frauen und Männer immer noch gleich unterschiedlich. Alter Wein in neuen Schläuchen also.
Ob die Methoden bewusst zur Erniedrigung eingesetzt wurden, sei dahingestellt. Jedenfalls hat der damalige Leitende Medizinaldirektor Bernhard Rymus angeordnet, alle Wehrpflichtigen ohne Sichtschutz vor den Augen der weiblichen Beisitzer zu untersuchen. Es war also eine bewusste Entscheidung, die Männer hier unmenschlich zu behandeln. Auch sei auf dieses Video aus Australien verwiesen. Hier erläutert ein Offizier, erzwungene Nacktheit vor dem anderen Geschlecht als ein Mittel zu benutzen, um den Willen der Soldaten zu brechen.
Ob die Schilderungen in irgendwelchen Foren der Wahrheit entsprechen, kann man nicht überprüfen. Es gibt aber wissenschaftliche Studien zum Thema Musterung. So berichtet etwa die Pilotstudie "Gewalt gegen Männer" von exakt solchen Übergriffen. Und wir haben seit Jahren mit Männern zu tun, welche von weit massiveren Formen der Gewalt im Rahmen der Musterung berichten, als sie hier zur Sprache gekommen sind.
Offen bleibt auch, welchen Unterschied es machen soll, ob eine Person oder mehrere Personen die Entscheidung über die Verwendungsfähigkeit eines jungen Mannes treffen. Die Prozedur bleibt die gleiche. Auch dieser Einwand scheint also hinfällig.
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