Häusliche Gewalt: Geschlechterspezifische Schuldzuweisungen erschweren Hilfe für die Opfer
Gewalt hat langfristige Folgen, vor allem für die körperliche und psychische Gesundheit. Dazu hat das Robert Koch Institut (RKI) knapp 6000 erwachsene Männer und Frauen zwischen 18 und 64 Jahren zu ihren Erfahrungen innerhalb des letzten Jahres befragt. Ein wesentlicher Punkt dabei war die Gewalt in Beziehungen. Das Ergebnis lässt aufhorchen: Entgegen gängigen Annahmen sind demnach Frauen in Partnerschaft und Familie zwar "tendenziell häufiger Opfer", aber auch "signifikant häufiger Täterinnen von körperlicher und psychischer Gewalt im häuslichen Bereich".
Dabei seien die psychosozialen Charakteristika von Täterinnen und Tätern weit ähnlicher als vorher angenommen. Und Frauen erleben mehr psychische Gewalt durch den Partner – auch das widerspricht dem gängigen Klischee vom hauptsächlich prügelnden Mann.
Ein großer Aufschrei war die Folge. Warum? Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten sich eines anderen Instrumentariums bedient, als es in bisherigen Studien üblich war. "Genderunsensibel" sei das, und "wissenschaftlich unzulänglich", auch hätte das RKI ein "einseitiges Erkenntnisinteresse", so Prof. Dr. Monika Schröttle. Solche Vorwürfe gehen über eine normale wissenschaftliche Auseinandersetzung weit hinaus. Ganz demokratisch veröffentlichte das RKI diese Stellungnahme auf seiner Webseite. Aber anstatt nun in eine Debatte einzusteigen entschuldigte es sich bußfertig für die Genderunsensibilität. Die Gegen-Stellungnahme der an der Studie beteiligten Forscherinnen und Forscher blieb jedoch unveröffentlicht.
Hier geht es weiter mit dem großartigen Artikel von Ralf Ruhl.
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