Lesermail (kostenlose Umarmungen)
Genderama-Leser Robert P. schreibt mir in Ergänzung zu dem Blogbeitrag über die Schließung eines "Kuschelhauses", worüber zuvor Telepolis berichtet hatte:
Über den Kommentarbereich von Telepolis bin ich vorhin auf die sog. "Free Hugs Campaign" aufmerksam geworden, die vor etwa zehn Jahren von dem Australier Juan Mann (sic!) gegründet wurde.
Mann hatte sich 2004 mit einem Schild "Free Hugs" in der Innenstadt von Sydney aufgestellt, und jedem eine kostenlose Umarmung angeboten. Nach eigener Darstellung kam ihm die Idee dazu, als er einige Monate zuvor, unter Depressionen leidend, auf einer Party von einem Fremden einfach so umarmt worden war ("It was greatest thing that ever happened.").
Prompt wurde er von den australischen Behörden unter Druck gesetzt, er solle entweder seine Aktion unterlassen, oder aber eine Haftpflichtversicherung über 25 Millionen $ (!) abschließen - für "mögliche Schäden", die durch seine Umarmungen entstehen könnten. Dank einer Petition, die von 10.000 Bürgern unterzeichnet wurde, konnte Mann jedoch seine Kampagne fortsetzen, die damit sogar weltweit bekannt wurde. Die Free Hugs Campaign wurde auch außerhalb Australiens von den Behörden immer wieder mißtrauisch beäugt; in Saudi-Arabien wurden zwei Männer, die kostenlose Umarmungen anboten, prompt von der Religionspolizei eingesperrt, 2007 trug sich dasselbe in Jordanien zu, und auch in China geht der Polizeistaat gegen die verdächtigen Free Hugs vor.
Zwei Dinge sind bemerkenswert:
1. Es scheint für die staatlichen Autoritäten eine ungeheuerliche Gefahr darzustellen, wenn ein Mann einen wildfremden Menschen mit dessen Einverständnis einfach mal so an sich drückt: Nette Umarmungen könnten nach Behördenmeinung Schäden in Höhe von bis zu 25 Millionen $ verursachen, und im allerschlimmsten Fall könnte es sogar zu SEX kommen!
2. Wenn Männer angeblich unsensibel und rücksichtslos sind - wieso sind es dann eigentlich immer Männer, die auf die charmante Idee kommen, jemanden freundlich in den Arm zu nehmen?
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