Donnerstag, Februar 13, 2014

Offener Brief: Jörg Kachelmann liest ARD die Leviten

Der bekannte Meteorologe Jörg Kachelmann wurde von der ARD-Talksendung "Nachtcafé" zur Teilnahme an einer Sendung zum Thema "Gesellschaftsspiel Klatsch" eingeladen. Darauf reagiert er nun mit einer Antwort, die sich gewaschen hat und die er dankenswerterweise auch Genderama zur Dokumentation zur Verfügung gestellt hat. (Der Brief ist auch auf Jörg Kachelmanns Facebookseite zu finden.)

Vielen Dank für Ihre Anfrage. Nein. Aber lassen Sie mich bitte etwas weiter ausholen und begründen.

Ich hatte meinen letzten Auftritt als Moderator in der ARD vor genau vier Jahren als meteorologischer Begleiter der Olympischen Winterspiele in Vancouver/Whistler. Das hat damals recht gut funktioniert und es gab mündliche (natürlich unverbindliche) Verabredungen, dass ich auch dieses Jahr in Sotschi dabei sein würde.

Als ich vor vier Jahren aus Kanada zurückkam, wurde ich verhaftet. Mit grosser kriminell anmutender Energie haben mich Staatsanwaltschaft und Gerichtsbarkeit in Mannheim mit allen Tricks verfolgt und versucht, zur Strecke zu bringen. Die Beweislage war so eindeutig zu meinen Gunsten, dass mich das Oberlandesgericht Karlsruhe nur fünf Wochen vor Prozessbeginn ohne irgendwelche Auflagen freiliess. Die Eindeutigkeit der Beweislage, die in den Medien völlig falsch widergegeben wurden, bringt mich dazu, die das Elend verursacht habende Lügnerin und Falschbeschuldigerin Claudia Dinkel (aus ihrem Sendereinzugsbegebiet) zivil-, allenfalls auch noch strafrechtlich zu begleiten. Es ist meine Aufgabe, meine Familie, vor allem meine Kinder davor zu schützen, noch in Jahren lesen zu müssen, dass man "ja nicht wisse, wie es damals genau war" und dass es "nur ein Freispruch zweiter Klasse" war. Ich werde bis zu meinem letzten Atemzug darum kämpfen, diesen Unsinn aus der Welt zu schaffen.

Der SWR hat in seiner Berichterstattung wie fast alle Medien erst vor-, nach dem Urteil nachverurteilend die Zeit während und nach Mannheim begleitet. Sie (der Sender) haben von Anfang an klar für die Lügnerin und Falschbeschuldigerin Dinkel Partei ergriffen. Vor diesem Hintergrund ist es zynisch, wenn dieser Sender mich zu einer Sendung einlädt, die sich fragt, "wo Grenzen überschritten und Menschen verletzt" werden. Sie bezeichnen Klatsch als Gesellschaftsspiel. Es ist kein Spiel.

Ihre Chefs können Ihnen beantworten, welche Wirkung Klatsch hat. Ich hätte ihnen gerne erzählt, welche lustigen Räubergeschichten die versammelten geldgierigen Bunte-Frauen erfunden haben, um einen beim Leser und Patricia Riekel speichelflusssteigernden Effekt zu erzeugen und so ein bisschen schöneren Reibach zu machen. Ihr oberster Chef hat in einem Gespräch Ende 2011 zwar keinen Zweifel gelassen, dass er durchaus den Freispruch zur Kenntnis genommen hat, aber auch: "Wir müssen uns vorstellen, welche Bilder die Leute vor Augen haben, wenn Sie im Fernsehen wären."

Sehen Sie, Frau Dierks, eine solche Wirkung hat Klatsch, wenn die eigenen Chefs geltungssüchtige Narzissmus-Beamte sind, die gerne wichtige Anliegen aus dem Hause Burda und Springer übertragen und 2010 und 2011 schon gespürt haben, was opportun ist und in vorauseilendem Gehorsam gehandelt haben im Sinne derer, die die Bilder gemalt haben, die für die Zuschauer so schröcklich wären. Um die Nibelungentreue ihrer Fernsehbeamten zu dokumentieren, hat die ARD über "Jauch" drei enge Springer-Freunde gegen meine Frau und mich in die Schlacht geworfen, um mich möglichst zu provozieren und irgendwie hinzubekommen, dass ich womöglich doch noch den berühmten Mannheimer Schalter umlege, den ich nun leider wirklich nicht habe.

Nach 18 Jahren des Arbeitens für die ARD hat es der Sender nicht einmal hinbekommen, sich in irgendeiner Form für den Menschen zu interessieren, der Opfer einer Falschbeschuldigung wurde. Über diesen Erfolg kann sich Frau Dinkel in der Tat ins Fäustchen lachen: die Bonsai-Quislinge aus der ersten Reihe haben ihre Falschbeschuldigung wunschgemäss umgesetzt - kein Besuch, kein Brief, keine Solidarität. Was Klatsch nicht alles schafft, Frau Dierks. Da werden sogar Menschen verletzt.

Diese Feigheit vor der Unschuld ist mitverantwortlich für meine heutige Situation. Manche Menschen denken: Welcher Arbeitgeber würde einen langjährigen Mitarbeiter fallenlassen, wenn da nichts dran wäre. Das ist zwar eine falsche Kombination, denn die Menschen kennen nicht wie ich die Voraussetzungen, die man haben muss, um in der ARD nach ganz oben zu kommen: Feigheit, Mittelmässigkeit, Verschlagenheit und eine sabbernde Lust, auch irgendwie zu den Grossen dazuzugehören, können nicht schaden - das heutige Programm der Mut- und Lustlosigkeit ist ein treues Abbild. Damit zusammenwächst, was zusammengehört, sind Bild und Bunte dabei, wenn Jauch einen Weinberg hat, Pilawa in Afrika ist und Hofer einen Käfer hat.

Deswegen muss ich es als Demütigung empfinden, wenn ich nun zu irgendwelchen Motto-Talkshows eingeladen werde. Wahrscheinlich soll ich als nächstes noch Schweizer Kandidat für "Einer wird gewinnen" sein. Wenn Ihre Chefs wenigstens die Herzensbildung eines abgetauten Kühlschranks hätten, wüssten sie, was sie mit mir gemacht haben und sie hätten wenigstens die Gnade, mich in Ruhe zu lassen. Bis ans Ende aller Tage. Ich will von der ARD und ihren angeschlossenen Seifensendern nichts mehr hören, nie mehr.

Vielleicht war das auch für Ihre Chefs ein bisschen lange und unverständlich. Um sicherzugehen, dass ich verstanden werde, möchte ich noch kurz zusammenfassen. Ich nehme Sie, Frau Dierks, ausdrücklich aus, die Sie mir eine freundliche Email geschrieben haben. Für Ihre Chefs möchte ich leicht abgewandelt eine amerikanische Diplomatin zitieren: Fuck the ARD.

Herzlich


Die ARD hatte sich in ähnlicher Weise, wie sie von Jörg Kachelmann hier beschrieben wird, auch schon einmal mit einer Sendung über Männerrechtler blamiert. Die Abgestumpftheit dieser Sendeanstalt gegenüber zentralen moralischen Fragen ist insofern in der Tat bemerkenswert.

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