Leserbrief (Maskulistische Filmkritik 2)
Genderama-Leser Joachim T. schreibt mir:
Während/nach Deiner Filmkritik habe ich mir – unbeinflusst in der Auswahl und aus reiner Nostalgie – einige alte Serien aus den 80ern angesehen: Der ganz normale Wahnsinn (1979), Monaco Franze (1981) und Der Sonne entgegen (1984). Eine Zeit also, in der laut Feminismus der Mann noch Patriarch war und die Frauen unterdrückt.
Falls Du Zeit und Lust hast, sieh doch mal rein. Es ist erstaunlich, welches damals unter der ach so bitteren Männerherrschaft von Mann und Frau geherrscht hat: In jeder der Serien sind die Frauen in den Haupt- und wichtigen Nebenrollen die Mächtigen. In jeder der Serien sind die Männer zwischen ein bisserl dumm und kompleter Versager angesetzt. Ausnahmen (wie den Luca in "Der Sonne entgegen") gibt es natürlich auch, aber da handelt es sich schon eher um eine asexuelle Person.
Die Frage ist: Für welches Publikum wurden diese sehr erfolgreichen Serien (Drehbücher von Monaco Franze immerhin von Patrick Süskind) in einer Zeit der permanenten Frauenunterdrückung geschrieben, in denen Frauen die Guten, Gerechten, Weisen, Gebildeten sind und Männer die Gehetzten, Getriebenen, Süchtigen, Dummköpfe, Aufschneider usw?
Eine historische Filmkritik wäre sehr spannend. Und da "Monaco Franze" ja doch ziemlich gut bekannt ist, vielleicht nimmst Du Dir dafür ja mal Zeit?
Tut mir Leid, dich in dieser Hinsicht enttäuschen zu müssen, Joachim. Eine historische maskulistische Filmkritik wäre ein Mammutprojekt, und aus mehreren Jahrzehnten einige Filme und Serien punktuell und zufallsmäßig herauszugreifen reizt mich nicht. Das Ganze könnte man höchstens als Buch aufziehen, aber schon die Autoren von weniger exotischen filmwissenschaftlichen Büchern werden nicht mit Geld, sondern mit Freiexemplaren bezahlt. (Es mag Ausnahmen wie Georg Seeßlen geben.) Für gelegentliche Analysen auf Genderama interessieren mich nur Filme aus den Jahren 2012 und 2013.
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